Wenn alles aus den Fugen läuft und sich polyrhythmisch verschachtelt und verdichtet, dann besitzt es für den Schlagzeuger Dejan Terzic die richtige Qualität, als „ideal“ bezeichnet zu werden. „Seine musikalische Vision ist ein beeindruckendes Beispiel für das Entwicklungspotential des europäischen Jazz“, so urteilte ein Jazzmagazin unlängst. Ein Hoffnungsträger im relativ profillosen Heer der auch nicht mehr ganz jungen Wilden. Uns interessieren aber im März der neuseeländische Ausnahmesaxophonist Hayden Chisholm, den u.a. Terzic in seiner Solisten-Band „Melanoia“ featured, und eine deutsche Vaterfigur des Saxophonspiels, nämlich Gerd Dudek. Beide treten in zwei verschiedenen Konstellationen auf der Kölner Improvisationsbühne Nr.1 im Loft auf.
Als Chisholm 1975 die saubere Luft seiner Heimat erstmals kostete, tourte Gerhard Rochus Dudek, genannt Gerd, schon seit rund zehn Jahren mit den „German All Stars“ durch die Welt. 1965 war er Mitglied im damals revolutionären „Manfred Schoof-Quintetts“, noch früher arbeitete er für Kurt Edelhagen und sein berühmtes Kölner Orchester. Aber der 1938 geborene weltgereiste Tenorist atmet auch heute noch beeindruckend den Geist der Coltrane-Ära. Mit dem in Köln studierten Pianisten Stefan Heidtmann musiziert Dudek schon seit einigen Jahren regelmäßig zusammen, jetzt präsentieren sie ein Duo. Wenige Tage später gastiert Dudek, Wahlkölner, in einem Oldtime-Trio, das seit Jahrzehnten für zeitgenössischen Jazz berühmt ist. Mit dem tschechischen Altsaxer und Flötenvirtuosen Jiri Stivin und Bass-Legende Ali Haurand, Gründungsvater zahlreicher Besetzungen mit dem Markensignum „European“, nehmen die rüstigen Jazzikonen die zahlreichen Stufen bis ins Loft (Müllers gute Stube), dem einstigen Wohnbereich des WDR-Flötisten Hans Martin Müller, um als „European Jazz Trio“ Jazzgeschichte aufleben zu lassen.
Hayden Chisholm, bekannt aus Formationen wie „Root 70“, erhielt im letzten Jahr den bedeutenden SWR-Jazzpreis und veröffentlichte eine Box mit 13 CDs, ein vorläufiger Rückblick über sein bisheriges Schaffen – er wird ja bald 40 Jahre alt. Bis dahin hat er noch einiges vor.
Als Überflieger und Supertechniker scheut er nicht, sich als Tag-, Nacht- oder gar als Albträumer in die Welten des Dejan Terzic zu stürzen, dessen Musik den Creator an den Trommeln nie leugnen will. Minimal-Floskeln bilden flächige Sounds, eng geführte Fugen organisieren Klangpanik, die Form in der Musik sichert den Halt. Bei seinem Auftritt mit dem Phil Donkin Trio, Saxophon im Gespräch mit Bass und Schlagzeug (Jochen Rückert), sichern Jazzstandards, also Hits der Jazzgeschichte, die Basis einer freien Interaktion: Bebop, Cool und Hardbop in aktueller Lesart.
Konzerte:
Gerd Dudek mit Stefan Heidtmann: 17.3.
Hayden Chisholm mit „Melanoia“: 18.3.
Gerd Dudek im „European Jazz Trio: 20.3.
Hayden Chisholm im „Phil Donkin Trio“: 30.3.
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