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Marilyn Bennett (Mrs. Lovett), Frank Dolphin Wong (Sweeney Todd)

Nur für Erwachsene

01. Mai 2008

Von den Musicalbühnen in Hagen und Mönchengladbach - Musical in NRW 05/08

Zwei Theater abseits der großen Metropolen, die sich seit Jahren um die Kunstform Musical verdient gemacht haben, verdienen wieder einmal die ungeteilte Aufmerksamkeit des Genre-Liebhabers: die städtischen Bühnen in Mönchengladbach und Hagen.

Das Theater Hagen bringt dabei das Kunststück fertig, zeitgleich mit der Hollywood- Verfilmung seine Version von Stephen Sondheims "Sweeney Todd" zu spielen ... Diejenigen, die sich auf beide „Experimente“ einlassen, werden sich wundern, wie nahe beide Fassungen an der Original-Broadway-Aufführung von 1979 sind.

Natürlich kann Hagen nicht mit einem charismatischen Star wie Johnny Depp aufwarten. Aber Frank Dolphin Wong , der sich als mordender Barbier nicht nur an Richter Turpin rächt, der ihm einst seine Frau und die noch ungeborene Tochter weggenommen hatte, ist natürlich stimmlich dem Hollywood-Mimen überlegen – und lehrt uns auch ganz ohne Großaufnahmen von aufgeschlitzten Kehlen das Gruseln. Peer Palmowskis versteht es zudem mit seinem dem Original nachempfundenen Bühnenbild, bei dem die Umbauten in die Handlung integriert sind, die Atmosphäre der Londoner Hinterhöfe um 1900 stimmungsvoll zu treffen. Und Stephen Sondheims, vom Dirigent Steffen Müller-Gabriel kongenial umgesetzte, durchkomponierte Partitur gehört nun mal zu den Sternstunden des amerikanischen Musik-Theaters.

Genauso blutrünstig geht es zurzeit in Mönchengladbach zu, wo man auch nicht gerade mit seinen Sprösslingen (unter 12) einen Theater-Abend planen sollte.

Denn Julian Crouch und Phelim McDermotts Erwachsenen-Version des Struwwelpeters, "Shockheaded Peter", nehmen Dr. Heinrich Hoffmanns Kinderbuchvorlage von 1844 wortwörtlich bei der Schere. Regisseur Reinhardt Friese erzählt uns mit genauso kindlich-boshafter Freude wie der Autor diesen pädagogischen Albtraum, der in den 60er Jahren aus den Kinderzimmern der Antiautoritäts-Generation verbannt wurde. Um die makabren Botschaften herum komponierte der Engländer Martyn Jacques und seine „The Tiger Lillies“- Punk-Band eine von rauhen Tom Waits-Rhythmen, Anklängen an Kurt Weill und Zigeunerweisen durchzogene Musik mit anarchischen Texten. Und so verbrennt Paulinchen durch einen genialen Flammenkleid- Einfall der Kostümbildnerin genauso makaber, wie die "bösen Buben" mit ihren Baseballschlägern den "Struwwelpeter" in die beklemmende Nähe des klaustrophobischen "Clockwork Orange" rücken. Immer begleitet von den zynischen Sprüchen eines schwarz-gewandeten Herren (großartig wie das ganze Ensemble: Tobias Wessler), der all die expressionistischen Stummfilm-Bösen von Nosferatu über Dr. Caligari bis hin zu Dr. Mabuse in sich zu vereinen scheint.

Theater Hagen, Infos:
www.theater.hagen.de, nächste Vorstellungen: 23.5. und 22.6.

Theater Mönchengladbach, Infos www.theater-kr-mg.de,
Nächste Vorstellung: 3.6 und ab September im Theater Krefeld

Rolf-Ruediger Hamacher

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