Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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02.11.2018
Vorab: Dieser Film ist für alle, denen American Honey nicht zusagte, denn dann werden sie diesen hier auch nicht mögen. Er könnte als sowas wie ein Prequel zu ersterem durchgehen. Das dortige Dasein in einer Drückerkolonne dürfte vermutlich eine der wenigen Perspektiven sein, die die im hier vorliegenden Werk gezeigten Kids aus der amerikanischen Unterschicht später haben werden. Die Einzelleistungen der kleinen Darsteller waren allesamt sehr berührend.
Immerhin bietet Bakers White-Trash-Post-Immobilienkrise-Streifen den Vorteil, daß er eine knappe Stunde kürzer als American Honey ist. So kann man sich entsprechend früher fragen, was das Ganze sollte bzw. warum man sich das bis zum Schluß angetan hat.
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27.10.2018
Je länger der Film dauert, umso weniger sieht man Oldman bzw. seine markante Mundpartie und umso mehr den nicht unumstrittenen Staatsmann, der Großbritanniens stiller Trumpf in der Abwehr von Hitlers Invasionsversuch war. In schweren Stunden die Moral der Bevölkerung zu stärken, ist für Staatenlenker von jeher eine ebenso fordernde wie entscheidende Prüfung.
Oldman hat hier eine ähnliche Aufgabe zu stemmen wie Day-Lewis in Lincoln; die ikonische Figur für die Leinwand zum Leben zu erwecken, dabei auch durchaus menschliche Aspekte herauszuarbeiten, ohne in die Karikatur abzugleiten. Churchill, der längst gestandener Offizier und Regierungsmitglied war, als Hitler noch im Wiener Männerwohnheim herumlungerte, muß es als Zumutung vorgekommen sein, sich mit einer solch unappetitlichen Figur messen zu müssen. Daneben mußte er eine Schlacht mit Worten in der eigenen Partei gegen jene bestehen, die an eine Lösung am grünen Tisch glaubten. Gleichwohl hatte er menschliche Schwächen und pflegte kleine Läßlichkeiten. Im Film füllt Oldman all dies im Kleinen so bravourös aus, wie er im Großen die berühmte Rede vor dem House of Commons hält und damit das Empire auf den Waffengang einschwört. Er rief das Wort zur Fahne und es zog in den Krieg, hört man einen seiner Kritiker noch sagen, der in der Weltgeschichte keinen weiteren Widerhall hinterließ. Fast auf den Tag genau 4 Jahre später beginnt die Invasion der Alliierten in der Normandie.
Filme dieser Sorte funktionieren nur über die Leistung einiger weniger Einzelkönner wie Day-Lewis oder hier Oldman, der damit nach langer Karriere endlich den Oscar abräumte. Da lag Hollywood an dem Abend mal richtig.
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27.10.2018
Die Prämisse des Films hatte ich über die unausweichlichen Werbetrailer mitbekommen. Ich hatte mich daraufhin gefragt, wie Del Toro die Aufgabe meistert, die Romanze zwischen der Schönen und dem Biest glaubhaft zu etablieren, denn nur darüber würde der Film ja funktionieren.
Um die Quintessenz vorwegzunehmen; da dies eben überhaupt nicht gelingt, bleibt der ganze Film oberflächlich. Trotz 2 Stunden Laufzeit versucht Del Toro erst gar nicht, die Charaktere irgendwie einzuführen. Eine stumme einsame Dame, so einsam, daß Del Toro mehrmals sie masturbierend in der Badewanne vorführen muß, ist also die Hauptfigur. Sie tritt ans Aquarium in einem düsteren Labor voller düsterer Typen (alle weiß) und bäm! nur ein Blick und sie ist in die Kreatur verknallt. Also nicht etwa ein charmanter Rosenkavalier, der ihr Herz mit netten Worten entflammt hat. Nee, ein Wesen, von dem sie zu dem Zeitpunkt nur weiß, daß es aus dem Amazonas stammt und vor kurzem vermutlich jemandem eine schwere Verletzung beigebracht hat. Und das soll man dem Herrn Del Toro abkaufen. Hm. Also bei mir funktioniert das nicht (ich mein', gewiß, an der Fischtheke habe ich auch schon mal dem einen oder anderen leckeren Burschen da unterm Glas einen zärtlichen Blick zugeworfen, aber kann versichern, das war was gaaanz anderes..).
