Die Gesellschaft als gepolsterter Kinderspielplatz? Manche Menschen meinen, es müsse Schluss sein mit Aufrufen, in denen Gruppen ihre Benachteiligung beklagen und Gleichberechtigung fordern. Ja, solche Aufrufe können anstrengen. Sie weisen auch darauf hin, dass Angehörige von Minderheiten es endlich in Positionen geschafft haben, in denen sie sich Gehör verschaffen können – und dass die Gesellschaft ihnen zuhört. Dem gegenüber steht aber auch der Eindruck, dass nicht wenige Klagen übertrieben seien, es kein Recht auf Unversehrtheit gebe und beispielsweise die Kunst ein Ort bleiben müsse, an dem die Grenzen des Zumutbaren erprobt werden. Sicher ist, das Leben findet nicht auf Polstermatten statt. Unser Monatsthema GANZ SCHÖN EMPFINDLICH fragt daher, wie es um Verständnis und Rücksicht steht.
Unsere Leitartikel plädieren für eine bedachte Wort- und Bildwahl in den Medien, dafür, die Bitten um Rücksicht auf die Gesundheit anderer Menschen nicht zu verharmlosen und dafür, materiell armen Menschen wirklich zu helfen, statt bloß freundlicher über sie zu reden.
In unseren Interviews spricht sich der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich dafür aus, Trigger-Warnungen als bereichernd für den Kunstgenuss zu verstehen, die Allergologin Petra Zieglmayer erklärt, wie es sich mit einer Histaminintoleranz gut leben lässt und die Sozialpsychologin Fiona Kalkstein diskutiert, wie sich gesellschaftlichen Aggressionen gegen Schwächere entgegenwirken lässt.
In unseren Lokalbeiträgen erfahren wir in Köln beim Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, wie Arbeitsbedingungen und Publikumserwartungen die künstlerische Arbeit prägen, bei der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Unna, wie sie sich gegen die Zumutungen des Flugbetriebs wehrt und beim Weissen Ring in Wuppertal, wie die Organisation Opfern von Kriminalität hilft.
Großdemos gegen Rechtsextremismus, namentlich gegen die AfD, prägen Deutschland derzeit. Eine unschätzbare Entwicklung, und man darf hoffen, dass die Zivilgesellschaft weiterhin so breit, sichtbar und entschieden gegen Demokratieverächter auftreten wird! Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Demonstrationen einen dringend nötigen Stimmungswechsel gegen die AfD bewirken können. Selbst dann allerdings hätte sich nichts verbessert an einer Politik, die das Vertrauen in die Demokratie erst nachhaltig erschüttert hat. Für so eine Verbesserung müssten die sogenannten Mitte-Parteien beispielsweise gesellschaftlich erarbeiteten Wohlstand gerecht verteilen, statt ihn vor allem für eine reiche Minderheit zu reservieren, Zuwanderung und Integration ermöglichen und erleichtern, statt sich daran als angebliches politisches Kernproblem zu klammern und die ökologische Wende konsequent und sozial gerecht angehen. Solch eine Politik ist nicht zu viel verlangt. Es ist allerhöchste Zeit dafür!
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Armut ist materiell
Teil 1: Leitartikel – Die Theorie des Klassismus verkennt die Ursachen sozialer Ungerechtigkeit und ihre Therapie
„Solche Tendenzen sind nicht angeboren“
Teil 1: Interview – Sozialpsychologin Fiona Kalkstein über Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit
Opfer nicht allein lassen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Weisse Ring Wuppertal hilft Menschen, die unter Kriminalität und Gewalt leiden
Allergisch gegen Allergiker
Teil 2: Leitartikel – Für gegenseitige Rücksichtnahme im Gesellschaftsbund
„Wie eine Allergie, die keine ist“
Teil 2: Interview – Allergologin Petra Zieglmayer über den Umgang mit Histaminintoleranz
Keine Subventionen gegen Mensch und Natur
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Unna
Ungeschönte Wahrheiten
Teil 3: Leitartikel – Rücksicht zu nehmen darf nicht bedeuten, dem Publikum Urteilskraft abzusprechen
„Meine Freiheit als Rezipient wird vergrößert“
Teil 3: Interview – Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich über Triggerwarnungen in Kunst und Kultur
Vorsicht Kunst!
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Kölner Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler
Alltag ohne Hindernisse
Städtische Barrierefreiheit – Europa-Vorbild Schweden
Von der Barbarei der Debatte
Natürlich kann man vermeiden, dass irgendwer Dinge hört, gegen die er allergisch ist – Glosse
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen
Wer die Demokratie gefährdet
Intro – Wer bewacht die Wächter?
Bloß kein Erbarmen
Intro – Digital unverbunden
Wen Lindner so treibt
Intro – Schöne neue Zukunft