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Drehortbesichtigung von Wenders und Lemardelé
Foto: Lemardelé / Splitter Verlag

Comic und Film Hand in Hand

02. Oktober 2023

Von, für und über Erwachsene – ComicKultur 10/23

Comic und Storyboard verbindet eine große Verwandtschaft. Ersteres ist eine fast zur selben Zeit wie der Film entstandene Form des sequentiellen Erzählens in Bildern, Letzteres ist ein Hilfsmittel zur Realisierung eines Filmprojektes. Auf diesen Verbindungslinien gleitet der Comic „Das Storyboard von Wim Wenders“ von Stéphane Lemardelé wunderbar entlang: Ein Storyboarder wird für schwierig zu planende Szenen und Dreharbeiten herangezogen, um als Orientierungspunkt eine gezeichnete Vorstellung des geschnittenen Films zu liefern. Wim Wenders fragt Lemardelé für die Eröffnungsszenen von „Every Thing will be fine“ (2015), die u.a. in Kanada auf einem gefrorenen See gedreht werden sollen. Lemardelé macht daraus wiederum einen Comic. Obendrein gibt es Auszüge aus dem originalen Storyboard sowie Szenen von den Dreharbeiten (Splitter). Nicht ganz so tief geht „Klassiker der Filmgeschichte“ von Thébaudeau und Gambin ins Thema. Der Band galoppiert durch die Filmgeschichte, liefert Infos zu Klassikern und deren Kontexten und erzählt jeweils in kurzen Anekdoten von Entstehung und Produktion. Aufgrund der französischen Provenienz mit leichtem Überhang französischer Filme, was für Cineasten aber in Ordnung sein sollte. Ein hübsches Coffee Table-Book (Splitter).

Noch ein Filmthema: Der Anime-Meister Hayao Miyazaki hat 1983, kurz vor der Gründung seines einflussreichen Studios Ghibli, mit „Shunas Reise“ seinen einzigen Manga realisiert. Als solcher eher ungewöhnlich, weil durchgehend farbig, kaum mit Sprechblasen, sondern mit Erzähltext ausgestattet und auch zeichnerisch sehr eigen, findet man in der märchenhaften Fabel zahlreiche Figuren und Topoi, die später in seinen erfolgreichen Filmen auftauchen. Für Miyazaki-Fans ein unverzichtbares Frühwerk (Reprodukt). Für Comicfans hingegen ein Muss ist „Letztes Wochenende im Januar“ von Bastien Vivès. Die Geschichte eines Zeitensprungs, die ausgerechnet auf dem bedeutendsten Comicfestival der Welt in Angoulème spielt, da der männliche Part ein älterer, uncooler Comiczeichner wie aus dem Buche ist. Ironie des Schicksals: Vivès machte zuletzt Schlagzeilen, weil er wegen Pädophilie-Vorwürfen gegen seine Comics als Hauptgast von Angoulème ausgeladen wurde. Aber in diesem Comic ist glücklicherweise niemand minderjährig (Schreiber & Leser).

Christian Meyer-Pröpstl

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