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Musikalisch nicht so streng: Susanne Blech
Foto: Heide Prange

Ruhrstadtpunks

23. Februar 2012

S. Blech und D. Atari etablieren Electropunk und -pop in der Ruhrstadt – Popkultur in NRW 03/12

Mit dem Erfolg des Hamburger Labels Audiolith und des sachsen-anhaltinischen Melt!-Festivals hat sich ein Genre als breitenwirksam etabliert, das zwischen Rhein und Ruhr bisher erst für eine kurze Periode in den frühen 1980er Jahren aufflackerte: Einer der weltweit einflussreichsten Electropunk-Acts waren die heute noch aktiven Düsseldorfer DAF, die einen unterkühlten Synthie-Sound in die eigene Szene importierten. Heute ist die nationale Szene deutlich breiter aufgestellt, und mittlerweile machen sich auch Acts aus DAFs Stammland daran, dem Stil ihren Stempel aufzudrücken.

Das aktuellste Beispiel dafür sind Susanne Blech. Ein Quintett aus verschiedenen Orten zwischen Düsseldorf und Herne, das unlängst sein zweites Album „Triumph der Maschine“ veröffentlichte und dort andockt, wo Bands wie Frittenbude oder Bratze mittlerweile Tausender-Hallen füllen. Allerdings reduzieren sich Susanne Blech nicht auf das Wesentliche, sondern sind deutlich ausschweifender, experimentierfreudiger und textlich verblümter, ohne dabei den expliziten Ausdruck aufzugeben. Sie ruhen sich nicht auf der todsicheren Formel der Beats und des Sloganism aus, sondern machen gerade mit ihren Texten Bilder und Stimmungen auf, die seinerzeit auch DAF zur Ehre gereicht hätten.

Susanne Blech sind Teil einer Szene, die sich unter dem Deckmantel des Labels Z-Muzic über ganz NRW erstreckt. Dazu gehört auch die etwas sanfter agierende Danja Atari, eine gebürtige Berlinerin, die schon als Jugendliche mit ihrer Mutter ins Rheinland zog. Ihre Songs, besonders die ihres Anfang 2011 erschienenen Albums „At The Back Of Beyond She Found An Artichoke“, bemühen träumerischere Sounds und nicht gar so direkt schlagende Breakbeats. Sie ist eng mit Susanne Blech verbunden, unter anderem darin, dass beide Acts sich nicht mehr auf eine einzelne Stadt der Region als Heimat berufen, sondern auch in ihrem Alltag die ganze Gegend vereinen.

Das Rückgrat der gemeinsamen Struktur heißt Sebastian Maier. Er ist nicht nur in beiden Bands Musiker und der Betreiber von Z-Muzic, sondern auch der Gründer des all diese Musiker vereinenden Tengu-Basements. Einst als HipHop-Act gestartet, verbindet das Kollektiv mittlerweile etliche Musiken zwischen Dub und House und ist mit einem weitverzweigten Netzwerk fest im Ruhrgebiet verwurzelt. „Es gibt so viele tolle Musiker hier, und mir scheint, dass die Zusammenarbeit leichter läuft als in den Metropolen“, begründet Maier das Verbleiben in seiner Heimat. Dass sich Kollaborationen hier tatsächlich leicht ergeben können, zeigt die Gästeliste der Alben von Z-Music. Hier spielte Radiolegende Klaus Fiehe Saxophon, dort steuerte Egotronic-Frontmann Torsun Burkhardt Texte bei. Auch die Homebase des Kollektivs liegt tief im Westen: Das Studio des Kollektivs steht in Essen, die Büros des Labels in Herne. „Ich denke nicht, dass wir hier weg müssten“, sagt Maier. Wohl wahr, schließlich trieb es schon DAF nicht weiter aus Düsseldorf weg als nach Gelsenkirchen.

Susanne Blech live: 3.3. Herne, Zeche Pluto/27.4. Dortmund, FZW
www.susanne-blech.de I www.danja-atari.com I www.z-muzic.de

Christian Steinbrink

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