Ulzhan- Das vergessene Licht
Deutschland 2007, Laufzeit: 105 Min.
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: Philippe Torreton, Ayanat Ksenbai, David Bennent
Der Franzose Charles hat bei einem Autounfall Frau und Kinder verloren. Sein bisheriges Leben als Geschichtsprofessor und Spezialist für Asien spielt für ihn keine Rolle mehr. Er macht sich auf die Reise nach Kasachstan, das er mit dem Auto, dem Flugzeug, zu Pferde und zu Fuß durchqueren wird, um sich gemäß einem Brauch der Schamanen am heiligen Berg Khan Tengri zum ewigen Schlaf zu legen.
Charles Reise verläuft weit überraschender als erwartet. Gleich an der Grenze wird ihm sein Pass gestohlen, sein Geld verzecht er in der ersten Nacht, und als am nächsten Tag sein Auto liegen bleibt, wandert er allein und völlig mittellos ohne Identität durch die endlosen Ölfelder, deren Bohrtürme die einzige Vegetation zu sein scheinen. Aufgegriffen von Sicherheitskräften wird er als ausländischer Spion verdächtigt und in ein Flugzeug verfrachtet, mit dem es über den beinahe ausgetrockneten Aralsee geht. Die angrenzenden Wälder sind einer kargen Vegetation gewichen, bis sich aus dem Nichts die Hauptstadt Astana erhebt, die ähnlich wie Las Vegas in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde und gigantische Ausmaße aufweist. Hier wird er verhört und bald schon wieder auf freien Fuß gesetzt. Als er ein Dorf erreicht, in dem er auf Ulzhan, die hübsche Tochter des Pferdehändlers, trifft, erkennt diese sogleich den Todeswunsch, der dem Fremden ins Gesicht geschrieben ist. Sie leiht ihm ein Pferd und folgt ihm gegen seinen Willen, um da zu sein, wenn er Hilfe braucht. Ihre Reise führt sie durch eine endlose Steppe vorbei an überhastet aufgegebenen Kolchosen, deren Traktoren beinahe ungebraucht vor sich hin rosten, vorbei an Gräbern aus der Vorzeit, Ruinen aus der Zarenzeit bis hin ins Atomtestgebiet, wo sich die Bevölkerung einst mit einer Flasche Wodka vor radioaktivem Fallout schützen sollte. Er trifft auf einen Schamanen, der davon lebt, den Nomaden seltene Wörter zu verkaufen.
Beinahe erinnert diese Reise durch die verbotenen Zonen der russischen Vergangenheit an Tarkowskijs „Stalker“, und wenn Schlöndorff auch nicht dessen Spiritualität erreicht, so sind seine Bilder so einmalig und sensationell, dass man sich fragt, warum wir sie noch nie im Kino gesehen haben. Ulzhan ist ein sehr lyrischer Film mit einer archaischen Liebesgeschichte fast ohne Worte.
(Kalle Somnitz)
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