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Vorhang auf für cineastische Sternstunden

27. Juni 2012

Das Talflimmern ist nicht bloß eine Kinoreihe – Kino 07/12

Unprosaisch gesprochen gehört das Talflimmern zu Wuppertal wie Engelshaus und Schwebebahn. Ungefähr parallel zum Beginn des kalendarischen Sommers startet das von Mark Rieder und Mark Tykwer organisierte Filmereignis an der Alten Feuerwache, inzwischen zum 15. Male (inklusive der ersten vier Jahre am Viehhof). „Bewährt hat sich das fantastische Team – und das programmatische Konzept: wenig Mainstream, viel europäisches Kino, engagierte Filmkunst, Mut zum Risiko“, beantwortet Mark Tykwer die Frage nach dem Konzept. Was er so unaufgeregt umschreibt, gefällt nicht nur dem Publikum – egal, wie schlecht das Wetter im regenfreudigen Tal auch ist, die Filme finden grundsätzlich ihre Zuschauer. Das Talflimmern ist tatsächlich ausgezeichnet. „Keine Ahnung, wie viele Auszeichnungen das mittlerweile sind, aber die Prämien waren immer ein Segen für die technische Substanz. Zuletzt haben wir in den Ton investiert. Der ist im zerklüfteten Innenhof der Alten Feuerwache ein Dauerthema.“

Ziemlich beste Aussichten
„Das Programm lässt keine Wünsche offen, wir haben alles realisiert“, umreißen die Kinomänner die reiche Saison. 31 Filme werden in der regulären Staffel gezeigt. Neu ist der permanent bespielte Mittwoch, in der Kernphase ist Talflimmern fortan wöchentlich an fünf Tagen präsent. Den Auftakt macht Michel

Hazanavicius’ Oscar-Gewinner „The Artist“(7.7.).„’The Artist’" ist eine Art Herzstillstandsveranstaltung für Cineasten. Er beschwört die Magie des Bewegtbilds und schafft die perfekte Illusion, ohne dabei in kopflose Nostalgie zu verfallen. Klug auch, einen Film über den Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm mitten in die Digitalisierungsphase des zeitgenössischen Kinos zu platzieren“, so beschreibt Mark Tykwer die Besonderheiten des Openers. Als weitere Glanzlichter sind schon jetzt drei Abende herauszupicken: In einer Preview läuft vier Tage vor dem Bundesstart Julie Delpys „Familientreffen mit Hindernissen“. Mit „Ein Sommer in Haifa“ wagen sich die Flimmer-Chefs gemeinsam mit dem „Freundeskreis Beer Sheva" erstmals an eine hebräische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Und am 15. August wird Filmemacher und Journalist Jörg Buschka sein Projekt „Buschka entdeckt Deutschland“ persönlich dem Publikum vorstellen.

Unveränderte Kartenpreise
Auch das ist typisch Talflimmern, zur Filmvorführung gehört auch immer die Einbindung verschiedener Kulturschaffender vor Ort. Gemeinsam mit der Wuppertaler Ortsgruppe von Amnesty International wird am 24. August Luc Bessons Biopic über die birmenische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi gezeigt, die dem Film den Titel „The Lady“ gibt. So viel steht fest: Talflimmern ist vital – und definitiv „Kein Ort für Nazis“. Am 29. August gibt es in Zusammenarbeit mit einer antifaschistischen Initiative David Wnendts „Kriegerin“ zu sehen. Der lokale Bezug wird durch Kooperationen verstärkt, die Live-Darbietungen des Saxophon-Quartetts Unisono und von Sascha Gutzeit (der den Score zu „Buschka entdeckt Deutschland“ beisteuerte) sowie die „Wortwache" zum Ende der Saison.

Nach wie vor gibt es kein Abo. „Den seit zehn Jahren unveränderten Eintrittspreis von sechs Euro zu rabattieren, wäre einigermaßen ruinös. Außerdem zahlen Besitzer von Abo-Karten der WSW-Verkehrsbetriebe ohnehin nur fünf Euro“, beantwortet Mark Tykwer die Frage nach den Eintrittspreisen.

Bleibt noch die Frage nach dem Komfort. Ganz ohne Schnickschnack managt Lutz Griebel, Buddy und Stammgast, die Gastronomie („das Bier kommt aus der Flasche, aber dafür schnell.“) Und wie in allen Vorgängerjahren bewährt es sich, gegen Wind und Wetter gewappnet gekleidet zu sein. Talflimmern versteht sich nicht als Festival, sondern dachloses Sommerkino. Also erhöhen mitgebrachte Decken und Kissen den Genuss des jeweiligen Filmabends unbedingt.

Talflimmern I 7.7.-31.8. I Abendkasse ab 20 Uhr I 0202 40 86 99 00 I www.talflimmern.de

VALESKA VON DOLEGA

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