Die Musentempel der Region locken ihre Gäste zum Saisonstart auf die philharmonischen Bühnen. Längst vorbei sind die Zeiten, da öffentliche Häuser parallel zur Oper im Sommer einfach ihre Tore schließen und nur dem Renovierungsbedarf ein Zeitfenster öffnen. Bei den Sommerbuchungen für Musical, japanische Showdrummer, Ballett und Zirkus schießt die im nächsten Jahr 30 Jahre alt werdende Kölner Philharmonie in der Belegungszahl den Vogel ab.
Essens Philharmonie versucht sich in zaghafter Dosierung mit Breakdancern, die einen Headspin zum Sound von Bachs Wohltemperierten Klavier in das philharmonische Parkett schrauben – ein Sprengsatz zwischen Jugend- und Hochkultur. In Essen und Köln drohen auch die Höhner mit Classic, ein bewährter Kassenschlager für die ganze Familie und Fans von rheinischer Gemütlichkeit mit Streichersound. Und Dortmunds philharmonische Stube lässt Rasta Thomas seine „Bad Boys of Dance“ das klassische Ballett abrocken – hier treffen Produkte von Lady Gaga auf die entrückte Musikwelt Vivaldis.
Nun sind dies aber nur Veranstaltungen von Gastagenturen, die nicht vom Hause selbst getragen werden. Wer Kasse machen will, der Eindruck drängt sich auf, kann nicht auf Klassik setzen: Die absurdesten Mischformen und Aufweichungen in populäre Strömungen bilden bei allen Events eine verbindende Konstante. Doch wie begrüßen die philharmonischen Tempel ihre Gäste? Sie könnten ihre Spielzeiteröffnungen, sozusagen mit Signalwirkung, mit einem besonderen Schmankerl attraktiv gestalten – vielleicht sogar festlich. Eine „Festliche Saisoneröffnung – Beethoven Neunte“ bietet allerdings explizit nur Dortmund an, mit dem ehrwürdigen Maestro Christoph von Dohnányi und dem Philharmonia Orchestra, dem ungekrönten „Britischen Nationalorchester“.
Dem Beispiel des benachbarten Aalto-Theaters mit seiner Tradition des „Tags der offenen Tür“ schließt sich die Philharmonie Essen an. Sie öffnet die Pforten auch für die ganze Familie mit einem eigenen Musikprogramm und erklärt auch die technischen Möglichkeiten des wandlungsfähigen Baus, bevor die Essener Philharmoniker als Hausorchester mit Mahlers Fünfter im Konzert Feststimmung verströmen.
In Köln deutet nur das Abo-Motto „Philharmonie für Einsteiger“ auf Aufbruch hin, hier wird gleich der Alltag gefeiert. In Köln ist nämlich immer Festspielzeit – so betont der Intendant. Mit der österreichischen Lautenistin Christina Pluhar, mehrfach preisgekrönt, und internationalen Gästen wird getanzt, gesungen und gefiedelt. Von Portugal startet die Mittelmeerreise mit mediterranen, völker- und kulturverbindenden Liedern und Tänzen. Den eher zarten Saitenklang der Theorbe wird das Temperament der Interpreten zu einem gebührenden Eröffnungsfest anfeuern: Einsteiger bitte einsteigen!
Kölner Philharmonie | Fr 21.8. 20 Uhr | L‘Arpeggiata, Christina Pluhar, Mísia, Nuria Rial | www.koelner-philharmonie.de
Philharmonie Essen | So 30.8. ab 12 Uhr | Tag der offenen Tür parallel zum Aalto-Theater | www.philharmonie-essen.de
Konzerthaus Dortmund | Mi 9.9. 20. Uhr | Philharmonia Orchestra, Christoph von Dohnányi | www.konzerthaus-dortmund.de
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