Es gibt 103 Beiträge von yoerk
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
26.09.2004
Der Film spielt in den frühen 90ern in einem New York, in dem Bürgermeister Rudi Giuliani die Broken Windows Theory und das Zero Tolerance Konzept noch nicht zur Maxime der Exekutive erhoben hat. Junkies, Penner, Straßenstrich - ein einziges Elend, durch das Frank und seine Sanitäter-Kollegen nächtens kurven und der Klientel harren. Die angespannte Langeweile wird mit Isopropanol und jener mit O-Saft gestreckt. Ein Job auf Abruf. Und der erfolgt natürlich immer zu spät, wenn die Kinderhure die Überdosis bereits intus hat, der Dealer schon auf dem Balkongitter aufgespießt ist oder die Reanimation nur noch eine Körperhülle am Funktionieren hält.
Ein Job also auch, in dem die privat organisierte Dienstleistung an der Gesundheit ihre eigene Ökonomie geltend macht. Leben retten bringt manchmal, den Tod verzögern auf jeden Fall, Geld. Franks Leid entstammt der Bodenlosigkeit und dem Fatalismus seiner Arbeit, sein Streben gilt einem sinnvollen Maßstab. Am Ende wird er den Tod akzeptiert haben. Und die Liebe.
Diesen bitteren Kern hat Scorcese in ein unbekümmertes Kaleidoskop expressionistischer Lichtorgien, schwelgerischer Musikeinfälle und überzogener Heroin-Chic-Allegorik aufgespalten. Ein verschlepptes 'Red, red wine' während Frank im Selbstversuch harte Drogen erprobt und in tiefroten Teppichen versinkt, ein hingerotztes 'I'm so bored with the USA' während er am Steuer brüllend vor Wahnsinn durch die Rotlichtviertel brettert, nur um dem ewig gleichen Penner ('The King of Stink, the Duke of Drunk') das Erbrochene aus der Luftröhre zu saugen. Dazwischen immer wieder Franks persönlicher Dämon, ein Mädchen, das er nicht retten konnte, das er nicht in der Routine des Jobs vergessen kann. Franks Geister verfolgen ihn. Sein Job ist seine Obsession, sein verzweifelter Versuch der Erlösung von dem Bösen um ihn herum. Doch es muss erst ein Engel in Form eines Ex-Junkies kommen, damit Frank seinen Frieden findet.
'Bringing out the Dead' ist ein großartiger Film, der mit Scorseses NY-Klassikern 'Mean Streets' und 'Taxi Driver' auf jeden Fall mithalten kann. Einer der besten Filme der letzten Jahre.
weitere Infos zu diesem Film | 7 Forenbeiträge
20.09.2004
'Es gibt keine größere Einsamkeit als die des Samurai, es sei denn die des Tigers im Dschungel'. Diesen Satz stellte Jean-Pierre Melville seinem 'Eiskalten Engel' (im Original 'Le Samourai') voran. Jim Jarmuschs 'Ghost Dog' orientiert sich an diesem Klassiker. Doch während man 1967 noch das ebenmäßige Gesicht Alain Delons über dem Trenchcoat sah, so zeigt sich der eiskalte Engel der 90er Jahre von anderer Art: Schwarz, korpulent, mit hängendem Augenlid und in schwarzem Kapuzen-Sweat-Shirt. Bei Melville waren es Kanarienvögel, die den Helden begleiteten. Jarmusch wählte urbanere Vögel: Tauben. Ihm gelang ein poetischer Film über Verbrechen und Einsamkeit, den er mit wunderbar skurrilen Momenten versehen hat. Doch seine besondere Note erhält das Werk durch die Zitate aus dem 'Hagakure', die wie eine filmische Meditation wirken.
Forest Whitaker geht den Weg des Samurai. Ohne Kompromisse und bis zum bitteren Ende. Und dies tut er mit einer sehenswerten Coolness, Abgeklärtheit und Professionalität.