Als nächstes bringt sie dem Kiemenmann hartgekochte Eier und Swingmusik mit (was man so alles in dieses geheime Regierungsprojekt `reinschleppen darf), denn ist es ja allgemein bekannt, daß Kiemenmänner aus dem Amazonas darauf abfahren, nicht? Die Entwicklung dieser Liebesbeziehung ist so unglaubwürdig, wie es seit Episode 2 (Padmé und Anakin) nicht mehr der Fall gewesen ist. Es ist anstrengend, dem Film zu folgen, weil er durch seine Vorhersehbarkeit fürcherlich langweilig ist. Es ist daneben geradezu ärgerlich, wie sinnlos er stilistisch zusammengeworfen ist. Heimelige Märchenmusik dudelt, gleich daneben sinnlose Gewalt- und Sexszenen. Französische Chansons in einem Film, der in den USA zu Zeiten des Kalten Kriegs spielt. Daß der Film stilistisch und narrativ sich unverhohlen anderswo bedient, nicht zu übersehen.
Wegen des nicht funktionierenden Plots, dafür all der opulenten Staffage ist er nicht mehr als eine bunt bemalte Nippesfigur. Ich wäre nicht stolz darauf, ausgerechnet für solch einen kitschigen Ramschfilm den Oscar auf dem Sims stehen zu haben. Wenn man sich anschaut, was da noch im Wettbewerb war, tut es weh, daß ein solcher Quatsch gewonnen hat.
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19.10.2018
Neben Christine könnte das hier locker die schlechteste Stephen King-Adaption sein, die bisher aufs Publikum losgelassen wurde. Als der Film im Kino lief, fand ich ihn zunächst vielversprechend, aber wunderte mich über die doch auffallend schlechten Kritiken. Die bekam er nicht umsonst. Dafür daß er fast 10 Jahre in der Werft war und dabei insgesamt 3 Regisseure sah, ist er fürchterlich mißlungen. Der Böse sowie seine Entourage allesamt weiß, der Gute schwarz und seine Unterstützer der übliche Multikulti-Mix; gut, so ist das halt in diesen so korrekten Zeiten. Nicht daß Idris Elba unangenehm wäre bzw. schlecht schauspielern würde, ganz im Gegenteil, es fällt nur wirklich auf. Ich kann mir davon ab einen Film mit schwarzen Darstellern genauso gut anschauen wie überhaupt einen mit einem ethnisch durchmischten Ensemble, aber es muß irgendwie Sinn machen! Nur weil das in der realen Welt manch einer favorisiert, muß das nun automatisch für jedes Universum auch so sein; hier in einer parallelen Welt wie anderswo seit neuestem in einer weit, weit entfernten Galaxie? Welchen Sinn stiftet es für Film bzw. Handlung?
Abgesehen davon ist der Film ein einziger Murks. Es kommt weder Spannung noch Grusel auf, weil man gleich zu Beginn drauf gestoßen wird, wer warum böse ist. Das muß wohl so sein, da man sich entschied, die Story in viel zu kurze 95 Minuten zu pressen. Deren Vorlage sich ja immerhin über 8 Bücher erstreckt. Trotzdem der Film (und sein Ensemble) durch die Szenen hechelt, scheint es immer noch so, als ob ein Teil davon der Schere zum Opfer gefallen wäre. An manchen Stellen stößt dies geradezu schmerzhaft auf. Es wirkt zu wenig auserzählt. Dann das Skript; der Böse hat so üble magische Kräfte, da reicht sein bloßes Wort und Menschen fallen tot um, aber für seinen teuflischen Plan ist er trotzdem auf eine riesige, unhandliche Maschine angewiesen. Wie soll man sowas verstehen?
Man kann den Darstellern nur wünschen, daß dieser Film keine allzu große Delle in ihren vitae hinterläßt; insbesondere McConaughey nicht, dem ich nach seinem Oscar sowie dem phantastischen Auftritt in True Detective langsam mal wieder einen Hit gönnen würde.
