Mathilde - Eine große Liebe
Frankreich/USA 2004, FSK 12
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Darsteller: Audrey Tautou, Gaspard Ulliel, Jean-Pierre Becker, Dominique Bettenfeld, Clovis Cornillac, Marion Cotillard, Jean-Pierre Darroussin, Julie Depardieu, Jean-Claude Dreyfus, André Dussollier, Ticky Holgado, Tchéky Karyo, Jerôme Kircher, Denis Lavant, Chantal Neuwirth, Dominique Pinon, Jean-Paul Rouve, Michel Vuillermoz, Jodie Foster
distanzierte Rührung
diehim (53), 13.05.2005
"Mathilde - eine große Liebe" ist eine anrührende Geschichte über Liebe und die Grauen des 1.Weltkrieges, der man in all ihren Wirrungen und skurilen Szenen mit seltsamer Distanz folgt. "MMM" ist das Zeichen der Liebe zwischen Maneche und Mathilde, das allerdings nur in der französischen Sprache einen Sinn ergibt (Maneche aimes Mathilde). Es ist die Sprache der Zeichen, der Symbole und des Zufalls die Jeunet wieder verwendet, wie schon auf diese bizarr-schöne Weise in seinem großen Erfolg "Die wunderbare Welt der Amelie". Doch diesmal hat man das Gefühl, dass Jeunet sich zu sehr in sein Stilmittel verliebt hat und es verwendet, ohne dass es der Geschichte wirklich nützt. Mathilde liebt ihren Maneche, sie sucht ihn nach Ende des Krieges, gegen alle scheinbaren oder wirklichen Fakten, die auf seinen Tod hindeuten. Es bricht einem das Herz - sollte man meinen. Und fast erreicht es Jeunet auch, aber nur fast. Die Geschichte spielt vor hundert Jahren und ein bisschen so weit ist man auch von den Gefühlen und Beweggründen der Figuren entfernt. Alles wirkt wie in einem Film - anschließend geht man nach Hause, trinkt ein Bier und hat Mathilde bereits vergessen.
Adé Phantasie?
Onatop (60), 22.02.2005
da gedachte ich, mich mal wieder von Herrn Jeunet verzaubern zu lassen, und der verschreckt mich inmitten seines gewohnt phantasievollen Bilderreigens wiederholt mit Kriegsbildern, die mich immer wieder aus den Träumen reißen, denen ich mich zwischenzeitlich versuche hinzugeben. Bisher waren Jeneuts Filme, ob süß oder böse, allesamt nicht von dieser Welt, dieser verliert mit seinem tödlichen Realismus die gewohnte Leichtigkeit. Für Jeneut ist dies vielleicht eine Entwicklung, für mich ist es ein Verlust.
Ansonsten schickt Jeneut seine nach wie vor unnachgiebig, kindlich optimistische Amélie erneut auf die hartnäckige Suche nach ihrer einen Liebe und setzt uns dabei ein überlanges Verwirrspiel vor, dem ich irgendwann nicht mehr folgen kann (und will). Zu sehr Detektivstory, zu wenig Herz bleibt übrig, als dass mich Jeunets Werk am Ende berührt. Da können auch die vielen, kleinen stilistischen Appetithäppchen, charmant gestreuter Witz, Badalamentis (mit Verlaub, Herr Mönter: nicht Bartalamenti) atmosphärischer Soundtrack und die, abgesehen von Jodie Foster, gute Besetzung nichts retten.
Schwieriges Fall
Raspa (392), 20.02.2005
Außer der indiskutablen Ansicht von Neukritiker(in) "Mausel23" haben alle, die sich bisher geäußert haben, auf die eine oder andere Weise Recht mit ihren jeweiligen Einschätzungen. Und so schwanke ich auch in meiner persönlichen Beurteilung und bin mir noch nicht sicher, wie gelungen "Mathilde" insgesamt tatsächlich ist. Nur eines ist gewiss: Die unerbittliche Schärfe eines Kubrick in "Wege zum Ruhm" erreicht Jeunet sicher nicht, was aber auch keine Schande ist. Wer will Kubrick schon das Wasser reichen? Wie auch immer: Ansehenswert ist "Mathilde" allemal.
Grand Cru
Trollo (23), 20.02.2005
Hoffentlich geht es Regisseuren nicht so wie gutem Wein: daß sie irgendwann abbauen!
Obwohl das, was Jean-Pierre Jeunet da inszeniert hat, für meine Begriffe kaum noch zu toppen ist.
