Contra
Deutschlnd 2020, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Nilam Farooq, Christoph Maria Herbst, Hassan Akkouch
>> www.constantin-film.de/kino/contra/
Gewitztes deutsches Remake
Gegenseitige Abhängigkeit
„Contra” von Sönke Wortmann
Schon bei seinem letzten Film „Der Vorname“ aus dem Jahr 2018 griff Erfolgsregisseur Sönke Wortmann auf ein französisches Original zurück. Denn sechs Jahre zuvor hatte das Autorenduo Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporteim unter dem gleichen Titel ihr Bühnenstück für die Leinwand adaptiert. Die exzellenten Dialoge, die die Handlung des knapp zweistündigen Disputs um die Namensgebung eines noch ungeborenen Kindes bestimmen, hatten es wohl auch Wortmann („Das Wunder von Bern“) angetan, der daraus ein deutsches Äquivalent zimmerte, das mit Stars wie Christoph Maria Herbst trefflich besetzt war.
Mit Herbst kollaborierte der Filmemacher nun auch bei seinem neuesten Film „Contra“, der wiederum ein Remake des gerade einmal zwei Jahre alten französischen Arthouse-Hits „Die brillante Mademoiselle Neïla“ ist, den Yvan Attal mit Daniel Auteuil in der Hauptrolle inszeniert hatte. Die vielschichtige Dramödie um das Aufeinandertreffen einer jungen Studentin mit Migrationshintergrund und eines von rassistischen Vorurteilen geprägten Universitätsdozenten hat aber durchaus das Potenzial, vor hiesiger Kulisse noch einmal neu erzählt zu werden.
Naima Hamid (wundervoll: Nilam Farooq) zieht den Missmut ihres Professors Pohl (gewohnt bissig: Christoph Maria Herbst) auf sich, als die Erstsemesterin verspätet im Vorlesungssaal erscheint. Eine rassistische Hasstirade bricht über die Muslimin herein, die von anderen Studenten mitgefilmt und im Internet verbreitet wird. Um das bevorstehende Disziplinarverfahren gegen den Dozenten abzumildern, soll dieser Naima für einen Debattierwettbewerb coachen und der Universität dadurch zu mehr Renommee verhelfen. Widerwillig müssen sich die beiden gegensätzlichen Menschen nun aufeinander einlassen.
Das Grundgerüst des Films ist das eines Buddy-Movies, bei dem scheinbar unvereinbare Charaktere miteinander zurechtkommen müssen. Doch „Contra“ bietet darüber hinaus noch weit mehr, denn die hier angesprochene Thematik der rassistischen Vorurteile, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund oftmals abgestempelt werden, noch bevor man die dahinterstehende Person kennengelernt hat, ist nach wie vor brandaktuell. Gerade angesichts der immer wieder die Nachrichten bestimmenden Terroranschläge islamistischer Extremisten, werden Menschen mit arabischen Wurzeln oftmals mit diesen Verbrechern über einen Kamm geschoren.
Die Tatsache, dass es in „Contra“ um die Kunst der brillanten Rhetorik geht, verleiht dem Film weitere spannende Aspekte. Wie schon in Attals Original reihen sich auch in Wortmanns Variante exzellente Rededuelle und Schlagabtausche aneinander, so dass das Zusehen zu einer einzigen intellektuellen Freude wird. Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet, und selbst der von Anfang an als kleinkariertes Arschloch eingeführte Universitätsprofessor wird in Christoph Maria Herbsts glaubwürdiger Interpretation am Ende zu einem differenzierten Charakter, den man verstehen kann.
(Frank Brenner)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Die leisen und die großen Töne
Start: 26.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025
Armand
Start: 16.1.2025