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18.10.2018
Zu meinen prägendsten Kindheitserinnerungen zählen Vorbeigänge an dem Kino im Hauptbahnhof meiner Geburtsstadt. Manch frühes Trauma war den mitunter sehr grausamen Darstellungen auf den Postern im Aushang geschuldet, mit denen Stilperlen diverser Exploitation-Genres beworben wurden, etwa Castlemans Feuerwolke oder Cronenbergs Parasiten-Mörder. Argentos Klassiker Suspiria, den ich vor einigen Jahren im Gefolge von Berberian Sound Studio ansah, wird hier bestimmt nicht gefehlt haben.
Die Zutaten, typisch für die Giallo-Ära, sind heutzutage eigentlich fast zum Schmunzeln: Rote bzw. grüne Szenenausleuchtung wie in der Geisterbahn. Krude Dialoge. Schauspiel, Regie und Schnitt auf dem Niveau eines soliden Amateurfilms. Vorhersehbare Handlung (Mordserie in einer Ballettschule) bzw. Charaktere (eine sinistre Patronin, ein mysteriöser Professor, jede Menge etwas einfach gestrickte, dafür aber umso hübschere Mädchen, von denen einige gar grauslig verhackstückt werden). Ein paar Eimer Kunstblut, welches von der Konsistenz her auch eine prima Wandfarbe hätte abgeben können.
Großer Kappes also? Fans feiern zurecht die besondere Ästhetik des Films, etwa die sorgfältig arrangierten, bisweilen symmetrischen Bühnenbilder in kräftigen, wiederkehrenden Farben, von denen übrigens Lynch suspi.. äh, inspiriert zu sein scheint. Nicht zuletzt auch wegen des formidablen Soundtracks der italienischen Gothic-Band Goblin ein Klassiker. Von den sog. Schundfilmen einer der besseren. Gibt’s bald als Remake. Soll aber ganz anders sein, wie man liest. Von Luca Guadagnino; genau, der Call me by your Name gedreht hat. Was ein künstlerischer Spagat.
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14.10.2018
Nach The Tourist, seinem grandios daneben gegangenen Ausflug in den Mainstream, ist v. Donnersmarck zurück auf erfolgsträchtigem Terrain und dies in epischem Format. Mit der Geschichte Kurt Barnerts, der nacheinander Drittes Reich und DDR erlebt, ist der Regisseur wieder bei seinem Meisterthema, dem fremdbestimmten Leben in der Diktatur. Diese unterbindet den freien Gedanken so weit, daß sie selbst die Kunst nur dann gelten läßt, wenn jene sich in den Dienst des Systems stellt bzw. von diesem verwerten läßt. So beginnt der Film folgerichtig mit einer Führung durch die diffamierende Ausstellung Entartete Kunst, wo Kurt als Kind von der Tante heimlich an die moderne Kunst herangeführt wird.
Lange fragt man sich, warum die Darlegung des Films so ausführlich ausfällt. So hat er dann auch bis zur 10-minütigen Pause mittendrin nicht wirklich die hohen Erwartungen erfüllt. Immerhin, ein dunkles Geheimnis bindet die Figuren aneinander. Erst im zweiten Teil vollendet die Geschichte ihren Bogen und alles kommt zusammen. Das wirkt insgesamt etwas konstruiert, wozu auch v. Donnersmarcks nüchterne Regiearbeit beiträgt. Tatsächlich aber hält die Geschichte hier der Biographie Gerhard Richters, an den Kurt Barnert lose angelehnt ist, im wesentlichen stand.
Man sieht Dir an, daß Du viel miterlebt hast, so das Urteil des revolutionären Professors mit Hut und Anglerweste über seinen Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schilling, dessen gewohnt charismatisches Spiel als deutsche Antwort auf Ryan Gosling gelten kann, blickt als Kurt aus tiefen Augen zurück. Aus seiner Art, das Erschütternde zu ertragen, was er ansehen mußte, entwickelt er seine künstlerische Handschrift. Selbst der unablässig Nägel kloppende Günther im Nebenatelier (schmissig: Hanno Koffler) erkennt diese an. Darauf später angesprochen, in welcher Beziehung er zu den Personen steht, deren Schwarz-weiß-Photos er erst abmalt, dann verwischt, sagt er unwahr: In keiner. Tatsächlich verraten diese Bilder mehr über seine zerfurchte Geschichte, als es scheint. So aber fällt das Urteil des Fachkommentators abschätzig aus; siehe Filmtitel. Eine Parallele mit geänderten Vorzeichen zum Beginn des Films. Der Stab, den manch unverständiger Kritiker über den Künstler bricht. V. Donnersmarck versäumt es nicht, auch diese Facette seinem Film hinzufügen, wenn auch diese stärker hätte herausgearbeitet bzw. kritisch kommentiert sein können.
