Into the Wild
USA 2007, Laufzeit: 148 Min., FSK 12
Regie: Sean Penn
Darsteller: Emile Hirsch, Catherine Keener, William Hurt, Vince Vaughn, Marcia Gay Harden, Hal Holbrook, Kristen Stewart
Basierend auf dem echten Leben!
Kevitt (2), 02.04.2014
Sean Penn, der namhafte Macher des Films sagte einmal im Interview: „Wissen Sie, was ich glaube? Dass wir in eine Welt hineingeboren werden, in der sich niemand die Zeit nimmt, der zu werden, der er ist – und all diese Menschen, die nicht sie selbst sind, verletzen die wenigen Menschen, die sich diese Zeit nehmen.“ - Christopher McCandless war einer jener Menschen, die sich diese Zeit nehmen wollten. Verletzt durch die Menschen - die nicht sie selbst sind - zieht es ihn auf einen Pfad zurück zu den Wurzeln des menschlichen Seins.
2007: In einem sensiblen Portrait verfilmte Sean Penn das Leben des im Wohlstand geborenen Studenten Christopher McCandless (hier verkörpert durch Emile Hirsch). Ein 22 -jähriger Student der mit allen gesellschaftlichen Konventionen bricht - sämtliche Ausweise, Pässe und Kreditkarten eines durchgenormten Philistertums aufgibt, um in der Wildnis Alaskas Einklang und Unmittelbarkeit zu erfahren. Die Erleuchtung jedoch, kostete ihn einen hohen Preis.
Der Film baut auf der gleichnamigen Reportage von Jon Krakauer auf. In weiteren Rollen sind u. a. William Hurt, Vince Vaughn, Jena Malone und Kristen Stewart zu sehen. Die musikalische Untermalung des Films, entstammt zum Größten Teil der Feder des US-Musikers Eddie Vedder. Die Stimmung des Soundtracks ist passend, dennoch hätte der Film an einigen Stellen etwas mehr Ruhe vertragen. Des Weiteren steht der Film dem Leben des Hauptprotagonisten völlig unkritisch gegenüber. Verzweifelte und besorgte Eltern, Familie, große Chancen auf Karriere und sozialen Aufstieg werden völlig unreflektiert zur Vergangenheit erklärt. An dieser Stelle also zwei kleinere Mankos in einer ansonsten eher makellosen Landschaft.
Ganzheitlich betrachtet ist „ Into the Wild“ ein absolut sehenswerter Film der zum Nachdenken anregt und dem Zuschauer einen besonderen Blickwinkel auf unsere Gesellschaft und unseren Bezug zum Leben an sich bietet. Die Geschichte lebt vom Panorama. Eine Reise die nicht nur in die Wildnis Alaskas führt. Sie führt auch in die Herzen eines Jeden, der sich in einer immer schneller werdenden Welt immer schneller entscheiden und orientieren muss um ein Kleinod an Ruhe und Freiheit zu wahren. In der beeindruckenden Natur wird deutlich was Sean Penn zum Ausdruck bringen will: Das Leben der Mensch hat sich von der Natur entfremdet. Er muss ihre Gesetzte erst neu verstehen lernen. An der Quelle des echten Lebens steht nichts als der nackte Mensch unter dem blanken Antlitz der Natur. Und die Natur holt sich zurück was ihr gehört.
kant laesst gruessen
kopego (10), 24.04.2011
wie muss oder wie darf eine fiktion erscheinen, die unsere praktische vernunft darstellt? die es wagt, die theoretische geistige freiheit in eine praktische umzusetzen? die auch noch für eine masse von menschen verstaendlich ist, damit sich ihr innerer freiheitsdrang angesprochen fuehlt? und gleich wird dieser freiheitsdrang wieder vom scheitern bedroht. das ist schade. dieses spezielle tatsachendrama hat leider ein tragisches ende gefunden. als ver-sinn-bildlichung waere mir eine positiv endende vision lieber gewesen. warum bleiben siddhartas oder gandhis (mahatma), ideen oder personen, immer auf halber strecke im sumpf des >gewoehnlichen< stecken? Ist es so gewagt, anzudeuten oder gar zu zeigen, dass ein individuell gedachtes wertegerüst, das auf der goldenen regel beruht, eine freiheit erschliessen könnte, die weder absurd noch unrealistisch waere noch ist?
Wie gewagt ist es, anzunehmen, dass eine isoliert errungene freiheit sich in unserer welt nur in isolation verwirklichen laesst?
ganz stark
waschsalon (19), 02.02.2009
danach und während des films und auch heute noch eine vision:
frei von konsum,frei von gesellschaftlichen verpflichtungen,frei von zivilisation.
die kredikarte durchschneiden,den rucksack aufschnallen und einer ungewissen,aber freien
und manchmal einsamen zukunft entgegen.
meine grösste bewunderung.
eddie vedder,sean penn:chapeau!
