Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.585 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Regisseurin Bettina Blümner
Foto: brox+1

„Ich kann die Wut nachvollziehen“

31. Oktober 2013

Regisseurin Bettina Blümner über „Scherbenpark“ – Gespräch zum Film 11/13

Bettina Blümner, Jahrgang '75, studierte in Weimar, Ludwigsburg und Kuba und realisierte währenddessen zahlreiche Kurzfilme. Für ihren ersten Kinofilm, die Dokumentation „Prinzessinnenbad“, erhielt sie zahlreiche Preise. Die Literaturadaption „Scherbenpark“ ist ihr erster Spielfilm.

engels: Frau Blümner, in „Prinzessinnenbad“ haben Sie drei Kreuzberger Mädchen mit schwierigem sozialem Hintergrund portraitiert. Thematisch bleiben Sie sich mit „Scherbenpark“ treu, warum wechseln Sie zur Fiktion?

Bettina Blümner: Ich habe an der Filmakademie Baden-Württemberg Szenische Regie studiert und fühle mich sowohl im Spielfilm als auch im Dokumentarfilm zu Hause. Bei jedem Filmprojekt entscheide ich von neuem, wie es am besten umzusetzen ist. Ich schätze beide Formen, sowohl den Spielfilm, als auch den Dokumentarfilm. Ich liebe meine Arbeit als Regisseurin, im Besonderen die Vielfältigkeit und die immer neuen Herausforderungen.

Und warum haben Sie für Ihr Spielfilmdebüt einen literarischen Stoff adaptiert, statt eine eigene Geschichte zu verfilmen?

Mir hat der Roman „Scherbenpark“ von Alina Bronsky sehr gut gefallen. Die Hauptfigur

Sascha hat mich von Anfang an begeistert. Die Dialoge im Roman sind bereits sehr filmisch angelegt. Für mich sind Dialoge im Film überhaupt äußerst wichtig. Ich würde sagen: Die Hauptfigur und die Dialoge haben mich einfach überzeugt.

Sehen Sie Parallelen zwischen der Protagonistin Sascha und den drei Mädchen aus „Prinzessinnenbad“?

Bei beiden Filmen geht es um junge Frauen. Ich finde die Zeit des Erwachsenwerdens besonders spannend. Vieles ist neu und fühlt sich besonders und intensiv an. Die Wut, die Sascha hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Solche Figuren zu erzählen, macht einfach Spaß.

Bei einem Kölner Filmfestival sagte kürzlich ein französischer Gast nach dem Besuch der berüchtigten Hochhaussiedlungen in Köln-Chorweiler, Banlieues seien überall gleich. Sie haben in Köln-Porz gedreht. Wie haben Sie die Situation dort empfunden?

Ich glaube nicht, dass alle Hochhaussiedlungen gleich sind. Ich habe mich in Köln-Porz wohl gefühlt. Die Menschen, die ich dort kennengelernt habe, waren meiner Arbeit und mir gegenüber sehr offen und freundlich. Es gibt da einen ambitionierten Jugendclub, einen guten, russischen Supermarkt und das architektonisch interessante Hochhaus, in dem wir gedreht haben. Sicherlich gibt es dort auch Probleme, aber wo gibt es die nicht.

Sascha wirkt mit ihren Ambitionen in ihrer destruktiven Umgebung deplatziert ...

Sascha stellt ihre Lebenssituation in Frage: Wo gehöre ich hin? Was will ich im Leben? Sie möchte raus aus ihrer jetzigen Umgebung. Aber auch das gehobene Mittelstandsmilieu von Volker und Felix ist auf Dauer nichts für Sascha. Und auch dieses birgt Probleme. Schließlich muss sie ihren eigenen Weg finden, wo und wie auch immer.

Haben Sie bereits Pläne für einen neuen Film, und wenn ja: Wird es ein Spiel- oder ein Dokumentarfilm?

Ich arbeite sowohl an neuen Spielfilm- als auch an neuen Dokumentarfilmprojekten.

Außerdem freue ich mich immer über neue Filmprojekte, die mir von außen herangetragen werden.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24

„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24

„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24

„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24

„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23

„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23

„Ich wollte das Geheimnis seiner Kunst ergründen“
Regina Schilling über „Igor Levit – No Fear“ – Gespräch zum Film 10/22

„Ich wollte das damalige Leben erfahrbar machen“
Maggie Peren über „Der Passfälscher“ – Gespräch zum Film 10/22

„Migration wird uns noch lange beschäftigen“
Louis-Julien Petit über „Die Küchenbrigade“ – Gespräch zum Film 09/22

„Die Wüste ist ein dritter Charakter im Film“
Stefan Sarazin über „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ – Gespräch zum Film 08/22

„Sie muss immer weitermachen“
Lisa Vicari über „Luna“ und den Erfolg von „Dark“ – Roter Teppich 02/18

„Er hat das Erlebnis Krieg niemals überwunden“
Jürgen Prochnow über „Leanders letzte Reise“, Altersrollen und den Dreh in der Ukraine – Roter Teppich 09/17

Gespräch zum Film.

Hier erscheint die Aufforderung!