Ich weiss gar nicht, ob es überhaupt eine synchronisierte Fassung gibt. Falls ja, diese bitte unbedingt meiden!
weitere Infos zu diesem Film | 7 Forenbeiträge
13.09.2004
Hatte noch nie von 'Pieces of April' gehört und war dann ebenfalls angenehm überrascht von diesem nett gemachten, charmanten Indie-Film. Schöne Musik von Stephin Merritt. Empfehlenswert.
weitere Infos zu diesem Film | 15 Forenbeiträge
05.09.2004
Hab mir Van Helsing gestern vom Sofa aus angesehen und muss sagen: Ich fand ihn lustig. Die Dialoge, die Handlung und die schauspielerischen Leistungen sind so schlecht, dass sie oft zweifeln lassen, um was für eine Art von Film es sich hier eigentlich handelt. Als Graf Dracula in der Vorgeschichte mit Frankenstein mit seinem lächerlichen Akzent auftritt, dachte ich dies wär nur ein parodistischer Vorfilm und gleich würds dann richtig los gehen. Es blieb aber so, bzw. kam noch schlimmer, und daher sah ich den Film auch als, zugegebenermaßen oft schlecht gemachte, aber deswegen auch (unfreiwillig?) komische Parodie auf das Horror-Genre an.
Mein Lieblingssatz: 'Was riecht denn hier so nach nassem Hund?'
Ich glaube, wenn man den Film nicht ernst nimmt, geht er gerade noch durch und die Special-Effects sind ja schon sehenswert. Also, ein leichter filmischer Snack für zwischendurch.
weitere Infos zu diesem Film | 9 Forenbeiträge
02.09.2004
Die Story ist zwar hanebüchen, jedoch wirds hin und wieder ganz schön gruselig. Was mich nur gestört hat, war das übertrieben düster, metallisch-kalte Set-Design und die Darstellung der forensischen Psychiatrie als Mittelalter-Knast.
Was mich nicht wundert, ist wie viele (männl.) Zeitgenossen auf das charakteristische Kindchenschema der Mrs. Berry herein fallen und sie 'total sexy' o.ä. finden. Sie wirkt doch eher wie ein (38-jähriges!) kleines Mädchen (oder wie in ihrem neuen Film, Kätzchen) mit ausgeprägten 'libidinösen' Merkmalen. Ich fand zum Beispiel, dass der Kuss zwischen dem großen, korpulenten Doug und ihr zu Beginn des Films schon etwas pädophil-perverses hatte. Diese Neigung Dougs bestätigte sich ja auch letzendlich.
Ansonsten ist Gothika ein ganz nett gemachter Film, den man allerdings nicht unbedingt gesehen haben muss. Ich fand 'Die purpurnen Flüsse' und vor allem 'Hass' von Mathieu Kassovitz besser. Vielleicht sollte er sich wieder mehr auf das europäische Kino konzentrieren.
weitere Infos zu diesem Film | 13 Forenbeiträge
10.08.2004
Wo 'Bowling for Columbime' streckenweise ja noch ziemlich komisch war, hört in 'Fahrenheit 9/11' nun der Spaß auf. Dafür ist die Sache wohl auch zu ernst. Tote G.I.s, zerfetzte Iraker, weinende Mütter und die schonungslos dargestellte Brutalität der US-Wirtschaftskonzerne und ihrer Bush-Regierung sind nunmal nicht zum Lachen. Der Einzige, der hier durch sein selbstkarikierendes und debiles Auftreten die Schmunzler auf seiner Seite hat, ist George W. himself. Sein Blick ist der eines geistig Minderbemittelten, sein Wortschatz der eines 10-jährigen und sein Verhalten, z.B. kurz bevor er Irak den Krieg erklärt, infantil, unadäquat und blasiert.