Lord Byron und sein Gefolge
Typewriter (7), 08.10.2008
Zwar läuft der Film nicht mehr im Kino, allerdings ist er gerade frisch auf Kauf-DVD erschienen und ich habe mich doch dazu entschlossen, ihn mir trotz einer bestimmten Überlegung zu Gemüte zu führen: Beinahe in jedem US-Film, der etwas Dramatik oder menschliche Entwicklung erhalten soll, steht ein schier erfolgreicher, intelligenter, schöner oder schlagfertiger Hauptcharakter. Da ich der Meinung bin, dass der Mensch zumindest seine Fehler kennen muss, finde ich den Ausbruch oder Umbruch eines "geordneten, erfolgreichen, perfekten" Lebens als Heuchelei und letzten Endes einfach uninteressant.
Was mich an diesem Film begeistert hat, war vor allem der Charakter des Hauptdarstellers, dem von allen seinen Mitreisenden und Freunden Zweifel entgegenschlugen. Zwar hatte er ein geordnetes Leben und war sicher auch ein geliebtes Kind, wie Hippiebraut Jan es formuliert hat, rein subjektiv und im Laufe seiner Erfahrung muss das aber wirklich nichts bedeuten. Er war verletzt, musste ein Spiel mitspielen und hat früh die Fehler erkannt, die Menschen aus seiner Nähe gemacht haben. Natürlich kann man es aburteilen und verzeihen, andererseits ist ihm auch ein Stück Heimat verloren gegangen. Deshalb ist es nicht gutgläubig oder naiv, einfach aufzubrechen um sie zu finden. Es ist ein Trieb, eine Bestimmung für sich selbst und ein anderer Sinn des Lebens. Naiv finde ich da eher, allein aus Liebe heraus Forderungen an seine Mitmenschen stellen zu können. Genau das hat dieser Aussteiger nicht getan!
Und natürlich ist diese Ideologie nicht einwandfrei. Aber ihm Weltfremde, Egozentrismus oder Unfähigkeit für Liebe wirklich vorwerfen zu wollen, halte ich für schlichte Arroganz. Für eine weitaus größere Arroganz jedenfalls, als die Sehnsucht, sich abheben und isolieren zu wollen. Einerseits finde ich die Kälte der Eltern und die Fehler, die sie gemacht haben, recht radikal und stereotypisch dargestellt (man erinnere sich an das Video mit dem neuen Auto, das die Mutter so dekadent preist), jedoch kann ich diese seelische Gewalt und die Verletzung, die McCandless wohl etwas geschädigt haben, nachvollziehen. Er ist nunmal 23, hat aber wenigstens die Konsequenz und Geradlinigkeit, die vielen fehlt. Ich finde ihn auch in keiner Weise selbstherrlich. Und egozentrisch am allerwenigsten! Er lehnt niemanden ab, auch wenn er vielleicht ein Urteil bildet. Trotzdem ist er für alle, die er trifft, zugänglich, lebt mit ihren Fehlern und heilt auf eine Weise, die man wirklich als fair bezeichnen kann. Jedenfalls ist die Identifikation mit ihm, was mich angeht, wirklich gelungen. Vor allem, weil ich eine ähnliche Reise hinter mir habe, aus ähnlichen Gründen und mit dem Vorsatz, noch weitergehen zu wollen. Auf der anderen Seite habe ich glücklicherweise früher die Erkenntnis gehabt, dass man Glück teilen sollte.
Und doch gibt es auf dieser Welt genug Gründe, Schicksale und gesellschaftliche Dissonanzen, die Menschen in die Einsamkeit treiben. Zuletzt finde ich, hat niemand diese Einsamkeit so gut genutzt wie Christopher Johnson McCandless.
Ich bin dankbar für diese Offenbarung!
Alexander Supertramp
popcornschubse (1), 16.03.2008
Natürlich kann man dem Film vorwerfen unkritisch, fast schon romantisch die Geschichte von Christopher McCandless zu erzählen. Aber genau das ist es, was den Film so unglaublich schön macht!!
Natürlich hätte er eine Landkarte mitnehmen können, natürlich hätte er den nur 30 Meilen entfernten Highway dann gefunden und sich so retten können, aber das hat er nicht, weil er an seine Idee geglaubt hat.
Es ist eine herausragende Leistung vom Regisseur Sean Penn "einfach" nur zu erzählen, ohne zu bewerten. Dabei geht es nicht um Vernunft oder darum etwas zu kritisieren. Es geht darum die Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen zu erzählen.
Mich hat der Film tief berührt, nicht allein durch die Erzählweise und die Authentizität, sondern vor allem auch durch den herausragenden Hauptdarsteller Emile Hirsch und die wirklich sehr feine Filmmusik von Eddie Vedder!!
In meinen Augen: uneingeschränkt empfehlenswert!!
