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Lässt mit seiner Band “Return to forever” galaktische Hymnen aufleben, Chick Corea
Foto: Mark Wohlrab

Ein Klavier, ein Klavier

30. Juni 2011

Das Klavierfestival Ruhr setzt sehr gelungen auch auf Jazz - Improvisierte Musik in NRW 07/11

Die sommerlichen Jazz-Events des Klavierfestivals Ruhr dominieren die Musiklandschaft an Rhein und Ruhr eindeutig. Gleich zwei Senioren auf der Generationen übergreifenden Liste der Protagonisten wabern - mehr oder weniger - zwischen den Polen von Jazz und Klassik: Unvergessen bleiben die Ausflüge des Pianisten Chick Corea in die Literatur Wolfgang Amadeus Mozarts, und der französische Pianist Jacques Loussier findet trotz großer Popularität dank seines Markenlogos „Play Bach“ doch nie die ungeteilte Anerkennung für seine Grenzer-Musik.

Chick Corea feiert seinen 70. Geburtstag auf dieser Tournee, die ihn über die ganze Welt führt. Nach seinem Konzert in Duisburg (am 11.07. in der Mercatorhalle) geht es gleich nach Montreux zum weltberühmten Jazzfestival. Corea hat seine originale Band „Return to Forever“ mit den Heroen Stanley Clarke und Lenny White eingeladen, dazu die unglaublichen Saitenvirtuosen Frank Gambale an der Gitarre und den französischen Rockjazzgeiger Jean-Luc Ponty. Das ergibt natürlich einen sentimentalen Rückblick auf die erste Version der verschiedenen Chick Corea Electric Bands, aber viele halten diese Besetzung trotz der hochkarätigen Nachfolger für unschlagbar.

Vor mehr als 50 Jahren gründete Jacques Loussier sein erstes Trio, das Bachs Musik den Swing lehrte – für Klassikhartliner ein Greuel. Aber 6 Millionen Tonträger verkauften sich von dieser umstritten süffig-akademischen Mixtur, die mittlerweile auch auf andere Komponisten übertragen werden konnte. Nicht nur Loussier selbst bearbeitete in der Vergangenheit „Klassiker“ von Beethoven bis Satie, auch junge Kollegen experimentierten jüngst mit romantischem Material und russischen Seufzermelodien. Loussier bleibt aber mit seinen just 81 Jahren das absolute „Original“ (am 14.07. im LHL-Museum in Hattingen).

Eigentlich war Benny Green, amerikanischer Tastenguru des Mainstream-Jazz, zum Klavierfestival gebeten. Eine ähnlich steile Karriere wie dem einstigen Art Blakey-Pianisten widerfuhr in der neueren Vergangenheit dem Walisischen Pianostar Gwilym Simcock, der als Solist oder in seinem Klaviertrio alle Festivals bespielte und in Konzerthallen geworfen wurde, die der junge Jazzstar damals gar nicht füllen konnte. Resultat dieses Powerstarts: Der Name Simcock war plötzlich in aller Munde. 2007 gastierte er bereits als Empfehlung des Meisters Chick Corea beim Klavierfestival Ruhr, weshalb es nun sehr sinnig erscheint, den jungen Artisten diesmal in einem unverbrauchten Kontext zu präsentieren.

Simcock trifft nun auf die aktuelle deutsche Jazztalentschmiede BuJazzO, das Bundesjazzorchester, welches an diesem Abschlussabend des Klavierfestivals (am 22.07. in Essens Philharmonie) vom amerikanischen Posaunisten Jiggs Wigham geleitet wird. Auch nach dem Ableben des Gründervaters Peter Herbolzheimer bleibt diese Institution die beste Kontaktadresse in der Jazzszene − musikalische Freundschaften halten sich oft über die gesamte künstlerische Entwicklung der jungen Musiker. Und Kontakte bedeuten Arbeit und Lohn, das bleibt auch in dieser international umkämpften Sparte „Jazzmusik“ so wichtig wie im wirtschaftlichen Leben.

Return to forever IV - "Hymn of the 7th Galaxy Tour" I Mercatorhalle Duisburg I Mo 11.7. 20 Uhr
Jaques Loussier Trio I LWL-Industriemuseum Hattingen I Do 14.7. 20 Uhr
Gwilym Simcock & das Bundesjazzorchester I Philharmonie Essen I Fr 22.7. 20 Uhr I www.klavierfestival.de

Olaf Weiden

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