Über die volle Distanz betrachtet, unter Beachtung der obigen Bemerkung zu v. Donnersmarcks Stil, ein eher deskriptives Werk, das an mancher Stelle gerne diese Ebene für ein Urteil, eine Meinung, irgendwas hätte verlassen dürfen. Und das für meinen Geschmack allerdings auch mit viel weniger nackter Haut sehenswert gewesen wäre.
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18.08.2018
lese ich hier gerade und gemeint ist natürlich der männliche Hauptdarsteller. Patrick Swayze war Gold auf den zweiten Blick. Hier im Film wie auch im wirklichen Leben. Wer an seinem provokanten Äußeren mit der Nackenmatte und der gegelten Tolle vorbeiblickte, sah einen Menschen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Seine große Liebe zu seiner Frau währte von seinen Tagen als Teenager bis zu seinem Tod. Nach dem Megaerfolg von Dirty Dancing, Ghost und Gefährliche Brandung versuchte er aus der vermeintlichen Typisierung durch diese Rollen auszubrechen. Doch das ging weidlich daneben; der Tiefpunkt dürfte die Darstellung eines Transvestiten (sic!) gewesen sein. Hollywood verstand das nicht und Swayze war weg vom Fenster. Erst mal. Der Alkohol, mit dem Swayze schon länger zu kämpfen hatte, mag dann zusammen mit zuviel Nikotin zu dem Krebsleiden beigetragen haben, gegen das er letztlich den Kampf verlor. Sehr schade. 'Bin ein Fan von ihm.
In gewisser Weise sind der Filmwelt aber beide Hauptdarsteller dieses Films hier verloren gegangen - in einem Versuch, einer Typisierung ganz anderer Art zu entgehen, ließ Jennifer Grey sich ihre charakteristische Nase richten, aber auch das ging furchtbar daneben. Nicht, daß sie entstellt wurde, nur wurde sie dadurch komplett unkenntlich! Sie sagte selbst dazu, 'als Star betrat ich die OP, als Nobody verließ ich sie wieder.'
Zum Film: Sagt, was Ihr wollt, Leute - er ist einfach toll. Jenseits allen Liebesschnulzen-Geunkes ist die Geschichte um den Tanzlehrer im Feriendomizil, der sich von den reichen, betagten Gästen nur benutzt vorkommt, sowie den streng behüteten Backfisch makellos erzählt. 'Steuert an allen Strudeln vorbei auf ein ganz großes Finale zu, an dessen Höhepunkt sich mancher Nachahmer einen Bruch gehoben haben dürfte. 'Lieferte die Inspiration zu der urkomischen Radio-Comedy "Dörthe Densing", welche es -schade!- ebenso nicht mehr gibt. 'Ist auch so ein Film, wie sie sie heute nicht mehr machen. Happy birthday, "Johny Castle".
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14.07.2018
Ein Brett von einem Film. Einmal mehr liefert Villeneuve eine brillante Leistung im Regiesessel ab. Auch dank Deakins‘ Kamera ist der Film ebenso beklemmend wie hochspannend und die albtraumhafte Musik, wenn das Einsatzteam die „Bestie“ Juarez besucht, tut ein Übriges. Die ganze Szene, ca. 15 Minuten lang, wirkt in Teilen wie eine Live-Reportage und ist das Prunkstück. Wow. Das war mal spannend.
Der Film ist gerade in der heutigen Zeit aus einem weiteren Grund absolut wichtig und sehenswert. Nämlich um zu begreifen, wie existenzbedrohend das organisierte Verbrechen für ein Land werden kann und welche Grenzgänge rechtsstaatlichen Handelns seine Bekämpfung dann erforderlich macht. Daß der Kampf gegen diesen Krake mit tradierten Mitteln nicht mehr zu gewinnen ist. Villeneuve stellt dies sehr diskret dar, wenn er Alejandro, einen Söldner mit Racheambitionen und ehemaligen Juristen, ganz bedächtig sein Sakko zusammenlegen und wegschließen läßt, bevor es in den Einsatz geht. Das Sakko, sowas wie die Dienstkleidung seines vorherigen Berufsstandes, ist Metapher für diese tradierten Mittel.
