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Martin Wolkner präsentiert Filmfestival homochrom
Foto: Julia Gründer

Von politisch bis poetisch

17. Oktober 2011

Martin Wolkner präsentiert Ende Oktober zum ersten Mal das Filmfestival homochrom – Festival 10/11

Im November steht der zweite Geburtstag der Filmreihe homochrom vor der Tür. In mittlerweile fünf Städten flimmern einmal im Monat schwule Filmhighlights über die Leinwand. Doch bevor homochrom zwei wird geht Organisator Martin Wolkner noch einen Schritt weiter und wagt sich an ein eigenes Festival.

engels: Ende Oktober wird zum ersten Mal das Filmfest homochrom in Köln und Dortmund veranstaltet, wie sind Sie auf die Idee gekommen ein solches Festival ins Leben zu rufen?

Im letzten Jahr fiel das schwul-lesbische Filmfestival „Verzaubert“ in Köln überraschend aus, da kam die Presse auf mich zu und fragte: „Du machst doch diese Filmreihe, wenn es mit dem „Verzaubert“ nicht weitergeht, wärst du dann bereit dafür in die Bresche zu springen?“ Ich hatte vorher einige Europapremieren gesehen von Filmen, die ich unbedingt nach Deutschland holen wollte und nach der Frage arbeitete es in mir: kann ich so was machen, wie geht das? Ich habe dann Fördergelder beantragt, habe Absagen bekommen und überlegt, kann ich das auch mit einem kleinen Minibudget machen. Mit viel Überwindung habe ich mich dann dazu durchgerungen es einfach mal zu versuchen.

Woran lag es, dass Sie keine Fördergelder bekommen haben?
Für manche Sachen haben wir uns einfach zu spät beworben. Bei anderen haben wir ohne jede Begründung Absagen bekommen, zum Beispiel von der Filmstiftung NRW. Ich hatte große Hoffnungen darauf gesetzt, weil die Filmstiftung eigentlich auch dafür da ist, die Kinovielfalt in NRW zu stärken und Projekte wie unseres zu unterstützen. Glücklicherweise ist dann kurzfristig das Kulturbüro der Stadt Dortmund eingesprungen und hat uns ein bisschen Geld in einer Kooperation angeboten. Daher kann das Festival jetzt auch in Dortmund stattfinden.

Was können die Besucher vom ersten homochrom Filmfestival erwarten?
Trotz des kleinen Budgets haben wir ein internationales, bunt gemischtes Programm auf die Beine gestellt. Zum Beispiel zeigen wir die Deutschlandpremiere von „Dunno Y“, da gibt es den ersten schwulen Bollywoodkuss zu sehen. Und wir haben die Europapremiere von dem trashigen Transenfilm „Ticked off Trannies with Knives“ im Programm, der überaus amüsant ist und ein bisschen an „Kill Bill“ erinnert. Ich habe dafür gesorgt, dass es ein buntes Programm ist mit schwulen und lesbischen Filmen, die sowohl das junge als auch das ältere Publikum ansprechen. Außerdem werden dotierte Zuschauerpreise vergeben, der lange Chromie, für den besten Langfilm, und der kurze Chromie, für den besten Kurzfilm in der langen Kurzfilmnacht, da können die Besucher dann aktiv mitmachen und abstimmen.

Ein Themenschwerpunkt liegt auf Indien ...
Ja, Indien ist ein Land wo sich gerade sehr viel tut. Bis letztes Jahr gab es dort noch eine 10jährige Haftstrafe für Homosexualität. Im vergangenen Jahr gab es dann diesen ersten schwulen Bollywoodfilmkuss in „Dunno Y“. Im Frühjahr wurde „I am“ veröffentlicht, eine Dokumentation, in der hauptsächlich Frauen in Indien zu ihrer Homosexualität befragt wurden. Ebenfalls aus Indien ist der Kurzfilm „You can`t curry love“. Das ist eine total süße Romanze, die auch ein bisschen versucht aufzuklären, wie die indische Kultur funktioniert. Diese drei Filme geben einen Überblick, wie in anderen Kulturen mit Homosexualität umgegangen wird.

Wie der Name homochrom schon sagt, ist das Festival hauptsächlich für Homosexuelle, ist es denn auch für Heterosexuelle empfehlenswert?
Ja, natürlich. Der Eröffnungsfilm „2 Frogs in the West“ ist eher ein Coming-of-Age-Film. Ich habe ihn als Eröffnungsfilm ausgewählt, um zu zeigen, dass wir ein offenes Festival sind. Filme können generell alle Menschen ansprechen, sie sind ja nicht nur für eine Sexualität gedacht. Auch der Abschlussfilm „La Mission“ von und mit Hollywooddarsteller Benjamin Bratt ist kein ausgesprochen schwuler oder sexueller Film. Er erzählt die Geschichte von einem Latino-Vater, der mit seinem schwulen Sohn nicht zurechtkommt. Da geht es um Identität, Familie und Zusammengehörigkeit.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von homochrom?
Ich hoffe erstmal, dass am Ende des Festivals eine schwarze Null steht und wir dann ein bisschen mehr Fördergelder für das nächste Jahr bekommen. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn die Leute einfach Spaß am Festival und der sonstigen Filmreihe haben.

1. Filmfest homochrom I
21.-23.10. im Filmforum NRW Köln
28.-30.10. in der Schauburg Dortmund

weiter Informationen erhalten Sie unter www.homochrom.de

Julia Gründer

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