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Breakfast on Pluto
Irland/Großbritannien 2005, Laufzeit: 135 Min., FSK 12
Regie: Neil Jordan
Darsteller: Cillian Murphy, Stephen Rea, Brendan Gleeson, Bryan Ferry, Liam Neeson, Eva Birthistle, Liam Cunningham, Gavin Friday, Ian Hart, Laurence Kinlan, Ruth McCabe, Ruth Negga, Steven Waddington, Conor McEvoy, Seamus Reilly, Sid Young

Kaum ein Film ist bei der Berlinale 2006 so enthusiastisch aufgenommen worden wie "Breakfast on Pluto". Neil Jordan erschafft eine faszinierend eindringliche Außenseiterfigur, die ein Höchstmaß an Sensibilität mit unglaublicher Souveränität und heiterer Willensstärke verbindet. Cilliam Murphy inkarniert mehr als überzeugend einen hochsensiblen jungen Transvestiten namens "Kitten", der nur eines sucht: Liebe und Zuwendung. Diese Gestalt ist gleich dreifach desorientiert: Sein männliches Geschlecht ist nicht das seine, seine Flucht von der irischen Provinz in die Metropole London der 60er und 70er Jahre konfrontiert ihn erneut mit Fremde, und die Suche nach seiner Mutter ist verzweifeltes Ausblicken nach möglicher Heimat. Und doch - und hier ragt der Film weit über ähnliche erzählerische Konstellationen hinaus - ist Kitten von unaufdringlicher Willensstärke, fremdartiger Schönheit und Eleganz, anmutig in Gesten und Worten fern jeder gekünstelten Sentimentalität. Er treibt durch das Labyrinth einer brutalen, aufdringlichen Welt und bleibt doch stets "rein" in einer Weise, dass man auf Literatur wie Dostojewskis "Idiot" zurückgreifen muss, um Stärke und Schlüssigkeit dieser Figur anklingen zu lassen. Neil Jordan ("The Good Thief ") schafft mit "Breakfast on Pluto" sein bisher stärkstes Werk. Sein unpathetischer und dünkelloser Held überlebt anstrengungslos unbeschadet in einer banalen und aggressiven, bestenfalls mittelmäßigen Welt. Der Kunstgriff, diese seine Stärke an das Thema der souveränen Geschlechtsüberschreitung zu binden, erklärt nicht zuletzt den durchgreifenden und ungeteilten Erfolg seines Films. Die Emanzipation des Sex verbindet sich hier in ungezwungener Weise mit faszinierender Andersartigkeit und gewaltloser Rebellion. Viele Songs der 60er und 70er orchestrieren das Werk und mobilisieren "nostalgische" Gefühle und Erinnerungen an eine Zeit, die noch optimistische und utopistische Zukunftsvisionen hatte.

(Dieter Wieczorek)

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