Es gibt 162 Beiträge von juggernaut
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22.06.2004
In dem, was sich Jesse und Céline neun Jahre nach ihrer ersten und einzigen, unvergesslichen Begegnung zu erzählen haben, dürfte so manche/r einiges von sich selbst wiedererkennen. (Fehl-)Einschätzungen, (Selbst-)Überschätzungen und (romantische) Missverständnisse im etwas abgeklärteren Rückblick des Mittdreißigers; aber gleichzeitig auch eine ungebrochene Lust an den kleinen Sticheleien und Provokationen, mit denen sich Leute, die sich furchtbar gern haben, so gerne triezen. Und Enttäuschungen, Desillusionierung und Alltagsfrust sind nun mal leichter zu ertragen, wenn man erfährt, dass es anderen Leuten auch nicht besser ergeht. Bittersüß eben, so wie das Leben ab Mitte Dreißig auch ?in echt? häufig ist. An manchen Stellen ist man schon zu nah dran an den Protagonisten, fühlt sich wie ein ungebetener Gast und Mithörer. Das zeigt allerdings nur, wie ?wahrhaftig? das Spiel von Ethan Hawke und insbesondere Julie Delpy ist. Das Experiment, rund 75 Minuten nahezu ununterbrochenes Echtzeit-Gequassel über Gott und die Welt abzufilmen, hat jedenfalls funktioniert. Ende offen, Fortsetzung nicht ausgeschlossen. (Originalfassung zu empfehlen)
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15.06.2004
Das sind die wahren Held(inn)enfiguren: die über vier Jahre die Plackerei in der Schauspielschule durchhalten und dabei auch ersichtlich an Fähigkeiten und Fertigkeiten hinzugewinnen. Dokumentarist Veiel hat vier recht unterschiedliche Charaktere ausgewählt, was gut ist für die Spannung und das Interesse, das man den schauspielernden und handelnden Personen ? und ihren Entwicklungssprüngen ? entgegenbringt. Die eine kommt einem anfangs eher zu ernst und introvertiert vor, ihr fehlt noch die Körperlichkeit; der anderen, eher fröhlich-extrovertiert wirkenden, traut man zunächst nicht zu, den später einmal zu spielenden Rollen genug ?Tiefe? zu verleihen. Wenn man die Stimme der Dritten zum ersten Mal hört, hat man das Gefühl, als ob sie nicht ganz von dieser Welt wäre. Aber sie schafft die Steigerung von unfreiwillig komisch ins komische Fach. Der Mann unter den Vieren schließlich scheint immer eine Spur zu selbstgewiss daherzukommen und bezeichnet denn auch einen seiner Dozenten in einem Interview-Auszug als ?Pfeife?. Aber schließlich gilt ?fair geht vor?, und so hatte er keine Einwände, dass ein Gesprächsauszug zwischen ihm und einem anderen Dozenten mit in den Film kam, in dem letzterer ihm ziemlich unverblümt ins Gesicht sagt, warum es bereits das zweite ?Fähnchen? (= letzte Verwarnung vor möglicher Exmatrikulation) für ihn gibt: ?Du vermittelst einem immer den Eindruck, dass man ein Arsch ist!? Zu gerne hätte man noch mehr Statements und Einschätzungen der Schauspiellehrer wie auch der vier Elev(inne)en gehört. Aber es spricht nur für die Qualität dieses Films, das man bereit gewesen wäre, ihm auch über eine noch längere Strecke zu folgen. Und gespannt bleibt, was aus den vier Hauptdarstellern in Zukunft noch wird.
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11.06.2004
Nach gut einer Stunde ?Station Agent? ist man geneigt, von einer kleinen Sensation zu sprechen. So überzeugend konstruiert ist diese Geschichte von drei doch eher gegensätzlichen Charakteren, die zu einer Art von Freundschaft finden, und so brillant gespielt von den großartigen Hauptdarstellern Peter Dinklage, Patricia Clarkson und Bobby Cannavale. Dinklage mimt herrlich den wortkargen, misstrauischen und durchaus selbstbewussten Zwerg, der anfangs nur seine Ruhe haben will und Leute im Zweifelsfall schon mal unfreundlich abmeiert. Clarkson gibt die vom Schicksal geschlagene, leicht abgedrehte Künstlerin und Chaos-Frau so, dass man sie einfach gern haben muss, und Cannavales Freundlichkeit und Lebensfreude wirken so authentisch und überzeugend, dass man sich ihr ebenfalls nicht entziehen kann. Das Ganze wird darüber hinaus unter Verzicht auf jeglichen Zynismus (und auch jede Rührseligkeit) mit lakonischem bis staubtrockenem Humor serviert. Was heutzutage eine ziemliche Kunst ist.
