Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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12.12.2018
Je länger der Film lief, desto mehr stellte sich mir obige Frage. Also, muß man sich erst alles kaputtmachen lassen und darüber sein soziales Umfeld dauerhaft einbüßen, bevor man anfangen darf, sich gegen das Böse, Ungerechte zu wehren? Sollte der Film einem das vermitteln? Und dann auch das Ende; hatte Garrone da keine Lust weiterzudrehen? Keine Hoffnung, kein Silberstreif am Horizont? Ich war sprachlos.
Daß die Welt schlecht ist, geschenkt; das war sie auch in Garrones Gomorrha, aber der war wie ein Dokumentarfilm gehalten. Da dies bei seinem neuesten Streich nicht der Fall ist (was bedeutet, daß er ja alle narrative Freiheit gehabt hätte), ließ dieser mich mit einem ehrlich gemeinten Schulterzucken zurück.
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12.12.2018
Noch so ein Film, der leicht in seichten Gewässern hätte enden können. Aber wenn ein Regisseur einen Film in einem Großmarkt ansiedelt und diesen dann mit Strauss‘ Blauer Donau eröffnet (was bei jedem Kinofan unweigerlich großformatige Assoziationen weckt), kann man auf alles gefaßt sein.
Stubers Film fängt auf vielfältige Weise Sehnsucht ein. Auf ein wenig zwischenmenschliche Wärme, gar Liebesglück, ein trostreicheres Dasein, kurzum die gerade geltenden Umstände hinter sich zu lassen. Wenn zarte Bande sprießen, läßt Stuber das Meer rauschen. Überhaupt Wasser; die besagte Donau, das Meer - Metapher für die Sehnsucht. Dagegen steht der Großmarkt am Rande der Autobahn bei Leipzig für die Umstände, aus denen es für die Charaktere keinen Ausweg gibt. Wie in einem Aquarium ziehen sie ihre eingeengten Bahnen, Tag für Tag. Im Kühlraum ist gar ein Karpfenbecken zu sehen, aus dem *platsch* einer der leckeren Burschen vergeblich zu entkommen sucht.
Wie muß einem das vorkommen - jahrelang hat man die Wende herbeigesehnt und als sie dann da war, blieb einem nichts als der Zaunplatz. Unablässig ziehen die LKWs als Boten der Veränderung in der Ferne vorbei, während die Charaktere, allesamt Verlierer ihrer Zeit, Zigaretten rauchend zuschauen, im Drahtkäfig; das auch noch! Stuber setzt Bilder wie diese als dezente, präzise Zustandsbeschreibung ein. Auch hier: Als Christian von Bruno nach der Arbeit auf ein Bier zu Hause eingeladen wird, zoomt die Kamera durch das Küchenfenster, und auf dem Fensterbrett kommt eine verdorrte Pflanze ins Bild. Da ahnt man schon, daß mit Brunos Privatleben etwas nicht stimmt. „Mir fehlt die Straße“ sagt er, der früher LKW fuhr, jetzt aber nur noch Getränke einräumt und kippt einen Kurzen. Und meint damit, ich will mein altes Leben zurück.
Steht mit seiner Lakonie in der Tradition des deutschen Erzählfilms der 80er Jahre, ist aber melancholischer.
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29.11.2018
Es lohnt sich, vorher einen geschichtlichen Rundblick zu nehmen, um die Bezüge zu verstehen, die Scorsese hier Vokabeln gleich ausstreut. Danach ist der Film sehr beeindruckend, nicht zuletzt auch durch überwältigende Bilder der wilden, fernöstlichen Natur.
Obschon ich Andrew Garfield als Schauspieler normalerweise nicht so mag, bin ich voll des Lobes für seine hier gezeigte Leistung. Garfields Padre Rodrigues ist im Grunde schwach im Glauben. Um sein inneres Straucheln dreht sich der gesamte Film. Mir scheint, er sehnte sich danach, vom Glauben erfüllt zu sein, aber ergeht sich ständig in religiöses Pathos. Wie weit er vom Ziel entfernt ist, zeigt sich, als er zusammen mit einheimischen Christen gefangengenommen wird. Wie könnt Ihr so ruhig sein, wir werden alle sterben! stößt er aus. Und ruhig, dabei fassungslos blicken die Einheimischen zurück, die dieses Schicksal offenbar nicht fürchten. Waren es nicht die Missionare aus Europa, die ihnen doch das Paradiso nach dem Tod versprachen; Missionare, so wie Padre Rodrigues einer ist? Woran verzweifelt er nun, möchten ihre Blicke ausdrücken. Wenn dies darzustellen Scorseses Absicht war, dann ist das gut getroffen.
