Vieles deutet in der Karriere des Hans Liberg auf etwaige Parallelen zu unserer Ruhrpott-Ikone Helge. Beide leben seit rund drei Jahrzehnten von der Musik, ohne sie ernsthaft zu produzieren. Beide schleichen um den heißen Breitopf herum, und was da über den Rand tropft, reicht allemal. Und bei beiden dürfen freudige Krokodilstränen kullern, ohne dass sich irgendetwas Konkretes wie ein Witz oder ein wirklich lustiges Lied mit nach Hause nehmen ließe, mit dem der begeisterte „Konzert“-Besucher am nächsten Morgen beim Friseur oder am Kaffeeautomaten punkten könnte. Die Kunst der beiden Großmeister der kleinen Form bleibt flüchtig – sowohl beim Klassikmonteur Liberg wie beim Jazzer Schneider. Und der Tausendsassa Liberg zeigt in seinem aktuellen Programm, dass er auch den Jazz beherrschen kann.
1997 erhielt der Niederländer Hans Liberg in New York für ein Fernsehformat den Emmy Award, im folgenden Jahr sprang er für Sir Ustinov ein und moderierte diese Preisverleihung. Diesen Umstand verdankt er natürlich seinem internationalen Auftreten, immerhin spricht und spielt Liberg in Englisch, Französisch und Deutsch. Regelmäßig tritt er in London auf, in Paris lernte er seine Frau kennen. Und die klassische Literatur der Konzerthits wirkt auch überregional.
Liberg steht in der Tradition des süffisanten Victor Borge, der als ein Comedian im herkömmlichen Sinne auch über große Musikalität und eine solide Klaviertechnik verfügte. Aber sein niederländischer Nachfolger erhebt sich über den Klavierclown alter Schule zu einem multistilistischen Musikshowmaster, der ein ganzes Arsenal an buntest-exotischem Musikinstrumentarium versammelt und auch überall ein Tönchen herauspresst – da kann jetzt Helge wieder mithalten. Libergs sympathische Masche mit der Klassik gestattet dem alles improvisierenden Künstler Eingriffe in die Partitur oft schon nach drei Tönen oder spätestens nach acht Takten. Liberg: „Ich habe noch nie ein Stück ganz gespielt.“ Wie Borge zeigt Liberg gern, dass die Wahl des thematischen Materials auch ganz anders hätte ausfallen können, und schmuggelt in den ernsten Ton eine heitere Schlagermelodie oder ein Volkslied ein – wer erkennt die Melodie?
Jetzt – und deshalb kam der Helge hier so häufig ins Wort – tourt Liberg mit seinem aktuellen Programm „Ick Hans Liberg“ im weißen Showanzug mit zwei Kollegen an Bass und Schlagzeug und mit einem jungen Tänzer – das erinnert an die Stammmannschaft aus dem Pott, fehlt nur der persönliche Sklave und Teeassistent von Helge. Und Jazz steht auf dem Programm, allerdings nur als Startrampe für den Entertainer, in die wilden 70er abzufahren und mit Fistelstimme den damaligen Pop- und Schlageridolen nachzueifern.
Angekündigt sind bereits Lieder über die Wallstreet und über den Goldpreis, aber auch eine Wurstsonate von Clint Eastwood steht auf dem Programm. Es ist völlig gleichgültig, welche Themen aufliegen, Liberg findet liebevoll die geeignete Musik dazu: Er ist nämlich ausgebildeter Musikologe.
Konzerte am 1.12. im Konzerthaus Dortmund und am 14.12. in der Düsseldorfer Tonhalle I www.hansliberg.com
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