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Das Prinz Regent Theater in Bochum
Foto: PRT

„Drittes Baby“ im Würgegriff

28. September 2017

Der Streit um die Intendanz der Prinz Regent Theaters – Theater in NRW 10/17

Nun soll es ein Mediator richten. Peter Landmann hat offenbar die schwierige Aufgabe übernommen, den erbitterten Streit um den 2018 endenden Intendantenvertrag von Romy Schmidt am Prinz Regent Theater (PRT) in Bochum zu schlichten. Als früherer Ministerialdirigent im Kulturministerium in Düsseldorf muss man ihm die Verhältnisse vor Ort nicht lange erklären. Da dürfte in der völlig verfahrenen Causa hilfreich sein. Zur Erinnerung: Am 31. August hatte Intendantin Romy Schmidt bei der Spielzeit-Pressekonferenz berichtet, dass ihr Vertrag vom Vorstand des Theatervereins Prinz Regent e.V. nicht verlängert worden sei. Schmidt sprach von Gründen, die „nicht nachvollziehbar“ seien. Der Vereinsvorstand behauptete später, dass das Vertrauensverhältnis zur Theaterleitung „irreparabel gestört“ sei. Am PRT schienen sich Leitungs- und Aufsichtsorgane bis zur Unbeweglichkeit verkantet zu haben.

Pikant ist allerdings, dass der Vereinsvorstand von Susanne Muthig-Beilmann und Sibylle Broll-Pape gebildet wird. Letztere hat als Schmidts Vorgängerin das PRT nicht nur mitgegründet, sondern auch von 1995-2015 geleitet. Seit 2015 ist sie Intendantin des E.T.A. Hoffmann Theaters in Bamberg, kann aber offenbar ihr selbsterklärtes „drittes Baby“ PRT nicht in die Selbständigkeit entlassen. Und auch wenn sie ginge, soll immer noch Sohn Max Pape Mitglied im Verein sein. „Das Wort ‚Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit“, schrieb schon Karl Kraus.

Mit dem Geplänkel Ende August war aber die Schlacht erst eröffnet. In Stellungnahmen gegenüber regionalen Medien wurde um die Deutungshoheit in Sachen Nichtverlängerung gerungen. Romy Schmidt sprach von Nichtverlängerung und „unkonkreten“ Verlängerungsangeboten, die ihr „sehr viel Wohlwollen“ abverlangt hätten. Muthig-Beilmann und Sibylle Broll-Pape konterten mit dem zerrütteten Vertrauensverhältnis und einem angeblichen Vertragsangebot, auf das Schmidt nicht reagiert habe. Inzwischen hat der Fall so ziemlich jeden Bochumer Kulturfunktionär zu einem Statement bewogen – in der Regel pro Romy Schmidt.

Privattheater, die ohne öffentlichen Tropf nicht überlebensfähig wären, sich aber als Vereine öffentlicher Kontrolle weitgehend entziehen, sind kultur- und ordnungspolitisch eine Katastrophe. Das PRT bekommt 233 000 Euro von der Stadt Bochum und 100 000 Euro vom Land NRW. Trotzdem bleiben beide bei der Wahl von Intendanz und Geschäftsführung außen vor. Erst jetzt wurden Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Landesfördermitteln in Sibylle Broll-Papes Intendanzjahren bekannt, die derzeit vom Landesrechnungshof in Düsseldorf geprüft werden. Viel zu spät. Solange die Prüfung läuft, gibt es keine neuen Mittel. Romy Schmidt hat nicht nur die Folgen auszubaden, sie musste als Geschäftsführerin offenbar alte Unterlagen nach Düsseldorf übermitteln, worin ein weiterer Grund für das interne Zerwürfnis liegen soll. Den Trägerverein umweht ein sehr fauliger Geruch und die Stadt Bochum täte gut daran, ihre Interessen weit nachdrücklicher als bisher deutlich zu machen.

Hans-Christoph Zimmermann

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