In Japan trifft der Padre auf eine hochentwickelte, buddhistische Gesellschaft. Das sind keine Wilden, die nur aufs Christentum gewartet haben. Rodriges macht keine gute Figur; in seinen Aussagen zur Religion läßt er nur die eigene Sicht gelten, wo ein Dialog evtl. erfolgversprechender wäre. Das deckt sich mit dem Ausschließlichkeitsanspruch der Kirche damals. Die Gleichnisse, mit denen ihn die Inquisitoren stellen, sind in ihrer Logik zwar entwaffnend. Aber da sie letztlich auf Xenophobie gegründet sind, wäre es ein Leichtes für ihn, sie auszuhebeln. Wieder ergeht er sich in religiöse Schlagworte; Chance vertan.
Die Inquisitoren, selbst im Angesicht ihrer macchiavellischen Grausamkeit noch höflich und zuvorkommend, zwingen die Christen zum Abschwören. Dazu läßt man sie christliche Symbole mit Füßen treten, was durch die katholische Kirche streng geächtet war. Hier grenzt nach meinem Empfinden der Film irdischen Aberglauben, von der Kirche als Machtmittel genutzt, gegen den von Gott gegebenen Glauben ab. Als überirdische Instanz ist es für Ihn nachrangig, ob jemand auf ein (letztlich irdisches) Ding aus Metall oder Holz tritt. Er blickt den Menschen ins Herz. Am stillen Höhepunkt des Films ist Gott bei Rodriges. Dennoch zerbricht jener an der auferlegten Prüfung. Da hat er den Glauben anscheinend immer noch nicht verstanden. Auch Gottes vermeintliches Schweigen nicht: „Ich litt neben Dir. Ich habe nie geschwiegen.“
Kein schöner Film über das Scheitern an den eigenen Ansprüchen.
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23.11.2018
Weißt Du noch, wir damals am russischen Ostseestrand? Gott, waren wir jung, waren wir sowas von cool, immer was zu trinken und zu rauchen dabei und war unsere coole, rebellische Musik der Sound unseres coolen, unangepassten Daseins. Und wenn uns in der Bahn mal ein Spießer oder einer der Staatsspitzel blöd kam, hey, haben wir den einfach weggeflasht. Jahre später in den Videoclips bei, wie hieß das, MTV, richtig, MTV; sah das da genauso aus. Plötzlich alles sprühte Funken und Sterne. Haben die von uns geklaut, weißt Du. Haben wir nicht eine Kopeke für gesehen, Боже мой!
Überhaupt, die letzten Jahre der strauchelnden Sowjetunion, die waren doch gar nicht so übel, so lange wir immer unsere coolen, rebellischen Lieder vor hübschen Frauen trällern konnten und immer was zu trinken und zu rauchen da war. Glaubst Du nicht, daß das so war? Njet, war’s auch nicht. Hab ich den ganzen Film über doch ständig darauf hingewiesen, daß sich das alles so nie ereignet hat.
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12.11.2018
Bewegte rein gar nichts in mir. Nolans Herangehensweise (u.a. Teilung in Land-See-Luft) erweist sich als untauglich, die Dramatik der Ereignisse für den Zuschauer einzufangen.
Die Inszenierung ist schwach. Einschläge eines Bombenabwurfs laufen sekundenlang auf ein paar Soldaten am Strand zu, die seelenruhig stehenbleiben und warten, bis sie getroffen umfallen dürfen. Wenn Nolan so die Unerfahrenheit der jungen Soldaten ausdrücken wollte, ist es das verkehrte Mittel.
Ihr Schicksal nimmt einen kaum mit; nicht zuletzt auch deshalb, weil Nolan den Kardinalsfehler begeht, seine Charaktere nicht für den Zuschauer einzuführen. Das machte Spielberg eingangs von Saving Private Ryan zwar auch nicht, aber bei ihm wird das durch die schiere Wucht der Bilder kompensiert. Diesen Trumpf bietet Nolan nicht auf.
