„Verzaubert“, das Internationale Queer Filmfestival wird volljährig. Im März und April wird das Festival zum 18. Mal durch die Nation touren und in Berlin, Frankfurt, München und natürlich auch der schwul-lesbischen Hochburg Köln gastieren. Vom 26. März bis zum 2. April kann man sich im Cinedom zahlreiche Filme ansehen. Doch nur wenige davon werden demnächst regulär in den hiesigen Kinos zu sehen sein. Das Gros der Filme wird man sicherlich nur hier und jetzt zu sehen bekommen: Kleine Independent-Filme über schwul-lesbische Liebe, die Probleme des Coming Outs, romantische Verstrickungen oder gesellschaftspolitische Hintergründe.
Gute Chancen auf einen regulären Kinostart hat sicher dieser Film, der bei „Verzaubert“ bereits im Wettbewerb zu sehen sein wird. Die starbesetzte Verfilmung von Bret Easton Ellis‘ („American Psycho“) Roman „The Informers“ von Gregor Jordan wartet mit Kim Basinger, Billy Bob Thornton, Amber Heard, Winona Ryder, Mickey Rourke und Chris Isaak auf. Der kaum handlungsorientierte, dafür umso atmosphärischere Film konfrontiert uns mit den für Ellis üblichen oberflächlichen Beziehungen in einer hedonistischen Welt. Das Ganze spielt sich im Los Angeles der 80er Jahre ab. Tatsächlich bilden die 80er Jahre einen kleinen Schwerpunkt des diesjährigen Festivals. Nicht nur „The Informers“, sondern auch der Film der Closing Night, „The Mysteries of Pittsburgh“, spielt in den 80ern. In der Literaturverfilmung des Romandebüts von Michael Chabon stürzt der junge Protagonist während eines Sommers der Umbrüche in die Wirren der Liebe und weiß bald gar nicht mehr, ob er eher Frauen, eher Männer oder beide gleichermaßen liebt. Wie bereits in „The Informers“ ist hier Jon Foster auf der Leinwand zu sehen, ihm steht Nick Nolte als sein in dunkle Machenschaften verstrickter Vater zur Seite – beziehungsweise gegenüber. Bereits der Eröffnungsfilm „The Man who loved Yngvie“, eine Coming Out-Story aus Norwegen, ist in den ausgehenden 80er Jahren angesiedelt. Das Debüt von Regisseur Stian Kristiansen begleitet Jarle. Er will anders sein und spielt in einer Punkband. Die Feinde in der provinziellen Heimatstadt sind somit schnell ausgemacht. Auch der neue Klassenkamerad Yngvie scheint klar auf der anderen Seite zu stehen: Er hört lieber Musik der New Wave-Romantiker „Japan“ um den androgynen David Sylvian und ist im Tennisverein. Aber Jarle kann sich dem selbstbewussten Auftreten des Neuen nicht entziehen und entdeckt ganz neue, tiefe Gefühle an sich. „New Wave“ von Gaël Morel und mit Béatrice Dalle erzählt die Geschichte andersherum. Hier ist der Punk der coole Neuling in der Klasse, auf den der brave Eric sofort abfährt.
Über 80 Filme werden in der Festivalwoche zu sehen sein. Dazu gibt es die internationale Kurzfilmnacht „Gay Propaganda Night“ und „The Elle Word“, die lesbische Kurzfilmnacht. Und natürlich wird auch die obligatorische Festivalparty am Samstag und das Katerfrühstück am Sonntagmorgen die Kinobesuche adäquat umrahmen.
Verzaubert: Internationales Queer Filmfestival
Cinedom I Im Mediapark 1 I 26.3.-2.4.I www.verzaubertfilmfest.com
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