Riesbach, 15. März 1883
In dem Augenblick der allgemeinen Trauer, der wir durch den Tod unseres Marx anheimgefallen sind, treibt es mich, Ihnen, der Sie so ganz besonders betroffen sind, brieflich die Hand zu drücken. Sie wissen ja besser als wir alle, was wir in Marx verloren haben, Sie werden doppelt und dreifach den Verlust empfinden, den unsere Sache durch das vorzeitige Hinscheiden des gewaltigen Denkers erlitten.
Als ich gestern nacht Ihr Telegramm vorfand und mich vor die Pflicht gestellt sah, in kurzen gedrungenen Sätzen den großen Toten zu würdigen, da empfand ich, wie wohl nie zuvor, so recht meine wissenschaftliche Unzulänglichkeit.
Was ich schrieb, erschien mir Phrase, hohle, nichtssagende Redensart. Wir haben die großen Worte so oft für kleine Dinge und kleine Menschen verbraucht, daß uns bei wirklichen Anlässen die Worte fehlen. Wohl zehnmal zerriß ich das Geschriebene, und als ich mich endlich um drei Uhr ins Bett legte, da konnte ich mir nicht sagen, daß meine letzte Niederschrift die beste sei, die entsprechende sei.
Selbstverständlich kann es bei dem in heutiger Nummer gebrachten Nachruf nicht sein Bewenden haben. Ich darf von Ihnen nicht verlangen, daß Sie in diesen Tagen der Aufregung und der Unruhe Muße und Sammlung finden sollen, für den „Sozialdemokrat“ zu schreiben, aber ich will auch nicht ohne Sie handeln. Bis Sonnabend denke ich mir den Braunschweiger Kalender, in dem vor Jahren Ihre Biographie Marx‘ erschien, beschafft zu haben, erhalte ich im Laufe dieses Tages keine entgegenstehende Nachricht von Ihnen, so arbeite ich aufgrund dieser Biographie und des mir sonst zur Verfügung stehenden Materials einen biographischen Nachruf für die nächste Nummer des „Sozialdemokrat“ aus.
[…]
Es jagen sich allerhand Projekte in meinem Kopf, ich möchte Ihnen gern Vorschläge bezüglich des Nachlasses von Marx unterbreiten, die sich mir aufgedrängt, und ich sage mir anderseits immer wieder, daß es überflüssiges Grübeln ist, daß Sie ja selbstverständlich alle Maßregeln treffen werden, die nötig sind, den Nachlaß Marx‘ baldmöglich herauszugeben.
Noch einmal, bitte, meinen aufrichtig gemeinten Händedruck in Freudschaft anzunehmen als ein Zeichen, daß ich mit Ihnen fühle, daß ich Ihren besonderen Schmerz zu würdigen weiß.
Ihr dankbarer
Ed. Bernstein
Eduard Bernstein (1850-1932) war Chefredakteur der Zeitung „Der Sozialdemokrat“. Die Zeitung war in Deutschland verboten und wurde deshalb in der Schweiz produziert und illegal über die Grenze geschmuggelt. Marx war am 14. März 1883 mit nicht einmal 65 Jahren in London gestorben.
Quellenangabe: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels, hg. von Helmut Hirsch, Assen 1970, S. 200-201; die Abbildung zeigt Bernstein in jungen Jahren
Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
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Dear Fred,
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
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Lieber Herr Engels!
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