Den Terror, den die eingeschlossenen Soldaten erlebt haben sollen, kaufe ich ihm also nicht ab. Es reicht nicht, verzweifelt auf Flugblätter oder ängstlich gen Himmel blicken zu lassen. Und der Soldat, der in die Brandung läuft, um den Kanal zu durchschwimmen – fast lächerlich. Das mag historisch vielleicht so gewesen sein, aber für den Film ist es kontraproduktiv.
Nee, der prominent gesetzte, knackige Zwölfzylindersound der „unsterblichen“ Spitfire reicht nicht für einen guten Kriegsfilm. Wie es scheint, Nolans Pech der späten Geburt (zum wiederholten Male) insofern, als daß mit Spielbergs tief bewegenden Kriegsbildern am Strand die Latte bereits sehr hoch liegt (und mit Kubricks Dimensionen überschreitender Expedition ins Weltall ja auch).
Und angeblich gibt seine Taschenuhr den Takt im Soundtrack vor. Für was?? Ein durchschaubarer Versuch, für Spannung zu sorgen (was mit anderen Mitteln nicht gelungen ist), finde ich.
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12.11.2018
Der immense Aufwand, der in der Eröffnungs-Tanzszene steckt, läßt sich nicht leugnen. Begeistert hat sie mich dennoch nicht, die einfältige Musik übrigens auch nicht. Es wirkte auf mich, als ob gleich der erste Versuch im späteren Film gelandet wäre. Es fehlen die letzten 5 Prozent, die eine gute Szene zu einer überwältigenden machen.
Auch an Stone und Gosling sind keine Rogers' und Astaires verlorengegangen. Ihre längliche Tanzszene war sicherlich harte Arbeit, aber wirkte auf mich wenig emotional. Überhaupt fand ich Gosling eine selten schlechte Wahl. In Drive, wo er den lakonischen Einzelgänger gibt, war sein reduzierter Stil gerade richtig. Aber in einem Musical, welches klassisch über die Darstellung überschäumender Emotionen funktioniert, geht er gar nicht. Seine Oscar-Nominierung dafür war doch ein Witz. Ich hätte hier einen Comedy-Darsteller eingesetzt; vielleicht jemand wie Jon Cryer, der in Two and a Half Men Charlies geschiedenen Bruder Alan spielt.
Positiv in Erinnerung blieb mir Emma Stone, deren vielseitiger Ausdruck mich an die junge Jodie Foster erinnert. Gnadenlos gut, wie sie im Film Seb (Gosling) „I ran“ spielen läßt und ihn, sichtlich pikiert über dies´ simple Werk, anschließend mit bloßen Gesten veräppelt (wobei es mir komplett unglaubwürdig vorkam, daß man das auf einer Poolparty mal eben so gespielt bekommt. So bekannt waren A Flock of Seagulls ja nicht). In der Riege der jungen Schauspielerinnen ist Stone sicherlich eine große Hoffnung für Hollywood. A propos: Ich las, daß jemand Chazelle als Regie-Wunderkind bezeichnete. Au. Gerade Regie und Drehbuch, ebenso von ihm, waren für mich eher Grund dafür, daß der Film mich nicht umhaute.
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07.11.2018
OK, seit 15 Minuten ist der Film unterwegs, ich sitze gespannt mit verschränkten Armen im Kinosessel, als ich merke, wie die Kuppe meines Zeigefingers schnell und nervös an meinem Oberarm hin und her kratzt. Wow. Habe ich so noch nie erlebt.
Den Begriff des Kammerspiels, allzu gern für Filme mit reduziertem Ensemble verwendet, wollte ich eigentlich vermeiden, aber am Ende ist es genau das. Bloß, das Besondere an Gustav Möllers Film – die Kammer ist der Kopf von Polizist Asgar. Abgesehen von ein paar Einzeilern im Hintergrund spielt sich alles zwischen seinen Ohren ab. Gleich mit seinem ersten abendfüllenden Film hat Möller einen Volltreffer gelandet. Ganz sparsam, aber höchst effektvoll inszeniert er seinen Thriller als ein Knäuel von Satzfragmenten, das sich erst peu à peu und dann höchst überraschend entwirrt. Jakob Cedergren setzt dies mit ebenso sparsamem Auftritt sehr überzeugend um. Sein Asgar ist wie die Labormaus im Labyrinth. Sein begrenztes Bild läßt ihn Entscheidungen mitunter in der Grauzone treffen, der guten Sache wegen; so wird er -gewollt oder nicht- Teil dieses Dramas. Hochspannend, ein Muß.
