Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Stefan Bachmann
Foto: Tommy Hetzel

Befristung der Ewigkeit

21. Dezember 2017

Der Kölner Intendant Stefan Bachmann verkürzt seinen Vertrag – Theater in NRW 01/18

Die Rente ist sicher! Gelegentlich trifft der Uralt-Satz auch auf Theaterintendanten zu. Vor allem dann, wenn sie quasi Verträge auf Lebenszeit hatten wie Claus Peymann, Frank Castorf oder auch Klaus Wagner am Theater Heilbronn. Stefan Bachmann, der Chef des Schauspiel Köln, war kurz davor, in diesen erhabenen Kreis einzutreten. Denn sein Vertrag mit der Stadt Köln sicherte ihm in einer Sonderklausel drei Spielzeiten im neu sanierten Haus am Offenbachplatz zu. Da die Stadt aber (weniger die beteiligten Unternehmen, wie gerne kolportiert wird) die Sanierung der Bühnen vor die Wand gefahren hat, verlängerte sich sein Vertrag quasi ins Unendliche. 2015 sollte die Sanierung eigentlich beendet sein. Das ist seit zwei Jahren Makulatur. Nach neuesten Berechnungen kann das Schauspiel frühestens zur Jahreswende 2022/23 wieder an den Offenbachplatz zurückziehen. Danach könnte Bachmann noch bis 2026 amtieren, dann wäre er 60 Jahre alt. Für die Frührente würde es also reichen. Doch wer weiß, ob bei der Sanierung nicht noch weitere Verzögerungen eintreten. Bachmann hat dieser Hängepartie jetzt ein Ende bereitet und seinen Vertrag aus eigenem Antrieb befristet – und zwar bis zum Ende der Spielzeit 2020/21. Dann ist endgültig Schluss.

Durch die Verzögerung seine eine Art „Ewigkeitsvertrag“ entstanden und das sei für die künstlerische Arbeit keine gute Voraussetzung, erläutert Bachmann im Gespräch. Der Kölner Schauspielintendant  sieht einen Unterschied zu Castorf und den Berliner Bühnen mit ihren zugespitzten Profilen. Die „Sexyness“ normaler Stadttheater läge gerade im Wechsel der Gesichter und der ästhetischen Handschriften. In der Regel treten Intendanten mit einem Fünfjahresvertrag in einer Stadt an. In Basel hatte Bachmann bereits nach diesem Zeitraum die Reißleine gezogen. In Köln hätte er sich durchaus 10 Jahre vorstellen können. Doch dann wäre sein Weggang mitten in den jetzt projektierten Umzug gefallen. Das wollte er seinem/r NachfolgerIn nicht zumuten und verkürzte auf acht Jahre. „Ich finde es eine solide Ausgangsbasis für einen Nachfolger oder einen Nachfolgerin“, so Bachmann, „den Betrieb ein bis zwei Jahre kennenzulernen und dann umzuziehen.“

Die Kölner Zeit dürfte Stefan Bachmann als eine ungewöhnliche im Gedächtnis bleiben. Nicht nur weil die Stadt für jeden Wahnsinn gut ist. Er hat zudem das Kölner Schauspiel nicht nur als Intendant und Regisseur geprägt. Er hat zugleich als Bauherr die Sanierung mitgesteuert und eine bisher nicht existente Interimsspielstätte eingerichtet. „Ich bin sehr stolz darauf, dass es gelungen ist, das Depot in Köln-Mülheim zu etablieren – auch gegen alle Warnungen“, sagt Bachmann, der für die noch verbleibende Zeit bis 2021 neue Impulse setzen möchte. Die Befristung gäbe ihm Kraft, einerseits noch einmal völlig neue, „sehr starke Regiehandschriften“ vorzustellen. Zugleich möchte er das Kölner Haus internationaler aufstellen. Nicht nur im europäischen, sondern möglicherweise auch einem globalen Kontext.

Hans-Christoph Zimmermann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24

Angst
Beobachtung eines Kritikers im Kindertheater – Bühne 02/23

Bessere Konditionen
EU stärkt Solo-Selbstständige im Theater – Theater in NRW 11/22

Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22

Freunde und Netzwerke
In Dortmund wurde ein neuer Festivalverbund gegründet – Theater in NRW 03/22

Die Schaubühne als weibliche Anstalt
Theaterfrauen in und aus NRW ausgezeichnet – Theater in NRW 12/19

Mülheim war schon immer schneller
Roberto Ciulli bekommt den Theaterpreis Faust – Theater in NRW 11/19

„Drittes Baby“ im Würgegriff
Der Streit um die Intendanz der Prinz Regent Theaters – Theater in NRW 10/17

Eine ausgewiesene Kulturfunktionärin
Isabel Pfeiffer-Poensgen ist neue NRW-Kultusministerin – Theater in NRW 08/17

Der Mann der Rekorde
Frank Hoffmann verlässt 2018 die Ruhrfestspiele – Theater in NRW 04/17

Friendly Fire
Düsseldorf kauft Rechte am Schauspielhaus – Theater in NRW 03/17

Fahrlässiger Katastrophenalarm
Streit ums Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater in NRW 12/16

Theater.

HINWEIS