Im letzten Drittel des Films überwiegen dann die krisenhaften Verwicklungen und ernsthaften Töne. Hier hat man an manchen Stellen das Gefühl, dass Autor und Regisseur Thomas McCarthy irgendwann die Ideen ausgegangen sind und er nicht mehr wusste, wohin er mit seiner Geschichte wollte. Dass diese ein offenes Ende hat, ist allerdings konsequent ? wenn auch das Schlussbild ziemlich abrupt und unvermittelt kommt. Unterm Strich bleibt der ?Station Agent? aber ganz klar einer der bislang besten Filme dieses Jahres.
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11.06.2004
Ich gestehe, dass ich mich mit diesem Film sehr schwer tue. Wenn man von Cronenberg vor allem ?Die Fliege?, ?Die Unzertrennlichen? und ?Existenz? in Erinnerung hat, kommt einem manches an ?Spider? doch ziemlich schlicht vor. Ausgefeilte Bildkompositionen oder Effekte wird man jedenfalls vergeblich suchen, stattdessen bestimmen dusteres Licht und dunkle Farbtöne die Räume in einer fast schon kammerspielartigen Szenerie. Es geht um das verdüsterte Innenleben des schizophrenen Dennis Cleg (Ralph Fiennes), der aus einer Anstalt entlassen wurde und nun in einer schäbigen Pension, in der ehemalige Psychiatrie-Insassen untergebracht sind, sein Leben zu rekonstruieren versucht. Dabei wird seine sinnliche Wahrnehmung, auch unter dem Einfluss seiner traumatischen Erinnerungen, zunehmend von Wahnvorstellungen getrübt, was um ein Haar verhängnisvolle Folgen hat.
Von einer herkömmlichen Story oder einem Spannungsbogen kann man bei diesem Film nicht sprechen. Vieles erschließt sich erst vom Schluss her, wie z.B. auch die Bedeutung von Motiven wie den immer wieder auftauchenden Socken, die als Aufbewahrungsort für besonders Wichtiges dienen, oder der Netze, die ?Spider? Cleg mit Schnüren durch sein Zimmer webt. Langsam wie viele Bewegungen von Cleg ist auch das Tempo dieses Films. Es kommt einem manchmal vor wie Hitchcock in Zeitlupe. Zu loben ist sicherlich die Leistung von Fiennes, und die von Miranda Richardson in ihrer schwer zu durchschauenden Doppelrolle. Ob das als Empfehlung für diesen anstrengenden und sperrigen Film ausreicht, muss jeder für sich selbst herausfinden.
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11.06.2004
Die Aufbereitung dieser Doku ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig: Im permanenten (und zum Teil überhastet wirkenden) Wechsel zwischen Großaufnahmen von den Gesichtern der echten Bergsteiger Joe Simpson und Simon Yates (sowie ihres damals im Basiscamp wartenden dritten Mannes), die erzählen, wie sie das Geschehen von 1985 empfunden haben, und nachgestellten Szenen mit Schauspielern entfaltet sich dieses Bergdrama in den peruanischen Anden.
Es gibt dann aber einen Moment, von dem an das absolut ?physisches? Kino wird. Dann nämlich, als das Unheil beginnt und Simpson sich beim Abstieg ein Bein bricht. Yates versucht seinen Kompagnon daraufhin mühselig Stück für Stück (immer jeweils um eine Seillänge von 90 Metern) abzuseilen. Einige Zeit später bricht ein Sturm aus und die Dunkelheit ein. Yates hat inzwischen Sicht- wie Sprechkontakt zu Simpson verloren und erhält auch keine Zeichen mehr von ihm durch Ziehen am Seil. Denn Simpson ist durchs Eis gebrochen und hängt hilflos über einer Gletscherspalte. Nach anderthalb Stunden Warten entschließt sich Yates in einer von ihm selbst als lebensgefährlich empfundenen Lage, das Seil zwischen beiden zu kappen, um nicht durch den von ihm nunmehr für tot gehaltenen Simpson in die Tiefe gerissen zu werden. Bilder wie Erzählung von der nun folgenden, unvorstellbaren Tortur Simpsons bis zu seiner wundersamen Rückkehr zum Camp packen einen gleichermaßen, und bei jedem Sturz auf das verletzte Bein zuckt man im Kinosessel unwillkürlich auch zusammen.
