Wenn schon schäbig, dann auch richtig. Das Gnadenbrot, das der Trägerverein des Prinz Regent Theaters in Bochum seiner Intendantin Romy Schmidt angeboten hat, ist an Verachtung kaum zu überbieten. Schmidt, deren dreijähriger Vertrag im Sommer 2018 endet, wurde nach mehrmonatigen Querelen eine Verlängerung um gerade mal ein Jahr angeboten. 2019/20 soll die Intendanz dann neu besetzt werden. Mit Wertschätzung hat ein solches Angebot nichts zu tun. Die einjährige Gnadenfrist hätte dem Trägerverein die nötige Zeit für die Ausschreibung und die Gespräche mit Bewerbern verschaffen sollen. Romy Schmidt hat dieses Angebot jetzt abgelehnt mit dem berechtigten Hinweis, dass ihrer Arbeit offenbar „perspektivisch kein Vertrauen“ zugesprochen werde. Das ist freundlich ausgedrückt.
Der schäbige Akt setzt den Schlussstrich unter eine sechsmonatige Farce. In die Bredouille geraten war der Trägerverein unter Leitung von Ex-Prinz-Regent-Chefin Sibylle Broll-Pape nämlich bereits im Herbst 2017, als er Romy Schmidt nach sehr erfolgreichen Jahren die Nichtverlängerung aussprach. Es ging ein Sturm der Entrüstung durch die Theaterlandschaft. Vorwürfe der Vetternwirtschaft wurden erhoben, die Broll-Pape ihr Amt im Trägerverein kosteten. Eine Mediation unter Peter Landmann, dem früheren Leiter der Kulturabteilung im Ministerium für Familie, Kultur und Sport, schien für Entspannung zu sorgen. Ein Trugschluss. Als Grund für die jetzige Trennung wurden in der Presseerklärung des Trägervereins nicht ästhetische Gründe genannt: Angeblich vertrete das Regieteam um Romy Schmidt „die Auffassung, dass Meinungsverschiedenheiten zwischen Verein und Leitung in der Öffentlichkeit ausgetragen werden müssen“. Romy Schmidt hat dem in einer eigenen Presseerklärung widersprochen und ihre Abschied zum Ende der Spielzeit 2017/18 angekündigt. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen.
Es geht auch anders. Der Trägerverein des Landestheaters Neuss agierte bei der Neubesetzung der Intendanz professioneller als die Kollegen in Bochum. Nachdem die derzeitige Amtsinhaberin Bettina Jahnke für die Spielzeit 2018/19 ans Theater Potsdam berufen wurde, hat man sich im Rheinland für eine Findungskommission entschieden. Aus den vorgeschlagenen drei Kandidaten wurde Caroline Stolz ausgewählt. Die 40-jährige Regisseurin studierte Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Bochum und Bonn. Von 2008 bis 2014 war sie Leiterin der Spielstätte Wartburg und Hausregisseurin am Staatstheater Wiesbaden, von 2014 bis 2017 künstlerische Direktorin für Oper und Schauspiel am Theater Pforzheim. 2017 übernahm sie die Schauspieldirektorin am Theater Trier, dem kurz zuvor der Intendant wegen Budgetüberschreitung abhandenkam. Da Caroline Stolz erst zur Spielzeit 2019/20 ihr Amt antreten kann, übernimmt der derzeitige Chefdramaturg Reinar Ortmann die kommissarische Leitung des Rheinischen Landestheaters. Man kann einen Intendanzwechsel also auch geräuschlos und professionell managen.
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