Schöne Landschaftsaufnahmen
Stella (2), 15.03.2008
Der Film ist sehenswert allein durch die tollen Aufnahmen. Allerdings teilweise etwas langatmig und das Ende kannte ich leider vorher schon. Ziemlich melodramatisch. Den ganzen Film über sehr getragene Musik. Aufgefrischt wird der Film durch nette Begegnungen des Hauptdarstellers mit Menschen, die ihm freundschaftlich gesonnen und ihm auf seinem Weg weiterhelfen. Besonders amEnde des Films waren die Szenen mit dem alten Mann, der ihn adoptieren wollte sehr rührend. Mich hat der Film zum Nachdenken angeregt.
schön...lang
h5n1 (15), 24.02.2008
Ein sehr schöner, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu langer Film. Im ausverkauften Kino 2 im Weisshaus wird ohnehin schnell die Luft dick und bei der Filmlänge musste ich schon gegen die aufkommende, Sauerstoffmangel-bedingte Müdigkeit ankämpfen.
Erstaunlich ist die Ähnlichkeit des Schauspielers mit dem echten Alexander. Gute Darstellerwahl also.
Alexander Supertramp
revolver (14), 14.02.2008
Ein schöner, ruhiger Film, der eine interessante Geschichte erzählt. Sehr bewegt hat er mich allerdings nicht, dazu fällt die Identifikation mit der Hauptfigur einfach zu schwer. Mal war ich von der Entschlossenheit mit der er seine Prinzipien lebt beeindruckt, dann wieder zurückgestoßen von seiner Egozentrik und Weltfremde. Hal Holbrook ist wirklich toll, auch wenn er im gesamten Film eher wenige Szenen hat, bleibt sein Auftritt von allen Nebenrollen doch am meisten in Erinnerung. Die Regie von Sean Penn gefiel mir sehr gut, nur an wenigen Stellen etwas übereifrig. Schön fand ich, dass es auch ein paar komische Momente gab.
Happiness is nothing if not shared
otello7788 (554), 04.02.2008
Im Prinzip ist "Into the Wild" ein Film über einen todessüchtigen Egozentriker, der unfähig dazu ist, Liebe anzunehmen. Aussteigerdrama und Sehnsüchte-weckend ist der Film in meinen Augen hingegen nicht. Aber interessant. Und faszinierend. Er zeigt Bilder von ausgesuchter Schönheit.
Hal Holbrook als alter Mann setzt einer fantastischen Besetzung die Krone auf und ist zu Recht für den Oscar nominiert. Mit der passend und einfühlsam ausgewählten Musik und der guten Erzählstruktur, mit vielen sinnvollen Rückblenden habe ich einen sehr gelungenen Film gesehen.
Der Film zum Buch
Colonia (683), 03.02.2008
Ich bin sehr überrascht, und zwar positiv: Nachdem ich nun die Buchlektüre nachgeholt habe, finde ich den Film noch erstaunlicher als zuvor. Wie eng, sogar in kleinsten Details, sich das Drehbuch (wie die Regie: Sean Penn) an Jon Krakauers exakt recherchierte Vorgaben hält und wie im besten Sinne filmisch diese Details dann einfließen, ohne auf Krakauers ? ebenfalls im Buch enthaltenen ? Spekulationen und Selbstreflexionen einzugehen, das nenne ich gekonnt. Respekt, Herr Penn.
www.kalk-kultur.de
bewegend
Princess05 (271), 03.02.2008
ich fand den film wirklich sehr bewegend. die ganzen menschen denen er auf seiner reise begegnete usw... bekanntermaßen leider ein trauriges ende... sehr gute schauspielerische leistung. kurz und knapp: mir hat der film gefallen, allerdings ist er ziemlich lang.
[7.5/ 10]
Ausgerechnet Alaska!
Colonia (683), 13.01.2008
"Into the Wild" als Film nach Jon Krakauers Tatsachen-Roman, dem wiederum eine wahre Begebenheit zugrunde lag, ist über seine immerhin 140 Minuten größtenteils faszinierend. Längen gibt es nur wenige, Klischees ein paar. Und egal, ob man nun Bewunderung, Mitleid oder völliges Unverständnis für den "Helden" empfindet: Die Geschichte vom 22-jährigen Totalaussteiger Christopher McCandless, der kreuz und quer durch die USA reist, um schließlich in Alaska Erkenntnis wie Ende zu finden, ist fesselnd und in allen Rollen top besetzt. Hervorzuheben ist natürlich Hauptdarsteller Emile Hirsch, mit dem der Film steht und fällt. Fast zu schön ist Hirsch, sogar noch in den letzten Bildern, aber mit "Into the Wild" greifen er und Sean Penn, der als Regisseur einmal mehr sein Händchen für's Ungewöhnliche beweist, deutlich nach dem Oscar.
Der Soundtrack von Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder passt gut und tut Seins, die von schön bis grausam reichenden Bilder zu untermalen.
Ein erstes Highlight im neuen Kinojahr. Nicht nur für Outdoorsandalenträger.
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