Riesbach, 1. September 1882
Ich bitte Sie – meine traditionelle Einleitung – zunächst um Entschuldigung, daß ich Ihren Brief vom 9. Aug. erst heute beantworte. Die Konferenz, von der Sie im „Sozialdemokrat“ gelesen haben werden, hat mich sehr arg zurückgeworfen […].
Es gibt in unserer Partei eine Anzahl durchaus braver und auch ganz intelligenter Leute, die von der Ansicht ausgehen, es müsse von unserer Seite stets etwas „geschehen“. Revolution zu machen und Attentate zu planen liegt ihnen nun fern, die frühere agitatorische Tätigkeit fehlt ihnen, und so richten diese Leute ihr Augenmerk auf die Gesetzgebung und meinen, da wäre jetzt das Feld unserer Tätigkeit. Da man nun aber nicht fortwährend oder lediglich Arbeiterschutzgesetze beantragen kann und in Deutschland, dank der Lassallischen Agitation, ein kolossaler Staatskultus in unsern Reihen spukt, so liegt stets die Gefahr nahe, daß diese Elemente auf ein beliebiges, ganz unsozialistisches Projekt hineinfallen, wenn nur das Wort „Staat“ dabei eine Rolle spielt und die Geschichte als gegen das Großkapital gerichtet hingestellt oder wirklich gegen das sog. mobile Kapital gerichtet ist. Ich habe auch diese Frage zur Sprache gebracht, aber sie konnte nicht mehr verhandelt werden, die rein geschäftlichen und praktischen Organisationsfragen hatten unsere Zeit und unsere Arbeitskraft total erschöpft. Auch wurde von anderen diese Gefahr bestritten.
[…]
Aber, um zum Thema zurückzukommen, das verfluchte „positive Wirken“ muß nach meiner Ansicht den Leuten ausgetrieben werden, oder vielmehr es muß ihnen, und zwar von einer Seite, auf die sie etwas geben, gezeigt werden, inwieweit oder bis zu welcher Grenze sie positiv wirken dürfen, d.h. selbst Vorschläge machen und Anträgen zustimmen und daß eine destruktive Tätigkeit sehr positiv sein kann und auch schon gewesen ist.
[…]
Wenn auch nicht alles in unserer Partei so ist, wie es sein sollte und könnte, eines muß ich doch rühmend hervorheben, und das hat sich auch in der Konferenz gezeigt, es ist der Geist der Solidarität, der Disziplin, der sie durchweht. Der preußische Militarismus hat wenigstens das eine Gute, unsere Leute zu schulen, und wenn es in Deutschland einmal losgeht, dann, glaube ich, wird das Wort „Revolutionsarmee“ sich in seiner vollen Bedeutung bewahrheiten.
Ferner habe ich auf der Konferenz gesehen, daß die Organisation unserer Partei in Deutschland – bei Inbetrachtnahme des Ausnahmegesetzes – eine ganz famose ist. Es hat mich das eigentlich milder gestimmt.
[…]
Mit besten Grüßen
Ihr
Ed. Bernstein
Eduard Bernstein (1850-1932) behandelt hier eine Frage, die die Arbeiterbewegung seit ihren Anfängen beschäftigte: Ist es in der kapitalistischen Klassengesellschaft möglich und sinnvoll, eine konstruktive Reformarbeit zu betreiben. Hier lehnt Bernstein dies noch ab. 20 Jahre später zählte er zu den entschiedensten Befürwortern einer solchen Politik.
Quellenangabe: Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels, hg. von Helmut Hirsch, Assen 1970, S. 122-126; die Abb. zeigt Eduard Bernstein
Dear Fred,
engelszungen 11/24
Lieber Freund Engels!
engelszungen 10/24
Lieber Engels
engelszungen 08/24
Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
engelszungen 06/24
Lieber General!
engelszungen 05/24
Lieber Engels!
engelszungen 04/24
Lieber General!
engelszungen 03/24
Lieber Engels!
engelszungen 02/24
Lieber Friedrich
engelszungen 01/24
Hochgeehrter Genosse!
engelszungen 12/23
Lieber Engels!
engelszungen 11/23
Lieber Engels!
engelszungen 07/23