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04.11.2018
Völlig zu Recht war dieser Film letztes Jahr für den Auslands-Oscar nominiert, das erste Mal für den Libanon überhaupt.
Unterstützt von der hervorragenden Kameraführung Fiorillis, entwickelt Regisseur Doueiri aus einer Petitesse eine dichte, eindringliche Studie über die Verwerfungen, die der palästinensische Exodus sowie der folgende Bürgerkrieg im Nahen Osten hinterlassen hat. Die ethnischen Konflikte, die hier im Film eine halbe Staatskrise entfachen, sind im Libanon womöglich immer noch präsent und müssen wie schlafende Drachen gemieden werden. Für die, die nicht sattelfest in den Abläufen des ersten libanesischen Bürgerkriegs ab 1975 sind, liefert der Film das, was für die Handlung zählt, im Schnelldurchgang mit.
Darüber hinaus geblickt, ein Gleichnis über Sturheit und Argwohn; Eigenschaften, welche in diesen archaisch geprägten Gesellschaften pathologisch sind. Wer das erste Unrecht beging - vermutlich weder bekannt noch von Belang. Man destilliert den Haß über Jahrzehnte. Vergebung ohne Vorbehalt wäre eine rare Chance auf einen Ausweg.
Auch handwerklich ist der Film auf hohem Niveau. Das fand ich bei den Szenen im Gerichtssaal fast ein bißchen zu viel des Guten, weil er hier wie eines dieser US-amerikanischen Gerichtsdramen wirkt. Seine stärkeren Augenblicke erlebt er im ersten Teil, häufig mit Handkamera realisiert, wenn Doueiri z.B. in den Straßenszenen feines Gespür für die dynamischen Abläufe in Personengruppen beweist.
Schön, daß der Film weitere Spielzeit bekommen hat. Es wäre kein Desaster, wenn Sie reingingen :).
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04.11.2018
Ich glaub', zu einer Band wie Queen hat wohl jeder 'ne Meinung. Meine erste große Leidenschaft im zarten Alter von 10 Jahren. Daher kaum möglich für mich, diesen Film auszulassen, obschon in den Kritiken, aus lauter Neugier vorab studiert, reichlich Negatives zu lesen stand.
Zweifellos hat der Film seine starken Seiten. Die Konzertszenen machen alle Spaß, vor allem natürlich jene des legendären Gigs bei Live Aid. Dieser Auftritt gilt als einer der definitiven Höhepunkte in der Geschichte der Rockmusik. Die Fachpresse urteilte gar, Queen habe dem guten Zweck der Spendensammlung „die Show gestohlen“. Daß die jungen Darsteller schon rein optisch allesamt eine gute Wahl sind, macht auch Spaß. Auch wenn Mercury unerreichbar ist und bleibt, Rami Maleks Darstellung ragt aus dem gesamten Film heraus. Ihm gebührt große Anerkennung nicht nur für die Nachbildung von Mercurys Auftritten, sondern auch, wie er ihn in ruhigen Momenten, wenn gegensätzliche Eindrücke in ihm streiten, auferstehen läßt.
Davon ab leidet der Gesamteindruck unter dem desaströsen Drehbuch, das sich anmaßt, 15 Jahre Bandgeschichte auf 2 Stunden einzudampfen. Zudem anfangs erst in aller Breite vorgeführt wird, wie denn der Song Bohemian Rhapsody entstand (hey, das muß; schließlich heißt der Film doch so), um später wie die hoppelnde Nadel auf der Schallplatte jahrelange Entwicklungen zu überspringen.