Natürlich ist dieser Film subjektiv, provokativ, polarisierend, schwarz/weiss-malerisch und (für uns Europäer) nicht besonders innovativ. Man muss bei aller Kririk jedoch bedenken, dass nicht wir die Zielgruppe dieses Films sind. Da wir als Europäer uns glücklich schätzen können, noch nicht ganz in einer gleichgeschalteten, durch Polizei und Staat willkürlich überwachten, in der individuellen Freiheit eingeschränkten und durch staatlichen (Medien-)Terror verunsicherten und verängstigten Gesellschaft zu leben, wissen wir vieles, was in dem Film gezeigt wird bereits aus Büchern, Zeitungen oder den wenigen guten TV-Sendungen. All diese Informationen bleiben den allermeisten Amerikanern jedoch verwehrt, da die meisten von ihnen prinzipiell keine Bücher oder Zeitungen lesen, sie sich eine gute Schulbildung nicht leisten können und das US-Fernsehen als verlängerter agitatorischer Arm der Bush-Regierung die Bürger nicht informiert, sondern im Gegenteil sie desinformiert und für den Krieg gegen den 'Terror' aufhetzt. Wer oder was der Terror ist, kann hier die US-Regierung ganz nach Belieben entscheiden.
Daher finde ich es großartig, dass jemand wie Michael Moore es so weit geschafft hat und mit seinen Filmen ein so großes amerikanisches Publikum erreicht. Mir ist es egal, dass er durch seine Aufklärungsversuche selber zum Millionär geworden ist und ein schickes Penthouse in New York besitzt. Die Hauptsache ist doch, dass Amerikanern die Möglichkeit gegeben wird, sich zu informieren, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, den sie so noch nicht kannten und das Handeln ihrer Regierung zu hinterfragen.
Man darf allerdings bei allem Antiamerikanismus nicht vergessen, dass es nicht nur das eine böse Imperium gibt, sondern das Handeln der US-Regierung lediglich symptomatisch für das immer brutaler werdende kapitalistische Gesellschaftssystem der herrschenden Weltmächte ist. Es ist nun einmal Tatsache, dass wir aus der sogenannten 1. Welt nur einen kleinen Teil der Weltbevölkerung ausmachen und uns unsere Annehmlichkeiten nur aufgrund der Ausbeutung der restlichen Weltbevölkerung leisten können. Dass es immer mal wieder zu Kriegen kommen muss, um einerseits der Welt zu zeigen, wo der Hammer hängt und andererseits, um sich neue Wirtschaftsräume mit Miltärgewalt zu erkämpfen, bleibt da nunmal nicht aus. Leute wie George W. sind nur kranke Auswüchse des modernen Kapitalismus und Neoliberalismus. Und solange dieses System herrscht, ist es fast schon egal wer in Washington an der Macht sitzt, da auch der nächste Präsident wieder alles für die Konzerne und nur wenig für das Volk tun wird. Und das kennen wir doch nur zu gut aus unserem eigenen Land.
weitere Infos zu diesem Film | 21 Forenbeiträge
24.07.2004
Was hier lebt ist nicht "der deutsche Film" (schön wärs), sondern der impertinente Trieb eines Herrn H., mit aller Gewalt soviel Geld wie möglich zu scheffeln:
Alle Kinos, die den Film zum Start spielen wollen, müssen laut Herbigs Verleih, den Film für 28 Tage in allen (!) Kinos zeigen, dies gilt auch für Zweitheater-Kinos. Wenn sich also z.B. das Düsseldorfer Metropol dazu entschliessen würde, den Film zum Programmstart zu zeigen, müsste es in beiden Kinos für vier Wochen ausschließlich das (T)Raumschiff zeigen. Würde dort zwischenzeitlich auch nur für einen Abend ein anderer Film laufen, müssten die Herbig-Kopien unverzüglich zurück gegeben werden. Es bleibt einem also gar nichts anderes übrig, als sich den Film anzugucken, wenn man nicht vier Wochen auf den nächsten Film warten möchte. Das hierdurch wieder ein neuer deutscher Kassenschlager gefeiert werden kann, versteht sich von selbst. Entscheidend für den Erfolg ist hier nicht die Qualität oder der "Humor" des Films, sondern die resolute Marketingstrategie (Knebelverträge für die Kinobesitzer, McDonalds-Müll, Bettwäsche und Computerspiel für das dumme Volk). Wer auch diese Art von aufgezwungener Monokultur und aggressivem Marketing lustig findet, kann von mir aus schreiben, dass der deutsche Film lebt und dass das tuntige Gehampel dreier Pro7-Comedians zum Schreien komisch ist. Mir zumindest vergeht bei solch dreisten Erpressungsmethoden das Lachen.
