Die südkoreanische Schauspielerin Choi Eun-hee wird von Kim Jong-il nach Nordkorea entführt wird, kurz darauf auch ihr Ex-Mann, Regisseur Shin Sang-ok. Eine Spionagefantasie? Keineswegs! Kim Jong-il, großer Filmfan, litt unter der schlechten Kinoproduktion seiner Diktatur und klaute nicht nur massenweise Filmkopien im Ausland, sondern 1978 auch die zwei Filmemacher:innen. Sheree Domingo und Patrick Spät erzählen in „Mme Choi und die Monster“ diese unglaubliche Geschichte mit kräftigem, dynamischem Strich und vor allem aus der Sicht von Choi, die sich ihr Leben lang gegen dominante Männer und Regierungen wehren muss. Parallel eingeflochten ist die Volkssage um das Monster „Bulgasari“, die die beiden 1986 verfilmt haben (Edition Moderne).
Thomas von Steinaecker, Autor und Regisseur, hat sich mit „Stockhausen. Der Mann der vom Sirius kam“ an die Biografie eines der bedeutendsten Komponisten der Neuen Musik gewagt. Ein Cliffhanger deutet an, dass die fast 400 Seiten nur der erste Teil dieser sehr persönlichen Biografie sind. Denn von Steinaecker ist nicht nur seit seiner Kindheit von Karlheinz Stockhausens Musik begeistert, sondern hat den Komponisten auch schon früh persönlich kennengelernt und sich mit ihm angefreundet. Das gibt der Graphic Novel eine intime Note. Illustrator David von Bassewitz findet nicht nur für die biografische Handlung gute Bilder, sondern weiß auch mit einer großartigen Grafik die Musik Stockhausens in Bilder zu fassen (Carlsen).
„In der Haut eines Mannes“ ist das Vermächtnis des Zeichners und Autors Hubert Boulard, der Anfang 2020 mit nur 49 Jahren gestorben ist. Gemeinsam mit Zanzim hat er ein scheinbar historisches Szenario ersonnen, das zahlreiche aktuelle gesellschaftliche Themen vereint. Die 18-jährige Bianca träumt von der Liebe, soll aber mit einem Mann verheiratet werden, den sie nicht kennt. Da erzählt ihre Tante, dass eine „Männerhaut“ im Familienbesitz ist. Damit kann man sich als Mann tarnen und auch ein wenig als solcher fühlen. Und so zieht Bianca los, ihren Zukünftigen kennenzulernen, aber auch sich selber. Das scheinbar Haarsträubende Abenteuer thematisiert auf überraschende Art mit Action und Humor zeitlose Themen wie (religiöse) Toleranz, aber auch ganz Aktuelles wie die geschlechtliche und sexuelle Identität der Protagonist:innen (Reprodukt).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Silvesternacht mit Frankenstein
„Frankenstein Unlimited“ in Remscheid
Erinnerungen an einen Schulfreund
Michael Zeller liest im Café Podest
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24
Förderung von Sprechfreude
„Das kleine Häwas“ von Saskia Niechzial, Patricia Pomnitz und Marielle Rusche – Vorlesung 10/24
Frauen gegen Frauen
Maria Pourchets Roman „Alle außer dir“ – Textwelten 10/24