Es ist mit dieser knappe Zeitansatz, weswegen der ganze Film mit fürchterlichem Pathos geradezu überklatscht ist. Geradezu seherisch werden stets die 'richtigen Knöpfe gedrückt', Freddie weiß sowieso, daß ein großer Weg vorgezeichnet ist und eh man sich versieht, ist man bigger than life. Yeah. Hier wird der klassische Fehler gemacht, die Darstellung der Vergangenheit mit der Erkenntnis der Gegenwart zu verfälschen.
Es wäre schön, wenn Freddie ehrlicher dargestellt worden wäre. Abgesehen davon, daß alle Mitglieder erfolgreiche Songs beisteuerten - es ist fraglich, ob sie zu derselben Stadionband aufgestiegen wären, hätten sie ihren flamboyanten Frontmann nicht gehabt, dessen Gestalt ja auch den Film fast alleine trägt. Dann hätte man (bzw. Brian May/Roger Taylor) andererseits aber auch dazu stehen müssen, daß Freddies Sexualität untrennbarer Teil seiner Persönlichkeit, somit seines Lebens war, ihn gewiß künstlerisch prägte und daß er diese mit häufig wechselnden Partnern selbstbewußt auslebte. Im Film wird das (der Freigabe wegen?) auf das maximal Zumutbare beschränkt; Freddies Homosexualität wird fast als Betriebsunfall dargestellt, der hätte vermieden werden können (der schlechte Umgang war's!), wären seine Freunde doch nur zur rechten Zeit für ihn dagewesen.
Daß der Film an manchen Stellen historisch inkorrekt ist, etwa daß Freddie und die übrige Band sich entzweiten, so daß man vor Live Aid nach längerer Pause erstmal wieder zusammen proben mußte (wie konnten sie da '84-'85 die The Works-Welttournee bestritten haben??) – geschenkt.
Er ist also der übliche Bilderbogen eines Standard-Biopics. Die schillernde Gestalt Mercurys füllt diesen zwar weidlich aus; dabei erfährt man jedoch nicht viel über ihn. Was war seine Inspiration, insbesondere wie beeinflußte seine Sexualität sein Werk, was formte ihn als Mensch? Hätte man vielleicht mehr Fokus auf seine Entwicklung legen sollen, so wie das in Nowhere Boy mit dem jungen Lennon ganz gut klappte? Diesen möglichen Film wollten die übrigen Bandmitglieder nicht. Jener, den wir nun vorgesetzt bekamen, ist gefällig, läßt sich mit einer Prise Nostalgie gut konsumieren, aber wirklich aus den Socken hauen tut er einen nicht. Aber.. ach, vielleicht bin ich damit auch nur etwas zu kritisch. Lassen Sie ihn sich nicht von mir madig machen.
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02.11.2018
Diese Tour de Force ist ein unbedingter Hingucker. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob trotz oder eben wegen der irrwitzigen Prügelorgie, in der fast jede(r) ständig hinter die Löffel kriegt. Gillespie geht hohes Risiko, wenn er das absurde Maß an Gewalt, das Hardings Jugend prägte, comichaft überspitzt bzw. überhaupt ihr nicht eben glückliches Dasein (der Eiszirkus wollte sie partout nicht) als halbe Komödie arrangiert. Aber dieser Drahtseilakt funktioniert; nicht zuletzt auch, weil er seine Charaktere immer mal mit 'nem flotten Spruch ins Kinopublikum die vierte Wand durchbrechen läßt. Humorige Momente verleiht dem Film auch sein zeitgenössischer Soundtrack, etwa Supertramps „Goodbye Stranger“, wenn Tonya nach üblem Zoff ihren Mann verläßt, überhaupt daß die Dire Straits ihr "Romeo and Juliet" weiterspielen, als die Liebenden sich längst prügeln, oder Foreigners „Feels like the first time“, wenn sie den dreifachen Axel erstmals erfolgreich steht.
Für die weibliche Haupt- und Nebenrolle hätte ich eigentlich beide Oscars bei diesem Film gesehen, aber nur Janney bekam ihren, diesen allerdings hochverdient. Sie als Tonyas qualmende, vulgäre Mutter LaVona ist eine Sternstunde. Weil auch Robbie alles gibt, hätte sie es ebenso verdient gehabt. Besonders in dem tragischen Moment, wenn sie vorführt, daß im Eiskunstlauf die Grinsefassade um jeden Preis gehalten werden muß; egal, wie schlimm gerade alles ist.
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