Dass die Dänen in einer Umfrage zu den glücklichsten Bewohnern Europas zählen, passiert so häufig, dass es eigentlich keine Neuigkeit mehr ist. Egal ob die EU-Kommission, eine Universität oder ein privates Institut fragt: Stets leben in den skandinavischen Ländern, allen voran in Dänemark, die zufriedensten Menschen Europas. Doch woran liegt das? Forscher haben in den vergangenen Jahren zwei entscheidende Faktoren ausgemacht: Geld und Gene.
Zwar macht Geld alleine nicht glücklich. Doch die jährlichen Umfragen der EU-Kommission zur Zufriedenheit der Bürger zeigen: Wohlstand spielt eine wichtige Rolle. In den Ländern Südeuropas, die von der Finanzkrise besonders hart getroffen wurden, ist die Lebenszufriedenheit zwischen 2003 und 2013 deutlich gesunken. Bei möglichen Antworten zwischen 0 (überhaupt nicht zufrieden) und 10 (sehr zufrieden) ist der Glückswert der Spanier von 6,7 auf 5,9 gefallen. Der italienische Wert rasselte von 6,2 auf 5,1 hinunter. Den stärksten Abstieg zwischen 2003 und 2013 verzeichneten die Griechen. Deren Lebenszufriedenheit sank von 5,6 auf 3,9. Im Vergleich dazu steht Dänemark mit Werten zwischen 8,6 und 8,9 immer konstant auf dem ersten Platz.
Doch nicht nur das liebe Geld ist entscheidend. Im vergangenen Jahr haben Forscher der britischen Universität Warwick herausgefunden, dass das dänische Erbgut potenziell besonders glücklich macht. Um die Gene verschiedener Völker miteinander zu vergleichen, haben der Ökonom Eugenio Proto und der Sozialwissenschaftler Andrew Oswald den „genetischen Abstand“ zu Dänemark mithilfe von Studien aus 131 Ländern analysiert. Ihre erste Erkenntnis: Je weiter das Erbgut vom dänischen entfernt ist, desto unglücklicher ist die Bevölkerungsgruppe. Andere Faktoren, wie Lebensumstände, Religion oder Kultur, wurden hierbei herausgerechnet.
Im zweiten Schritt haben die Forscher eine bestimmte Genmutation betrachtet, die den Transport des Glückshormons Serotonin hemmt. Das erstaunliche Ergebnis: Dänen, egal ob sie in Dänemark oder woanders leben, leiden im Vergleich zu Personen aus 29 anderen Ländern besonders selten unter der Mutation. Ihre Glückshormone werden also sehr zuverlässig transportiert. Auch bei Niederländern, die in der Glücksforschung ebenfalls regelmäßig Spitzenplätze belegen, kommt die Genmutation selten vor. Die Forscher betonen allerdings, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um einen kausalen Zusammenhang einwandfrei zu belegen.
Deutschland schneidet bei Glücksstatistiken auch nicht schlecht ab. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern ist unser Glückswert in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Gepaart mit der Information, dass die glückshemmende Genmutation in Deutschland etwas seltener ist als im europäischen Vergleich, könnte das zu der Erkenntnis reichen: Eigentlich können wir uns glücklich schätzen.
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