Jene, die diese Zustände zulassen, dürfen nicht denken, nur weil Mexiko weit weg ist, hätte das ja nichts mit der eigenen Realität zu tun. Denkste. Nehmt den Film als Anschauungsmaterial, wo sich die Dinge hin entwickeln werden, wenn im wesentlichen nichts getan wird, als auf die vermeintlich unverrückbare Gesetzeslage hinzuweisen.
Im Einsatzteam stehen sich die idealistische FBI-Agentin und der abgeklärte Söldner gegenüber. Von der Spannung zwischen ihren Überzeugungen lebt der Film. Sein eindringliches Schlußwort: Träum Deinen Traum von der Rechtsstaatlichkeit irgendwo, aber sobald Du unter Wölfe kommst, wirst Du nicht überleben. Und das hier, das ist längst das Land der Wölfe.
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08.06.2018
Angenehm fand ich, wie sparsam der Witz dosiert ist. Angesichts des dafür durchaus anfälligen Sujets bestand hier sicherlich die Gefahr eines ebenso albernen wie seichten Filmchens. Der Humor kommt aber eher unterkühlt, gewissermaßen on the rocks daher, ähnlich wie die Gin Tonics, die Eric, von der Midlife Crisis gezeichnet, in sich hineingießt. Ist der Film in seiner Eröffnung zwar ein wenig rasch, ja holzschnittartig (die gewählten Mittel, um eine Lebenskrise zu bebildern, hat man sicherlich schon mal anderswo gesehen), geht es andererseits vollkommen in Ordnung, der Männergruppe (deren Darsteller mir allesamt unbekannt und ja, natürlich haben sie eine Satzung, wie es sich für einen richtigen Männerverein eben gehört) über nur wenige Merkmale genügend Profil zu verleihen. Jeder trägt sein Päckchen, gemeinsam sind sie stark. Und mußte man sich mit dem etwas grob gezimmerten ersten Teil erst einmal anfreunden (sowie dem kaum entzifferbaren Originalton), läuft der Film im zweiten Teil bzw. zum Ende hin wirklich zur Hochform auf. Einen wilden wie sympathischen Gegenpol setzt Charlotte Riley als charismatische Stand-in-Trainerin.
Wie mit dem Hinweis im Abspann angedeutet, ist dies eigentlich eine Hommage an das schwedische Herren-Synchronschwimmerteam, das es wirklich gibt bzw. welches sich im Film auch selbst spielt. Seine Mission hat sich das britische Team im Film zu eigen gemacht: Synchronschwimmen als ein Mittel gegen die Sinnlosigkeit des Lebens. Eine Ode ans Älterwerden mit Spaß. Embrace the chaos!
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10.05.2018
Von Andersons üblichen Stilmitteln und Markenzeichen (etwa klandestine Verwandtschaft oder das Vater-Sohn-Motiv) abgesehen, die für ein wenig Erheiterung sorgen, ist das hier ein regelrecht ernsthafter Film mit aktuellen Bezügen geworden. Deren Spanne reicht von Fake News über politischen Mord, Deportation bis hin zu Migration übers Meer (ja!). Und auch der laute Herrschertyp, der seine soeben beschlossenen Dekrete dem Publikum präsentiert, darf nicht fehlen; ein Motiv, das seit den Präsidentschaftswahlen schwer in Mode ist.
Trotz der stilistischen Nähe zum fantastischen Mr. Fox sollte man also nicht unbedingt auf dessen geistreichen Klamauk eingestimmt sein, nur weil Anderson und sein Team hier erneut einen zum Verlieben schön gemachten Puppenfilm auf uns losgelassen haben. Während der Vorstellung blieb es eher ruhig (und mir wurde gar ein wenig schläfrig zumute). Das macht aber nichts. Andersons Filme sind ein absolutes Muß. Eine Empfehlung erübrigt sich da fast. Ihr Qualitätsmerkmal ist, daß sie sich ausnahmslos viele Male anschauen lassen. Und diesen hier werden nicht nur Hundebesitzer in ihr Herz schließen.
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