Ihm ist gelungen, eine anrührende Liebesgeschichte zu erzählen, die trotzdem nicht den Blick auf die Realität durch unnötigen Druck auf die Tränendrüsen verschleiert.
Gleichzeitig gibt's eine sauber recherchierte Kriminalgeschichte und einen (sofern das überhaupt möglich ist )Blick auf den Schrecken und die Grausamkeit des Grabenkriegs.
Die Requisiten und die Drehorte sind optimal ausgewählt, daß man sich nur noch die Farbe wegdenken muß, um sich in den 1920er Jahren wiederzufinden.
Jeunet besetzt seine Figuren mit Schauspielern, die bis zum letzten Komparsen Charakter und Authentizität ausstrahlen.
Von Audrey Tautou habe ich sowieso den Eindruck, daß sie nicht von dieser Welt ist!
Aber egal, Hauptsache, man kann ihre Filme hier sehen!
PS. Wem der Geschützdonner und der Lärm der detonierenden Granaten auf den Zeiger geht, spricht den Soldaten in den Schützengräben sicher posthum aus der Seele...
geniale Detailarbeit
ascona (1), 20.02.2005
Zum einen ganz im Stil der Vorgängerfilme "Delicatessen" und "Die fabelhafte Welt der Amelie", aber diesmal mit direktem historischen Bezug zum 1. Weltkrieg schafft es Jeneut, jede Szene so phantasie- und liebevoll zu gestalten, daß ich ganz sicher ein zweites oder drittes Mal brauche, um alle Details des Films aufzunehmen. Ganz großes Kino für mein Empfinden.
Was soll das?
mausel23 (1), 17.02.2005
Für mich der schlechteste Film, den ich je in den letzten Jahren gesehen habe. Habe es sehr bereut, nicht sofort noch 20 min. gegangen zu sein.
Für mich weder lustig, noch romantisch noch ein Kriegsfilm, einfach nur über-über-überflüssig. Mathilde ging mir einfach nur auf den Wecker und diese grausamen Kriegsszenen waren auch zuviel des Guten und vollkommen überladen.
Naja, etwas habe ich ja gelernt: Nie wieder werde ich in einen Film von Jeunet gehen!!
Süß!
mr. kurtzman (168), 16.02.2005
Nein, im Ernst. Ganz unkompliziert erzählt Jeunet die Geschichte zwischen dem grauenvollen 1. Weltkrieg und einer Liebesgeschichte. Man kann dem Film kaum vorwerfen zu verharmlosen. Der ganze Wahnsinn erinnert an Kubricks ?Wege zum Ruhm?. Hervorzuheben war die ganze Ausstattung der Zeit Anfang des 20.Jh. Die üblichen liebevollen humorigen Details (das gute Essen, der Postmann, Korsika) oder sagen wir besser Jeunets Handschrift passten selbst bei dieser Handlung gut zusammen (selbst in seinem Alien-Film konnte er seinen Humor nicht auslassen, der mir damals aber zu weit ging). Ein überraschend guter Film.
Hübsch.
*eternity* (63), 16.02.2005
Ein sehr schöner Film, wie ich finde. Allerdings merkt man, dass Jean-Pierre Jeunet auch "Amélie" gemacht hat, denn manche Passagen und Mittel erinnern doch sehr daran. Trotzdem (oder gerade deswegen) hat mir "Mathilde" sehr gut gefallen... wobei es vielleicht glaubwürdiger gewesen wäre, wenn Mathilde ihren Liebsten am Ende nicht wiedergefunden hätte...
Zustimmung
deejay (111), 14.02.2005
Selten konnte ich einer Vorrednerin so voll und ganz zustimmen, wie jetzt im Falle der flocke66.
In den ersten Minuten fürchtete ich noch zuviele Amelie-Zitate, doch die verflogen zum Glück und machten "Mathilde..." zu einen großen und eigenständigen Film.
Schönheit, Zerbrechlichkeit, Liebe, Krieg, Wahnsinn und Tod liegen so nah beisammen und ich kann mir derzeit keinen Regisseur außer Jeunet vorstellen, der diese Themen mit einem solchen Gefühl verbinden kann ohne unerträglich grausam oder kitschig zu werden.
