Da ist sie wieder, die heilige winterliche Zeit, die sich auch auf den klassischen Konzertpodien in festlichen Blechblaskonzerten und jubelnden Chören des Weihnachtsoratoriums abbildet. Blicken wir auf das Programm der Kölner Philharmonie, so finden wir in den Wintermonaten genau ein Weihnachtsoratorium des Thomaskantors. Ebenfalls in den vergleichbaren Konzerthäusern in Dortmund und Essen wird mit Bach nicht gepunktet. Ist daran eine Bach-Verdrossenheit abzulesen? Oder sind die Auftritte lokaler Chöre allesamt aus Kostengründen und mangels Publikumszuspruch in die Schiffe der örtlichen Kirchen verbannt? Und wo sind die berühmten Knabenchöre aus Wien und Tölz, Dresden und Leipzig, wo ihre Weihnachtskantaten?
Vielleicht signalisiert der Zeitenwandel, dass nun nach Demut und Glaube „mehr Licht“ in das Dunkel des sterbenden Jahres getragen werden soll. Also wie bei Goethe? Nach neueren Recherchen hingen dessen letzte Gedanken allerdings eher an einem Nachttopf als an besserer Sicht. In Köln, wo ja bereits die Karnevalssaison eröffnet ist, liest sich das philharmonische Programm in der leeren Zeit „zwischen den Jahren“, also zwischen 2. Weihnachtstag und Silvester, wie ein gut gelauntes Komödianten-Festival. Und es gleicht einem nachweihnachtlichen Wunder, dass für diese vier Abende richtig fetzige und teilweise sehr schlaue Programme existieren.
Favorisiert sind wohl die beiden Virtuosen Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo, die sich wegen ihrer komplizierten Nachnamen als Duo den Künstlertitel „Igudesman & Joo“ ausgesucht haben. In Köln werden sie ihr Programm „And now Mozart“, in Dortmund ein spezielles Weihnachtskonzert (am 8.12.) auflegen, mit unwahrscheinlicher Virtuosität und irrwitzigen Einfällen beim Verquirlen populärer Musiken aus Mozarts Tagen bis in die Charts. Hier wird zu Pachelbels Kanon gerappt, es wird meisterlich gefidelt und bombastisch Klavier gespielt – und auch wirklich prächtig gesungen.
Am nächsten Kölner Abend treten die „Klazz Brothers & Cuba Percussion“ zu einem Mix aus Klassik und kubanischen Rhythmen an. Unter anderem liefern sich Kontrabass und Conga rhythmische Schlachten, und in kubanischer Tanzmusik leuchtet plötzlich das Thema von „Freude schöner Götterfunken“ auf. Ein ganz schrilles Duo aus Tuba und Harfe gastiert anschließend mit dem Gespann Andreas Martin Hofmeir (Tuba-Professor in Salzburg) und Andreas Mildner (Harfen-Professor in Würzburg) – Virtuosen mit Humor, die keine Worte verlieren, sondern alles aus der Tuba blasen. Abend vier gehört dann Chilly Gonzales, dem Mann im Morgenmantel am Klavier, der manchmal auf den Händen der Fans durch die Philharmonie schwebt und schnell Kult wurde. Bei so viel Humor, Können und Originalität dürfen die Klassikfans zufrieden sein zwischen den Jahren: Das ist beste Unterhaltung.
Di 27.12. 20 Uhr: Igudesman & Joo
Mi 28.12.20 Uhr: Klazz Brothers & Cuba Percussion
Do 29.12. 20 Uhr: duo tuba & Harfe
Fr 30.12. 20 Uhr: Chilly Gonzales
Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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