Man hätte nach den Vorankündigungen zu diesem Film eigentlich heftige Diskussionen über die ?Schuldfrage? erwartet bzw. darüber, ob Yates moralisch vertretbar handelte, als er das Seil kappte. Pustekuchen. Für den Betroffenen Simpson war klar, dass er genauso gehandelt hätte, und im Abspann heißt es noch einmal weiß auf schwarz, dass Simpson Yates immer gegen entsprechende Anfeindungen und Vorwürfe Dritter ?nachdrücklich verteidigt? hat. Ansonsten halten sich beide Männer mit dem Thema nicht weiter auf, sondern beschränken sich auf die Schilderung von dem, was damals war. Und das ist an vielen Stellen sehr eindrucksvoll. Etwa wenn Simpson erzählt, wie er, bereits völlig entkräftet und dehydriert, kurz vor dem Ziel auch psychisch endgültig auseinander zu brechen droht, als ihm stundenlang, wie in einer Endlosschleife, ausgerechnet ein Song der von ihm überhaupt nicht gemochten Gruppe Boney M. durchs Hirn schwirrt: ?Brown Girl in the Ring?. Kommentar von Simpson dazu: ?Ich habe wirklich gedacht, ich sterbe jetzt zur Musik von Boney M.!? Und wer kann das schon wollen?
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09.06.2004
...oder die Rückkehr des ?message movie?? Man hat jedenfalls selten in letzter Zeit einen Mainstream-Streifen gesehen, in dem die Botschaft so klar und deutlich formuliert wird, die Figuren so eindeutig gut oder böse (böse=ignorant/dämlich) sind. Ein in der Hauptrolle des Klimaforschers gewohnt souverän aufspielender Dennis Quaid spricht doch tatsächlich auf die Frage seines Assistenten, wie es denn nach der Eiszeit mit der Menschheit weitergehen könne, den Satz: ?Es kommt darauf an, ob wir aus unseren Fehlern lernen.? Und ein vom Saulus zum Paulus gewandelter US-Präsident gibt in einer Fernsehansprache aus dem mexikanischen Kälte-Exil zu, dass er sich geirrt und Fehler gemacht hat, und äußert seine tiefe Dankbarkeit dafür, dass Länder aus der südlichen Hemisphäre, allen voran Mexiko, die man mal als Entwicklungsländer bezeichnet habe, den nun heimatlosen Amerikanern Schutz gewähren.
Man kann das naiv finden. Man kann aber auch seinen Spaß daran haben, wie geschickt Emmerich hier den Spieß herumgedreht hat: Was wäre, wenn nicht die mittellosen mexikanischen ?wetbacks? die illegalen Einwanderer sind, sondern die Amis Schlange stehen, um nach Mexiko reinzukommen? Dabei kommt es auch nicht so sehr darauf an, wie wissenschaftlich fundiert das Katastrophen-Szenario ist, das dem Film zugrunde liegt. Es ist schließlich immer noch in erster Linie Kino, und nicht das schlechteste. Wenn auch in seiner Machart konventionell und wie vom Reißbrett gezogen: Die Botschaft muss natürlich über sympathische Heldenfiguren vermittelt werden, da bietet sich ein Vater-Sohn-Familienkonflikt mit entsprechend dramatischer Zuspitzung an (Papa Klimaforscher hat?s noch schön warm, während von ihm vernachlässigtem Sohnemann Sam samt Liebster Laura und Freunden in der Manhattan Public Library zu New York schon der Arsch auf Grundeis geht; also muss Papa die Skischuhe auspacken und Sohnemann retten kommen), weitere Handlungsstränge an mehreren Schauplätzen, nicht alle Guten können überleben / Opfer müssen gebracht werden, die Haupthandlungsstränge von Vater und Sohn fallen am Schluss zusammen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass das Personal politisch korrekt ausgewählt wurde und auch Sino-Amerikaner, Hispano-Amerikaner und Afroamerikaner (immer schön politisch korrekt bleiben, gell) tragende Rollen haben. Nebenbei bemerkt: Einen Tag nach ?Harry Potter? geschaut, kommen einem Sam, Laura und Jason ein bisschen vor wie eine ältere und leicht variierte Ausgabe von Harry, Hermine und Ron. Selbstverständlich gibt?s zwischen Action und Effekten (sehen übrigens alle ziemlich gut aus) auch ein paar entspannende Lacher fürs Publikum; etwa wenn der Streit darum, ob man Nietzsche-Bücher als Heizmaterial verwenden darf, mit dem Hinweis beendet wird, dass man erst mal jede Menge dicke Bände über Steuerrecht verfeuern könne. Da lacht des Steuerzahlers geplagtes Herz.
