Er war Gelehrter und Lehrer, Mystiker, Lyriker und Geschichtenerzähler – Rumi (1207-1273) und seine zeitlosen Schriften klingen bis heute nach. Anlässlich des 750. Todestages des persischen Dichters veröffentlichte der NordSüd Verlag im September eine Bilderbuchbiografie, in der Autorin Rashin Kheiriye Einblicke in das Leben Rumis gibt. Auf insgesamt 40 Seiten zeichnet die gebürtige Iranerin ein Portrait des weltberühmten Lyrikers – für Leser:innen ab 5 Jahren.
„Wir sind, was wir suchen.“ Diese Lehre zieht Rumi aus der Lektüre des Gedichts „Die Konferenz der Vögel“, das ihm der Mystiker Attar gibt, als er noch ein Kind ist. Die Geschichte des Riesenvogels Simurgh befeuert seine Vorstellungskraft, und als er im späteren Verlauf seines Lebens von einem guten Freund getrennt wird, hilft ihm das Gedicht dabei, sich auf sich selbst zu besinnen. In bunter Blumenpracht und mit klaren, kräftigen Farbstrichen illustriert Künstlerin Rashin Kheiriye Rumis Werdegang. Dabei ist ihr Buch in Darstellung und Ton selbst ein bisschen poetisch. Rashin gelingt es, das komplexe Leben des „Dichters der Liebe“ auf nur wenigen Seiten in zielgruppengerechter Sprache zusammenzufassen, während das Wesen Rumis wunderbar über die Bildebene transportiert wird: Die leuchtenden Farben bringen den Facettenreichtum und die Lebenslust des Poeten gelungen zur Geltung. So stellen die bunt-verspielten und floral geprägten Seiten die Kraft der Natur und das Potential menschlicher Beziehungen dar. Rumis Verbindung mit dem Mystiker Schams zeigt dies unter anderem durch die Gleichsetzung des Freundes mit der Energie der Sonne. Als Schams weiterzieht, fühlt sich Rumi, als würde die Sonne untergehen.
Rashin Kheiriye lässt die Leser:innen den Pfad durch Rumis Leben beschreiten. Wie alles mit einem Herbstblatt beginnt – von der Vogelfaszination über das Sama-Tanzen bis hin zur Leidenschaft des Dichtens und Geschichtenerzählens. Dabei betont die studierte Grafikdesignerin, dass Liebe und Freundschaft eine große Quelle der Inspiration sein können: „Sich mit den Menschen der Erde anzufreunden, ist die beste Religion der Welt“, so Rumi. Im Anhang des Buches schließt Rashin mit einem Textblock, in dem sie ihre persönliche Verbindung zu dem Dichter erläutert, gefolgt von einer kurzen Biografie mit ergänzendem Hintergrundwissen zu dessen Lebenswerk. Ein kraftvoll bebildertes Kinderbuch mit schönen Botschaften für Leser:innen jeden Alters.
Rashin Kheiriye: Rumi – Dichter der Liebe | Aus dem Englischen von Thomas Bodmer | NordSüd Verlag | ab 5 Jahren | 40 S. | 18 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25
Aus dem belagerten Sarajevo
„Nachtgäste“ von Nenad Veličković – Literatur 03/25
Der legendäre Anruf
Ismail Kadares Recherche über Stalin und Boris Pasternak – Textwelten 03/25
Internationales ABC
„A wie Biene“ von Ellen Heck – Vorlesung 02/25
Zwei Freunde
„Am Ende der Welt“ von Anna Desnitskaya – Vorlesung 02/25
„Afrika ist mehr als Hunger und Krieg“
Autor und Influencer Stève Hiobi über sein Buch „All about Africa“ – Interview 02/25
Wem gehört Anne Frank?
„Immer wenn ich dieses Lied höre“ von Lola Lafon – Literatur 02/25
Schrecklich komisch
Tove Ditlevsens Roman „Vilhelms Zimmer“ – Textwelten 02/25
Unsichtbare Krankheiten
„Gibt es Pflaster für die Seele?“ von Dagmar Geisler – Vorlesung 01/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Die Geschichte der Frau
Ein Schwung neuer feministischer Comics – ComicKultur 03/25
Der Wolf und die Migranten
Markus Thielemann im Ada – Literatur 02/25
Diktat oder Diktatur
Autorin Anna von Rath in Velbert – Literatur 02/25