Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Christina Kampmann
Foto: Catrin Moritz / Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Fahrlässiger Katastrophenalarm

24. November 2016

Streit ums Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater in NRW 12/16

Was darf’s sein? Investorenfreundlicher Abriss des Schauspielhauses und Neubau an anderer Stelle? Umnutzung des Stammhauses als Kongresszentrum und Beschränkung des Schauspiels auf das Probenzentrum Central? Oder Sanierung durch einen privaten Bauherrn? Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat immerhin gleich mehrere Ruinierungsalternativen parat, wenn es um die Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses geht. Ohne Not hat das SPD-Stadtoberhaupt eine Diskussion losgetreten, die nicht nur die anfallenden Sanierungskosten thematisiert, sondern gleich die Existenz des zweitgrößten Schauspielhauses der Republik.

Das Haus am Gustaf-Gründgens-Platz muss saniert werden, und zwar innen wie außen. Zum wiederholten Mal. Wieviel das kostet, wird derzeit noch ermittelt. Umso mehr erstaunt Geisels fahrlässiger Katastrophenalarm. Was der OB nicht laut sagt: Den Etat des Düsseldorfer Schauspielhauses wie auch den Aufsichtsratsvorsitz teilen sich jeweils zur Hälfte die Stadt Düsseldorf und das Land NRW. Und das gilt auch für die Sanierungskosten, wenn auch nicht exakt hälftig. Das Land beteiligt sich nur an der Renovierung im Innern – Dach und Fassade muss die Stadt alleine ausbessern. Nichtsdestotrotz – Stadt und Land gehen gemeinsam ins Obligo.

Vom Land ist derzeit allerdings nichts zu hören. Selten war ein Schweigen derart ohrenbetäubend wie das der NRW-Kulturministerin Christina Kampmann. Mehr als ihre öffentlich bekundete Überraschung hatte die Politikerin bisher nicht zu bieten. Zu einer Podiumsdiskussion mit dem OB und Schauspielhaus-Intendanten Wilfried Schulz schickte sie ihren Staatssekretär. Ein Armutszeugnis summa cum laude. Kampmann lässt sich derzeit von ihrem Parteikollegen Geisel nicht nur als schwächliche Ministerin vorführen. Sie akzeptiert auch unwidersprochen, dass ihr Co-Aufsichtsratsvorsitzender die Existenz exakt des Unternehmens infrage stellt, dessen Geschäftsführung er zum Besten des Betriebes eigentlich kontrollieren soll. Mehr noch. Geisel ruft offen zur Zerstörung des denkmalgeschützten Schauspielhauses auf, was bisher nur die oberste Denkmalschützerin des Landes NRW Andrea Pufke kritisiert hat, nicht aber die Ministerin.

Auch wenn sich inzwischen Teile von Geisels eigener Partei, aber auch Grüne und FDP für ein Ende des Streits stark machen – die Diskussion nimmt Züge einer Neiddebatte an. So haben SPD und Grüne Bürgeranleihen für die Sanierung ins Spiel gebracht. Nach dem Motto: Wem am Schauspielhaus etwas liegt, soll gefälligst auch Geld zur Verfügung stellen. Das ist der Beginn einer klientelorientierten Stadtpolitik. Dass der Intendant des Schauspielhauses Wilfried Schulz in einem Beitrag in der Rheinischen Post „die bürgerliche Vernunft und die eigentlich selbstverständliche Verantwortung für Kunst und Kultur der Stadt“ beschwört, zeigt letztlich, wie unbegreiflich oder wie „zukunftsweisend“ die kulturfeindliche Haltung des Düsseldorfer Oberbürgermeisters ist.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Offen und ambitioniert
Andreas Karlaganis wird neuer Generalintendant in Düsseldorf – Theater in NRW 12/24

Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24

Angst
Beobachtung eines Kritikers im Kindertheater – Bühne 02/23

Bessere Konditionen
EU stärkt Solo-Selbstständige im Theater – Theater in NRW 11/22

Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22

Freunde und Netzwerke
In Dortmund wurde ein neuer Festivalverbund gegründet – Theater in NRW 03/22

Die Macht, ihr Preis und die Tradition
Düsseldorfer Schauspielhaus feiert 50-jähriges Bestehen – Theater in NRW 01/20

Die Schaubühne als weibliche Anstalt
Theaterfrauen in und aus NRW ausgezeichnet – Theater in NRW 12/19

Mülheim war schon immer schneller
Roberto Ciulli bekommt den Theaterpreis Faust – Theater in NRW 11/19

Befristung der Ewigkeit
Der Kölner Intendant Stefan Bachmann verkürzt seinen Vertrag – Theater in NRW 01/18

Mäzene bitte melden!
Düsseldorf saniert sein Schauspielhaus mit Spenden – Theater in NRW 11/17

„Drittes Baby“ im Würgegriff
Der Streit um die Intendanz der Prinz Regent Theaters – Theater in NRW 10/17

Theater.

HINWEIS