Wie gesagt, man kann das alles naiv finden, konventionell und mit der üblichen Kurzatmigkeit und Vereinfachung gemacht. Ich habe mich im Kino allerdings schon schlechter unterhalten und belehrt gefühlt.
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08.06.2004
Ich kann mich zwar nicht mehr genau an alle Einzelheiten des dritten Potter-Bandes erinnern - das ist ja das Praktische an diesen Büchern, man kann sie gut nebenbei runterlesen - , aber alle wesentlichen Elemente des Potter-Kosmos wird man auch in dieser Verfilmung wiederfinden. Und britisch genug ist ?Der Gefangene von Askaban" allemal, was alleine schon an der (Neu-)Besetzung und den zahlreichen Gastauftritten abzulesen ist: Michael Gambon (Lob an die Maske, Gambon sieht genauso aus wie Richard Harris selig, ...und ist gebürtiger Ire, ok), Emma Thompson, Julie Christie, Timothy Spall, und, was ein Wiedersehen, als Zaubereiminister Robert Hardy alias Dr. Siegfried Farnon aus ?Der Doktor und das liebe Vieh?.
Abgesehen davon sind mir auch keine unbotmäßigen Hollywood-Einlagen oder gar Verfälschungen aufgefallen. Cuaróns Bilder und Sequenzen mögen etwas verspielter, schwelgerischer und im Einzelfall auch schräger sein als es Vorgänger Columbus wohl inszeniert hätte, sprengen aber nicht den ?Formatrahmen?. Mir haben's ganz gut gefallen, inklusive der Tricks & Spezialeffekte. Angeblich soll sich Pottermutti JK Rowling ja auch hocherfreut über die Arbeit ihres Wunschregisseurs Cuarón geäußert haben.
Ob es allerdings ein gutes Omen für Harry ist, ihm beim Quidditch ein rotes Trikot mit der Nummer Sieben zu verpassen (so eins hat einst David Beckham in der guten, alten ManU-Zeit getragen), muss sich erst noch zeigen. Sei?s drum, ich finde Rowlings Bücher unterm Strich zwar kurzweiliger, aber man kann sich bei Literaturverfilmungen bedeutend mehr langweilen als bei dieser hier. Und die unterhaltsamste Potter-Interpretation hat ohnehin vor drei oder vier Jahren die ?Stunksitzung? geliefert.
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07.06.2004
Joel Schumacher ist nicht der Mann, Dinge grundsätzlich in Frage zu stellen. Der militärkritische Ansatz von ?Tigerland? bleibt daher letzten Endes ähnlich halbherzig wie die Darstellung des durchgedrehten Durchschnittsbürgers in ?Falling Down?. Die Hauptfigur in ?Tigerland? ist ein durchaus bekannter Rebellentypus, der aber vor allem deswegen keine Autoritäten respektiert, weil er selbst eine ?geborene Führungsfigur? ist, gleichzeitig aber vor genau dieser Verantwortung immer wieder davon läuft. Und wo lernt er das, dass er so ist? Selbstverständlich bei der Army. Wo er auch Gelegenheit hat, Kameraden eine Menge Gutes zu tun, z.B. indem er ihnen hilft, sich der Wehrpflicht zu entziehen. Und natürlich letzten Endes selbst doch Verantwortung übernimmt und nicht desertiert oder versucht, als ?Verrückter? aussortiert zu werden.
