Das Alte Pfandhaus ist als Jazzbühne ein sehr ungewöhnlicher Ort. Es fängt damit an, dass es eigentlich keine Bühne gibt. Die einstige Versteigerungshalle gleicht einem Mini-Amphitheater, und das birgt auch die imposanteste Qualität dieser Spielstätte, von der Publikum und Künstler zu gleichen Teilen profitieren. Martin Sasse, Jazzmusiker und unernannter Hofpianist des Hauses, bringt es schnell auf den Punkt: „Diese Nähe zum Publikum und die kammermusikalische Atmosphäre sind einzigartig.“
Sasse muss es wissen, er kennt alle namhaften Bühnen Europas. Und das sei damit festgestellt: Nach fünf Jahren hat sich das Alte Pfandhaus eine wirklich gute Position unter diesen alteingesessenen Clubs und Theatern erworben – in Europa.
"Diese Nähe zum Publikum ist einzigartig"
Für Köln war die Öffnung dieser neuen Veranstaltungshalle mit Jazzambitionen ein besonderer Glücksfall, hatte doch der weltberühmte Jazzkeller Subway seine Pforte ersatzlos geschlossen und der Stadtgarten bereits seine Programmspürhunde auf die Fährte der Jugend angesetzt. Und prompt erschienen auch altbekannte Subway-Köpfe, die ja schon im Kellerclub rund um die Bühne saßen – allerdings waren das nur wenige Stammplätze. Im Pfandhaus umringen die Zuhörer die Artisten wie im Zirkus – manchem Americano war das zunächst gar nicht recht. Aber heute ist die Bühnensituation ein Markenzeichen dieser Location. Waren anfangs die technischen Möglichkeiten arg gewöhnungsbedürftig bis suboptimal, so wurde über die Jahre auch dieses Problem gelöst.
Selbst fette Funky-Grooves donnern unter dem angedeuteten Tonnengewölbe relativ ausgewogen, die Stromgitarristen gaben sich in der jüngeren Vergangenheit die Klinke in die Hand. Und da tauchen viele Promis auf, und kehren sogar wieder. So spielt Al Di Meola in diesem Monat (17.04.) wieder im Kreise seiner Fans. Die Anwesenheit internationaler Stars wurde zur Routine, allein die Liste der Musiker, die mit Martin Sasse gastierten, beeindruckt: Philip Catherine, Charlie Mariano, Dennis Mackrel, Jimi Cobb, Vincent Herring, Peter Bernstein, Dusko Goykovich, Dick Oats u.a. „Hier wird noch realer Jazz geboten“, meint Sasse. Und vieles mehr, können wir ergänzen. Denn allein das Programm für Fusion- Freunde hat vor dem Pfandhaus gar nicht existiert.
Jetzt feiert diese kulturelle Privatinitiative des Hausherrn Dieter Tiedemann ihr erstes kleines Jubiläum. Und Programmchef Alexander Sandmann bringt Musikanten zusammen, die sich nie gesucht haben. Instrumentalisten aller Provenienz scharen sich um den amerikanischen Powerdrummer Billy Cobham, der sein Schlagzeug gleich mehrere Tage stehen lassen wird – nur die Mitspieler wechseln. Das ist der richtige Mann für einen kräftigen Geburtstagstusch, denn er hat der Welt den Wirbelwind über die Tomfelle geschenkt: Eine seiner ersten Platten hieß „Crosswinds“.
„Billy Cobham Special Night 1 & 2“ | Do 31.3. 20 Uhr, Sa 2. 4. 20 Uhr
„Old School Project“ | So 3.4. 20 Uhr |
Altes Pfandhaus | 0221 278 36 85
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