Nun dürfte es endgültig klar sein: Das Theater Hagen hat sein Dreamteam für die komische Oper gefunden – und das kommt jetzt öfter. Regisseurin Annette Wolf und Ausstatterin Lena Brexendorff waren bislang im Zwei-Jahres-Rhythmus in Hagen zu Gast. Nun zeigen sie nach der Wildschütz-Premiere der vergangenen Saison bereits ihre zweite Produktion in nur einem Jahr: Donizettis Dreiakter „Don Pasquale“.
Litt der „Wildschütz“ noch spürbar unter der Grippewelle, die zur Probenphase beinahe das gesamte Hagener Ensemble erfasst hatte, so stellt das Frauengespann mit „Don Pasquale“ erneut unter Beweis, wie eng die Verflechtung einer guten Inszenierung mit der Musik gelingen kann und wie gut bei ihnen die Chemie mit dem Ensemble stimmt. Das Kernpersonal hat sich im komischen Fach bereits bestens bewährt: allen voran Bassbuffo Rainer Zaun, der die Titelpartie des greisen Junggesellen Don Pasquale singt, einem alten Hagestolz, der mit seiner tiefschwarz geleckten Perücke ein wenig an „Il Cavaliere“ Silvio Berlusconi erinnert. Im reifen Alter will Don Pasquale plötzlich doch noch heiraten – und zwar eine junge Braut.
Als intrigant-gerissener Leibarzt versucht Bariton Raymond Ayers, ihm solche Flausen auszutreiben – was nach allerlei Verwicklungen schließlich auch gelingt. So witzig die beiden Herren durchweg agieren, die junge Sopranistin Maria Klier stiehlt ihnen als falsche, kaufsüchtige Ehefrau Norina so manches Mal die Show. Wenn sie sich zu hohen Koloraturen in einen engen Jeansrock zwängt oder zu erregten Spitzentönen ganz besonders zickig wird, gehen die komischen Höhepunkte des Abends eindeutig auf ihr Konto. Einzig Kejia Xiong vermag als Ernesto, Neffe Pasquales und wirklicher Liebhaber der jungen Norina, nicht so recht mit komischem Talent zu überzeugen. Allerdings ist es auch die erste Partie des jungen Tenors in Hagen und Xiong ist sichtlich aufs Singen konzentriert – was sich im Ergebnis dann durchaus lohnt für die Ohren.
Am Ende beschert ihm die Regie auch noch einen wirklich komischen Auftritt: Als Don Pasquale schließlich die Nase voll hat vom Eheleben und Norina samt eines saftigen Erbes seinem Neffen überlässt, haben die jungen Leute nichts Besseres zu tun, als sich gemeinsam hinter eine Computerspiel-Konsole zu klemmen und – ihr Happy-End-Duett auf den Lippen – ausgiebig vor dem Fernseher zu daddeln. Die Moral von der Regie: Die Mentalität verwöhnter junger Wohlstandsmenschen scheint sich in den vergangenen 170 Jahren seit der Uraufführung nicht bedeutend verändert zu haben.
Musikalisch wissen Solisten und Chor die rustikale Commedia-dell’arte-Komik überzeugend zu transportieren. Aus dem Orchestergraben klang es unter Leitung des jungen Kapellmeisters David Marlow zur Premiere mitunter noch etwas ungeschliffen. Bei allem Belcanto verträgt diese Musik aber durchaus einen handfesten Zugang. Die Mischung stimmt jedenfalls. So geht lebendiges Musiktheater.
„Don Pasquale“ | So 23.2. 19.30 Uhr | Infos: 02331 207 32 18
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