Bitte nachlesen unter:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/17860/1.html
----------------------------------------------------------------------------
Nachtrag 26.07.04:
Sorry, kleiner Fehler. Der Film muss in mindestens einem Kino für vier Wochen in allen Vorstellungen gezeigt werden. Probleme gibts hier also vor allem für Einzelhaus-Kinos. Das Metropol könnte als Zweitheater-Kino also auch andere Filme zeigen. Trotzdem Knebelvertrag - trotzdem eine Frechheit.
weitere Infos zu diesem Film | 11 Forenbeiträge
24.07.2004
Noch ca. 4 Wochen, dann kommt er endlich auch in die deutschen Kinos. Allein schon bei der Besetzung werd ich ganz feucht: Tom Waits, Iggy Pop, Steve Buscemi, Bill Murray, Meg & Jack White, Alfred Molina, Cate Blanchett, Roberto Benigni ... Alle versammelt unter der Regie des billanten Jim Jarmusch. Was soll da noch schief gehen? Ich hab zwar bisher nur den Trailer gesehen, weiss aber jetzt schon, dass dies mein Film des Jahrs wird. Da wird der Sommer 2004 ja doch noch schön.
weitere Infos zu diesem Film | 17 Forenbeiträge
19.07.2004
Ich kann die negative Kritik nicht ganz nachvollziehen. Auch wenn die Handlung eher dünn ist, gleichen meiner Meinung nach die am laufenden Band kommenden Gags, Seitenhiebe und Anspielungen alles aus. Ich habe mich zumindest bestens unterhalten gefühlt und werde ihn mir bestimmt noch einmal anschauen müssen, um alle Gags zu entdecken. Die Charaktere sind großartig und einer witziger als der andere.
Der inzwischen erreichte technische Level der Animation grenzt an Foto-Realismus. Was dies betrifft, bin ich schon auf den "Polarexpress" mit einem animierten Tom Hanks gespannt. Braucht man Schauspieler bald nur noch als Synchron-Sprecher für ihr computergeneriertes Alter Ego?
weitere Infos zu diesem Film | 30 Forenbeiträge
01.07.2004
Fühle mich weder angemacht, noch zurechtgewiesen. Wollte nur sagen, dass Fight Club ein verdammt guter Film ist. Na klar ist es ein Hollywood-Film und daher für manche nicht extrem oder "abgefahren" genug, aber das bleibt ja zum Glück jedem selber überlassen, inwieweit er sich auf die Story einlassen kann bzw. will. Mir ging es hauptsächlich um die Grundidee des Films, die man natürlich nach Belieben ausschmücken und über das Level der Mainstream-Akzeptanz hinaus weiterdenken könnte. Dies von einem Hollywood-Film mit Brad Pitt und Edward Norton zu erwarten, wäre nun wirklich allzu weltfremd. Schließlich will Brad ja auch noch in Filmen wie Troja mitspielen. So, und jetzt Schluss.
******************************************************
"...may I never be complete. May I never be content. May I never be perfect. Deliver me, Tyler, from being perfect and complete."
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24