Den 11 Dzbr [1867]
In allem Wesentlichen stimme ich natürlich mit Dir überein; bloß in der praktischen Auffassung, nicht in Bezug auf den prinzipiellen Standpunkt kann eine Meinungsverschiedenheit obwalten. Ich gebe zu, daß Ihr in England einen bessren Überblick habt, und wünsche daher möglichst oft Signale von Euch zu bekommen; was aber die Details des Kampfs betrifft, so müssen dieselben Euch nothwendigerweise vielfach entgehen.
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Meine „rein negirende Haltung“ bezieht sich bloß auf den [Norddeutschen] Reichstag. Ob ich darin fortfahre, ist mir offne Frage und werden wir darüber noch weiter sprechen.
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Wenn ich nun auch im Reichstag vorsichtig mit der „soz. Frage“ sein zu müssen glaube, so bin ich darum keineswegs gegen eine allgemeine theoretische sowohl als praktische Agitation. Auf dem Gebiet, wo ich Einfluß besitze, habe ich nach Kräften gewirkt. Leider kann ich, so lang mir ein Blatt fehlt, fast nur auf Sachsen & Thüringen, auch (durch den allg. Arbeiterverband) etwas auf Süddeutschland wirken. In Sachsen haben wir eine prächtige Organisation. Sämmtliche Vereine gehören uns. Und daß ich hier nicht mein Programm in der Westentasche behalten habe, erhellt aus den Epithetis, mit denen ich beim letzten Wahlkampf (in der Presse) geschmückt ward: Kommunist, Sozialist, Theiler, Advokat der Gütergemeinschaft, und o horror! der Weibergemeinschaft etc. Als praktisches Resultat führe ich die von mir ausgearbeitete Denkschrift der Sächsischen Arbeitervereine an die Regierung an, in der u. A. 10-stündige Arbeitszeit, Abschaffung der Kinderarbeit (ganz mit kommunistischer Motivirung) gleiche Vertretung der Arbeiter in den Gewerbekammern & Gewerbegerichten etc. etc. kurz alle jetzt möglichen praktischen Fordrungen des Proletariats aufs Schärfste formulirt sind.
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Für die Verbreitung des „Capital“ konnte ich bisher nicht viel thun, weil ich es erst vor 5 Wochen bekam, und wenig Zeit zum Studiren hatte. Jetzt bin ich mit der ersten Lektüre durch, und Weihnachten wird die 2te vollendet sein und dann geht’s an die Propaganda. Einen Cÿklus von Vorlesungen über das Werk habe ich schon angekündigt, in allen Volks- und sonstigen Versammlungen werde ich davon reden, und in der Presse vorbohren. Contzen ist leider auf einer Hochzeitsreise, er kommt aber in 8 Tagen zurück und muß dann sofort eine Rezension schreiben. Ferner habe ich den oben genannten Richter aufgefordert, Lärm zu schlagen. Er hat in Wien sehr viel Einfluß. In der Schweiz haben auf meine Veranlassung mehrere Blätter die Einleitung gebracht. Wenn unser Blatt erscheint, werde ich zunächst Auszüge bringen, u.s.w. Die Sächsische Zeitung will den Artikel der „Zukunft“ abdrucken; Dr. Steinitz, Redakteur der Berliner Volkszeitung (!) hat mir, wenn er ein Exemplar bekomme, eine „Kritik“ versprochen. Mit Bezugnahme auf dieses mir gemachte Versprechen könnte man ihm wohl ein Exempl. zuschicken; auch dem Richter, wenn er etwas thun will.
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Adieu. Schicke diesen Brief an M., und schreibe recht bald, auch wenn es bloß ist, um mir den Kopf zu waschen – eine Operation, die ich vertragen kann. Auch wäre mir ein Name für den innren Brief erwünscht. Grüße an Dich, M. & dessen Familie — —
Dein J. M.
Wilhelm Liebknecht (1826-1900) war in den 1860er Jahren maßgeblich am Aufbau der sozialistischen Arbeiterbewegung beteiligt. Wegen Meinungsverschiedenheiten in praktischen und theoretischen Fragen wurde er von Marx und Engels häufig kritisiert. Liebknecht wies ihre Kritik stets zurück. J.M. (= J. Miller) war ein Deckname Liebknechts.
Quellenangabe: MEGA – Marx-Engels-Gesamtausgabe digital, Briefwechsel (megadigital.bbaw.de/briefe), Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Die Abbildung zeigt Wilhelm Liebknecht.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
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