Wuppertal, 22. Mai: Was passiert, wenn der Stargast eines Kinoabends nur ein paar Stunden vor Filmbeginn sein Kommen wegen Krankheit absagen muss? Werden die Besucher enttäuscht und wird die Filmvorführung weniger besonders sein? Möglicherweise. Dass es auch anders kommen kann, erlebten am 21. Mai die Zuschauer des Films „Pedal the World“ im Wuppertaler CinemaxX.
Viele vor allem junge Besucher kamen an diesem Abend, um das beeindruckende Projekt des Extrem-Radlers Felix Starck auf der Leinwand zu verfolgen. Im Juni 2013 war der heute 25-jährige von seinem Heimatort Herxheim aufgebrochen, um in einem Jahr die Welt zu umrunden – auf dem Fahrrad. Sein Ziel beim Start: reisen, fremde Menschen und Kulturen kennenlernen und endlich seinen Traum von Freiheit leben. Immer dabei eine Videokamera, die die kommenden 365 Tage dokumentieren soll. Mit allen Höhen und Tiefen, die sich über 18.000 Kilometer aneinander reihen. Noch in Europa wird Felix krank und braucht Antibiotika, um weiterfahren zu können. Begleitet ihn am Anfang noch ein Freund, trennen sich in Serbien aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen ihre Wege. Euphorische Momente über eine ungeplante Route durch Griechenland und eine kurze Begleitung durch seinen Vater in der Türkei wechseln sich ab mit niederschmetternder Trauer, als ihn die Nachricht vom Tod seines geliebten Großvaters erreicht – in Kambodscha, fast 10.000 Kilometer von zu Hause und der Familie entfernt. Er ist kurz davor die Reise abzubrechen, hält dann aber doch durch und fährt und fährt und fährt. Weiter Richtung Thailand, Neuseeland, Amerika und schließlich wieder Europa und zu Hause. Er sieht traumhafte Landschaften, entdeckt für sich das Paradies. Überall wo er hinkommt ist er begeistert und gerührt über die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Menschen. Und rät am Ende des Films „jedem da draußen“, eine solche Reise zu unternehmen und sich seine Träume zu erfüllen.
Starcks Reise zeigt einmal mehr, dass nicht immer alles nach Plan läuft – und auch der Abend im CinemaxX ist anders als geplant. Felix Starck liegt mit Fieber im Bett und kann nicht wie angekündigt bei der Vorführung dabei sein, um persönlich zu berichten und Fragen der Zuschauer zu beantworten. Doch was hätten ihn die Besucher fragen wollen? „Mich hätten vor allem ganz banale Dinge interessiert, zum Beispiel wie er sich auf dieser Reise selbst organisiert, versorgt und von Tag zu Tag geplant hat“, sagt Julian Busch. Der Wuppertaler ist selber leidenschaftlicher Radfahrer, unterstützt unter anderem die Initiative IG Fahrradstadt und die Radwerkstatt Mirker Schrauba in der Utopiastadt.
Dass man am Ende des Abends trotzdem das Gefühl hatte, Felix Starck ein bisschen persönlich kennengelernt zu haben, liegt zum einen am Format des Dokumentarfilms. Aber vor allem an Starcks Person selber. Er zeigt sich dem Zuschauer ganz nah, in euphorischen wie in verzweifelten Momenten; zeigt seine strahlende Freude über geschaffte Etappen oder ein Nutellabrot genauso wie Gedanken des Scheiterns. „Pedal the World“ präsentiert einen jungen Mann, der seinen Traum wahr gemacht hat – und den man gerne noch einmal persönlich auf ein paar Fragen treffen würde.
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