Im letzten Jahr erschien nach 16 Jahren mit „I‘m new here“ das erste neue Album von Rap-Ahne Gil Scott-Heron. Jetzt hat sich Jamie Smith von The XX des Albums angenommen, und mit „We are new here“ fast das komplette Album in ein düsteres Soundgewand gekleidet. Nennt es Dubstep, Trip Hop oder Dark Urban Soul – es klingt auf jeden Fall verdammt cool (XL Records). Quietschfiedel ist das finnische Duo Le Corps Mince De Francoise, kurz LCMDF. Ihr Club-Hit „Something Golden“ klang betörend charmant. Auf Albumlänge kann die post-punkige Pop-Fröhlichkeit auf New Rave-Basis etwas anstrengen. Aber man kann ja zwischendurch pausieren (Heavenly). Das französische Post Rock-Trio NLF 3 vereint auf ihrem neuen Album „Beautiful is the Way to the World beyond“ wieder rumpelnde Rhythmen, psychedelisch getupfte Sounds und sparsam eingesetzte Stimmen. Sonnig und leichtfüssig (Prohibited). Earth machen inzwischen Doom ohne Metal. Mit ihrem Zeitlupen-Wüstensound sind sie näher an Americana. Das gilt auch für das neue Album „Angels of Darkness, Demons of light Vol. 1“, das erhabene Meditationen anbietet und den deutschen Kollegen Bohren und der Club of Gore immer näher kommt (Southern Lord).
Der Berliner Siriusmo legt sich nicht fest: Von seinem verdrehten Clubhit „High Together“ über Mr. Oizo mäßiges Gehacke und brutalo Tech-Rap zu Funk- und House-Anleihen kann der Mann so einiges. Fehlt nur die eigene Handschrift. Aber wen kümmert‘s … (Monkeytown Rec.). Stephan Bodzin & Marc Romboy sind bekannt für ihre minimalistischen, melodisch grummelnden Technotracks mit weichem Analog-Flair. Sie versammeln auf ihrem opulenten Debüt auf zwei CDs nicht nur bisherige Maxi-Tracks, sondern auch neue Stücke, Versions und Remixe von Freunden wie Dominik Eulberg, Moritz von Oswald oder Robag Wruhme. Eine dritte CD bringt nochmal einen dreieinhalb stündigen Mp3-Mix (Systematic). Das Kölner Techno-Urgestein Mathias Schaffhäuser hat die Spendierhosen an. „In Konzert“ ist ein Live-Mix elf seiner Stücke, die Schaffhäuser im Club mit Vocals und etlichen Instrumenten veredelt hat. Den Download gibt’s auf seiner Label-Webseite „ware-net.de“ mit Cover und allem Pipapo. Daneben erscheinen zwei Vinyl-EPs mit Auszügen und Remixen. Die darf man käuflich erwerben (Ware). Kreidler bauen ihre minimalistischen Soundscapes auf „Tank“ langsam und stetig auf. Den sessionhaften Charakter merkt man den Stücken an, die Sozialisation der Musiker zwischen Techno und Krautrock ebenfalls. Kontemplativ und suggestiv zugleich (Bureau B).
Die Amsterdam Klezmer Band gibt sich auf „Katla“ wieder höchst lebenslustig. Bierseelig könnte man in manchen Momenten auch sagen. Polka, Klezmer und Artverwandtes vereint die siebenköpfige Truppe, lässt aber anders als einige Balkan Beat-Kollegen die Elektronik außen vor (Essay Rec.). Der israelische Jazz-Bassist Avishai Cohen führt den melancholischen Tonfall seiner letzten Alben auf „Seven Seas“ fort. Die Verbindung aus weichen Sounds, abstrakten Vocals und komplexen Rhythmen funktioniert auch hier großartig, wenngleich einige Momente des neuen Albums schon fast zu glatt ausgefallen sind (Blue Note). Das Label raster-noton steht für glasklare Digitalsounds. Zusammen mit Ryoji Ikeda arbeitet Labelchef Carsten Nicolai an komplexer audiovisueller Konzeptkunst. Die CD „ID“ ihres Projektes Cyclo liefert den akustischen Teil, der mit grenzwertigen Frequenzen die Ohren attackiert: Hör mit Schmerzen! Ein Buch folgt im Laufe des Jahres.
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