Braunschweig, den 6. Juni 1879
H. Brüdern 9
Einliegend ein allerdings schon etwas älterer Brief von Bebel, der Sie interessieren wird. Sie ersehen aus demselben, daß ich Ihren Brief vom 16./5. an Bebel einsandte. Den Bebel bewundere ich; er ist der einzige unter uns, der fürs parlamentarische Leben Geschick hat. Er ist zwar immer geneigt, über alles und jedes zu reden und zu schreiben, aber dabei bleibt er vollständig unberührt von der Korruption des parlamentarischen Lebens. Ich empfinde vor diesem letzteren einen wahren Schrecken. Wenn sich ein frischer, fröhlicher Gedanke mutig herauswagen will, so werden ihm durch Form und Inhalt der parlamentarischen Klassenherrschaft die Flügel so beschnitten, daß er höchstens verstümmelt am Boden flattert. Schon der Gedanke, das Wort nicht seinem Recht, sondern der Gnade des Präsidenten resp. der Majorität zu danken, ist entwürdigend und deprimierend. Und nun muß man diese Glatzen und diese feisten Gesichter sehen, die einem ins Gesicht gähnen oder sonst die größte Gleichgültigkeit oder Verachtung zur Schau tragen. Der Gedanke, daß man über die Schranken hinweg zum Volke spricht, kann den unmittelbaren Eindruck und Anprall von Gefühlen nicht verwischen, wenigstens bei mir nicht. So gern ich gesund wäre, so froh bin ich, daß ich jetzt von dieser Qual verschont bin. Da lobe ich mir doch eine Volksversammlung. In diesen habe ich nach Form und Inhalt gewöhnlich viel besser gesprochen als im „Stall“, wie Blos sagt. Wenn man die blitzenden Augen sieht, da kommen die Gedanken heraus, da kommt Leben in die Bude.
Bei L[iebknecht] ist, wie ich fürchte, seit einiger Zeit die Angst um die Existenz größer als für die Sache gut ist. Aber er ist ein braver und fester Charakter und wird die Schwäche wohl bald überwinden […].
[…]
Mit meiner Gesundheit geht’s kaum besser. Die körperliche Schwäche und die Empfindlichkeit gegen alle äußern Einflüsse ist immer noch enorm. Bei diesem Sauwetter läßt sich gar nichts tun. Vielleicht gehe ich, wenn’s warm wird, irgendwo ans Meer. Der Nerven wegen, die in den 12 Jahren allmählich doch auf den Hund gekommen sind.
Meinen herzlichsten Gruß an Sie und Marx.
Ihr Bracke
Wilhelm Bracke (geb. 1842) war seit 1877 sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter. 1879 gab er wegen gesundheitlicher Probleme sein Mandat auf. Er starb 1880 mit 37 Jahren. An seinem Begräbnis in Braunschweig nahmen mehr als 30.000 Menschen teil – unter den Bedingungen des Sozialistengesetztes ein mutiges Bekenntnis zur Arbeiterbewegung.
Karl Marx / Friedrich Engels: Briefwechsel mit Wilhelm Bracke (1869-1880), eingel. und hg. von Heinrich Gemkow, Berlin 1963, S. 184-185; die Abb. zeigt Wilhelm Bracke
Dear Fred,
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Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
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Dear Fred,
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
engelszungen 11/23