T2 Trainspotting
Großbritannien 2017, Laufzeit: 117 Min., FSK 16
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Ewan McGregor, Jonny Lee Miller, Ewen Bremner
>> www.t2trainspotting.de
Gelungene Fortsetzung des Kultfilms
Sentimentale Action
„T2 Trainspotting“ von Danny Boyle
Das kann richtig schiefgehen! Einen Kultfilm mit einer Fortsetzung wiederzubeleben, ist ein großes Risiko. Danny Boyle hat 1996 mit der Verfilmung von Irvine Welshs gleichnamigem Junkie-Roman aus dem Jahr 1993 einen Hit gelandet. Seinen Darstellern, allen voran Ewan McGregor, bescherte der Film Ruhm. Und auch für ihn selber bedeutete der Erfolg von „Trainspotting“ nach seinem ersten Achtungserfolg „Kleine Morde unter Freunden“ den Durchbruch und Beginn einer großen Karriere. Der Film selber ist schnell zum Kultfilm avanciert. Die übersteuerte, immer wieder ins Surreale abgleitende Darstellung eines wilden Drogenlebens hat neben dem Vorwurf der Verklärung von Sucht durch die vielen visuellen Einfälle zwischen Raving Society und Working-Class-Elend vor allem prägende Bilder der 90er Jahre hinterlassen. Der Soundtrack mit Stücken von Iggy Pop, Lou Reed, Blur, Underworld uva. ist ähnlich populär geworden wie seinerzeit der von Tarantinos „Pulp Fiction“. Zwanzig Jahre später greift Boyle die Figuren wieder auf, indem er auf Welshs Roman-Fortsetzung „Porno“ von 2002 zurückgreift, in dem die Figuren zehn Jahre nach ihrem ersten Auftritt zusammenkommen. Allerdings erweitert er die Vorlage nicht nur um die Tatsache, dass inzwischen zwanzig Jahre vergangen sind, sondern auch um einige andere Figuren und Themen. Der Clou: Alle Darsteller aus „Trainspotting“ sind wieder mit dabei!
Mark „Rent Boy“ Renton (Ewan McGregor) hatte vor zwanzig Jahren seine Junkie-Freunde Simon „Sick Boy“ Williamson (Johnny Lee Miller), Daniel „Spud“ Murphy (Ewen Brenmer) und den psychopathischen Kriminellen Francis „Franco“ Begbie (Robert Carlyle) nach einem Drogendeal um ihren Anteil gebracht und sich nach Amsterdam abgesetzt. Nun kehrt er nach Edinburgh zurück weil seine Mutter gestorben ist. Als er seinen alten Kumpel Spud, der immer noch an der Nadel hängt, besuchen will, kann er ihn gerade noch vor dem Selbstmord bewahren. Schließlich trifft er auf Sick Boy, der ihn mit einer ordentlichen Tracht Prügel empfängt, aber auch geschäftliche Interessen hat: Bei seinen unausgegorenen Plänen für ein Bordell kann er Rent Boy gut gebrauchen. Aber auch der unberechenbare Franco, der im Knast sitzt, sinnt auf Rache.
Was macht Danny Boyle aus dem Dilemma, entweder alles wie damals zu machen und in Sentimentalität zu versinken – oder alles ganz anders und neu machen zu wollen und damit einerseits nicht dem Erbe gerecht zu werden und andererseits die Chance des Scheiterns zu maximieren? Er wählt den Mittelweg. Irgendwo zwischen den beiden Polen hat er sich ziemlich gut geschlagen. Referenzen, Anspielungen und Zitate aus „Trainspotting“ gibt es reichlich, aber sie sind als Erinnerungsmomente immer rückgekoppelt an die Handlungen und ihre Figuren. Doyle baut immer wieder kurze Schnipsel aus „Trainspotting“ in den Film ein, spielt Stücke aus dem Soundtrack an („Lust for Life“ oder „Born Slippy“ müssen nur für zwei Sekunden erklingen, und schon wird die ganze Vorgeschichte getriggert), erinnert mit grobkörnigen Bildern im Super-8-Format aber auch an die gemeinsame Kindheit der langjährigen Freunde. Und er findet auch neue Bilder mit dem Potential zum Kultcharakter. Ob ein Kinopublikum, dass das Original nicht kennt, mit dem Film etwas anfangen kann oder vielleicht über „T2“ (eine Anspielung auf „Terminator 2“, um James Cameron zu ärgern) sogar dazu gebracht wird, den ersten Teil kennen lernen zu wollen – das wird sich zeigen. Zwischen Witz, Sentimentalität, Tragik und Action und mit vielen visuellen Raffinessen kommt bei „T2 – Trainspotting“ auf jeden Fall keinen Langeweile auf.
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025