Viel Neues bietet der Film nicht. Den entmenschlichenden Drill in den Vietnam-Ausbildungslagern hat z.B. Kubrick in ?Full Metal Jacket? hinreichend eindrucksvoll dargestellt. Dass es dabei auch unter den eigenen Leuten ?Gute? und ?Böse? gibt, kommt ebenfalls nicht wirklich unerwartet. Positiv erwähnenswert ist indes die gute, damals noch namenlose Besetzung. ?Tigerland? brachte Hauptdarsteller Colin Farrell dann ja auch den Durchbruch. Die grobkörnigen Handkamera-Bilder waren allerdings schon im Jahr 2000 nicht mehr der letzte Schrei. Für einen Blockbuster-Regisseur wie Schumacher mag dieser Film mit seinen reduzierten Mitteln ja eine ausgefallene Stilübung gewesen sein. Den an Dogma, (Semi-)Dokus und Artverwandtes eher gewöhnten Europäer kann man damit aber nicht mehr sonderlich überraschen. Kein schlechter Film, aber eigentlich verzichtbar. Dann doch lieber ?Ausbilder Schmidt?.
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21.05.2004
Etwas in der Art von ?Der Schuh des Manitu?. Was man in der Kindheit mal heiß und innig geliebt oder als irgendwie geartete Besessenheit erlebt hat, kann man als Erwachsener nicht wirklich denunzieren und ?putt machen. Also entsteht eine ?liebevoll-ironische Hommage?, die manchmal bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus liebevoll und ironisch ist.
Ein zwiespältiges Vergnügen ist diese Edgar-Wallace-Parodie. Da gibt es einerseits überzeugende Witzfiguren wie Butler Hatler, der mit Tolle, Schnäuzer, stechendem Blick und rollendem R (nebst Hackenschlagen) doch andere Akzente setzt als seinerzeit die zumeist stummen Diener der Vorlagen. So zum Beispiel, als er den beiden Kriminalern das Haus von Lord Cockwood zeigen will: ?Äch könnte mäch als Führrrer anbieten!?, worauf der Hausherr abwinkt: ?Diesmal nicht.?
Andererseits ist man selbst als Freund von Namensverdrehungen und -verballhornungen reichlich ratlos, wenn die Spürnasen von Scotland Yard-Boss Sir John nunmehr als ?Inspector Very Long? und ?Chief Inspector Even Longer? daherkommen. Ist das nun a) lustig b) überhaupt nicht komisch oder c) so schlecht, dass es schon wieder gut ist? Oder sollte man vielleicht besser das Publikum fragen? Bei der nach dem Abspann zu erwartenden Fortsetzung ?Neues vom Wixxer? werden dann vermutlich auch noch Hilfsinspektor Long Dong und der römische Gastermittler Longus zum Einsatz kommen...sehr gut ist allerdings der Vorspann mit den Zeitungs-Schlagzeilen gelungen, und unter den Bewerbern für die Nachfolge vom "Mönch mit der Peitsche" befindet sich ein "Schlumpf mit Herpes", den man sehr gerne auch in Wirklichkeit als Buchhalter eines englischen Lords sähe.
Ansonsten gibt es eine Reihe Anspielungen und Zitate, die nix mit Wallace zu tun haben (Motorrad-Stunt aus "MI-2", einmal MaTricks musste sein, und die Schlussszene aus Casablanca bleibt auch nicht verschont). Erfreulich außerdem, dass der Film mit Ausnahme von ein, zwei Entgleisungen eine weitgehend zotenfreie Zone ist. Man merkt indes, dass das Drehbuch von zwei verschiedenen Ollies (Kalkofe und Welke) sowie Bastian Pastewka stammt, die alle durchaus unterschiedliche Arten von Humor bedienen. Dementsprechend fand ich, in diesem Fall eindeutig der Kalkofe-Fraktion zugehörig, den Film auch nicht durchgängig lustig. Will sagen: Für meinen Geschmack hatte er zu viel Dittrich & Pastewka. Aber er ist auf jeden Fall besser als beispielsweise die artverwandten Nackten Kanonen 2 ½ und 33 1/3, wenn auch nicht so gut wie deren erster Teil, in dem Leslie Nielsen noch so unvergesslich bescheuerte Pointen absetzte wie: ?Es ist eine Fifty-Fifty-Chance. Vielleicht auch nur fünfzig Prozent.? Ungefähr so muss man sich auch die Chancen vorstellen, den "Wixxer" gut finden zu können.
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10.05.2004
Ja, es gibt noch Gerechtigkeit auf Erden. Am letzten Samstag 17 Uhr 17 im Münchner Olympiastadion zum Beispiel. Und also sprach der kleine, dicke Fußballgott die Losung des Tages: ?Ailton gut, Werder gut, Party gut!?. Das ist doch mal ne Dreifaltigkeit, mit der man was anfangen kann.
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