25 Jahre Stadtgarten: Das heißt nicht einfach, dass das Jubiläum irgendeines Konzertbetriebs gefeiert wird. Vielmehr bedeutet es, dass sich Kölner über 25 Jahre unermüdlichen Einsatz für unabhängige Musikkultur freuen können – sie sich mit anderen Worten also darüber freuen können, dass der Stadtgarten bis heute überlebt hat. Heute weiß er zwar als feste Größe die Musiklandschaft um wichtige Facetten zu bereichern, doch bedeutet Musik jenseits des Mainstreams immer auch einen Kampf um Publikum, Aufmerksamkeit und Toleranz. Dass die Kölner und viele Besucher anderer Städte den Stadtgarten auch deshalb zu schätzen wissen, zeigen Gespräche mit Konzertgängern im heimeligen Studio 672, dem Kellerclub des Stadtgartens: Dort spielte am 17. August das Newcomer-Duo „Cults“ aus New York, das sich dem Indie-Pop verschrieben hat.
Die meisten Studio-Besucher an diesem Abend sind nicht zum ersten Mal hier. Sabine (44) besucht oft Konzerte im Stadtgarten, zu dem ihr zuallererst einfällt: „Ich mag die Mischung hier – also sowohl die Mischung der Leute als auch die der Musik. Das Publikum ist sehr angenehm.“ Für sie lohnt es sich immer wieder, auf die Ankündigungen des Stadtgartens zu schauen und zu vertrauen – auch, wenn einem die Band oder der Musiker zunächst noch
unbekannt sein sollte: „Mir gefällt, dass der Stadtgarten so experimentierfreudig ist, man kann hier immer Neues kennen lernen.“ Auch die Räumlichkeiten machen einen Großteil des Stadtgarten-Charmes aus. „Das Studio hat eine tolle Größe mit schöner Clubatmosphäre, sodass man nicht damit rechnen muss, dass die Leute eine halbe Nacht vorher hier campieren“, sagt sie und lacht.
Tina (31) und Tanja (37) kommen extra aus Düsseldorf in den Stadtgarten, bereits zum zweiten Mal. In Düsseldorf gibt es für sie keine vergleichbaren Clubs in dieser Größenordnung, in denen man in kleinem Kreis entspannt Konzerten beiwohnen kann. Auch Marcel und Marius, beide Anfang zwanzig, sind gerne gemeinsam für Konzerte im Studio. Sie schätzen ebenfalls die intime Atmosphäre des Clubs, „schön klein, gemütlich halt!“ Doch fernab solch grundlegender Dinge fällt ihnen prompt noch etwas ein, das den
Stadtgarten darüber hinaus auszeichnet und durchaus nicht zu verachten ist: „Ich war mal wieder überrascht: Nur 1,60 das Kölsch hier!“
Barbara ist ebenso gerne im Stadtgarten, auf einem Konzert war sie nun allerdings zum ersten Mal. Doch auch sie liebt die Besonderheiten des Orts, die Umgebung, das Flair: „Die Lokalität ist einfach schön. Es ist so idyllisch, draußen wie drinnen, und so weitläufig. Ich finde es toll, dass der Stadtgarten ein solches kulturelles Angebot bietet, egal, was man nun im Einzelnen
davon annimmt oder nicht.“
Und schließlich trifft man im Studio 672 auch auf Weitgereiste, die herkommen, um Bands zu sehen, die sie nirgendwo sonst hören können. Heiko ist 38 und wohnt in Freiburg. Doch er besucht Köln immer wieder für einen Abend, um noch unbekannte Künstler zu sehen, die er für viel versprechend hält. Das Studio 672 im Stadtgarten ist zweifellos die kleinste Konzertstätte, die er bisher zu Gesicht bekommen hat. Aber: „Je kleiner, desto intimer und netter! Das ist genau die Live-Erfahrung, die ich haben will: Wenn man ohne Probleme bis vorne an die Bühne kommt.“
weitere Texte zum Thema:
Hurra, wir leben noch – Interview mit Reiner Michalke, dem Programmchef des Stadtgartens
Schmerzfrei – Der Stadtgarten in Köln feiert Geburtstag
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