Bonbonfarbener Kitsch ist bei ihm keiner, wohl weil er immer mit einem Augenzwinkern ausgestattet ist und die Brutalität bekommt das Maß, das sie für eine Wirkung benötigt, so wie die Naivität der Hauptdarstellerin - wie auch bei Amelie - zur unbezwingbaren Stärke wird. Bis hin zum Ende, da es ihrgenügt, den geistig für immer abwesenden Geliebten endlich ansehen zu können und ein dann wirklich kitschiges Hollywoodende nur mit einer Genesung möglich gewesen wäre. Es wäre verpufft zur Alltäglichkeit des Films.
Schöne Bilder - schreckliche Bilder
flocke66 (27), 14.02.2005
Das war klar - dieser Film wird das Kinopublikum spalten. Meine Meinung: Mathilde ist wieder ein schöner Film. Es ist kein großer Film, insbesondere vermag er als Drama nicht gänzlich zu überzeugen. Allerdings hat Jeunet hier inszenatorisch großartiges geleistet. Ein Film mit vielen kleinen Facetten und Rahmenhandlungen, originellen und auch typisch französischen Personen und Persönlichkeiten (o.K. auch mit Klischees überladen). Natürlich dreht sich in diesem Film alles um Audrey Tautou und ich werde wahrscheinlich dafür gefedert, dass ich den x-ten Vergleich mit „Amelié“ anstelle. Aber dieser Vergleich drängt sich unweigerlich auf, wenn Mathilde mit ihren riesigen Kulleraugen und der etwas verspielten, prinzessinnenhaften Mimik einen Apfel schält und das reißen der Schale maßgeblich dafür sein soll, ob ihr Verlobter unversehrt aus dem Krieg zurückgekehrt ist.
„Mathilde“ ist wirklich gut gemacht und hat trotz 135 Minuten Spielzeit keine Längen. Neben den einzelnen Filmfiguren haben mich vor allem die Kulissen und Landschaften des Film begeistert. Dazu die passende Musik - wirklich sehr schön.
Nicht schön, aber nachhaltig beeindruckend und sehr aufwühlend die Kriegsszenen, in denen einfach mal deutlich gemacht worden ist, dass der 1. Weltkrieg aufgrund der konventionellen Kriegsführung für die Soldaten vielleicht sogar schrecklicher war als der nachfolgende große Krieg. Die Szenen in den Schützengräben und die Anspannung und Angst in den Gesichtern der Soldaten lassen den Zuschauer nicht kalt und stellen einen Kontrast zu den lieblichen und weichzeichnerischen Bildern aus der Umgebung Mathildes dar.
Die glaubhaft frohe Botschaft
rambolinchen (5), 08.02.2005
Sie lautet eindeutig: Traue deiner Intuition. Auch, wenn sie auf andere völlig durchgeknallt wirkt - scher dich nicht drum und lass dich nicht beirren, wenn dein Gefühl eine andere Sprache spricht als der schärfste Verstand. Vertraue deinem Gefühl. Das bedeutet nicht, dass am Ende alles Friede Freude Eierkuchen ist, aber du wirst dich auf jeden Fall selbst glücklich machen und das ist nun mal das Wichtigste . Dies war für mich die deutliche Kernaussage. Beeindruckt hat mich auch das Frauenbild, das - obschon der Film im Ersten Weltkrieg spielt - nichts von hilflosen Dummchen mit sich bringt. Dazu passt, dass der zarten Hauptdarstellerin schon mal ein grobes Wort oder eine grobe Geste entfleuchen kann. Schön auch die vielfältig verpackte Komik, die an einigen unerwarteten Ecken auftaucht, ohne im Geringsten unpassend zu wirken. Denn das Grauen des Krieges grinst die Zuschauer durchdringend und stinkend an. Es gibt viele Bilder von Landschaften und Häusern, die ich gerne nochmal sehen würde. Und ebenso viele Bilder, von denen ich hoffe, dass sie mich nicht in Albträumen heimsuchen. Das Einzige, was ich im Film eindeutig überfordernd fand: Es tauchen zu viele Personen auf, die nur kurz eingeführt werden, und mit deren Namen man dann im weiteren Verlauf nichts anfangen kann. Und sicher hängt es damit zusammen, dass der Zuschauer sich nicht alle Zusammenhänge erklären kann. Was bei einigen aber eindeutig nur die Reaktion auslöst, den Film gerne ein zweites Mal sehen zu wollen...
Zu viel gewollt
Dr. Tom (57), 31.01.2005
Jeunet verliebt sich zu sehr in seine ästhetischen Mittel, bei "Amélie" war das noch in Ordnung, hier wirkt das ganze Projekt - neben seinen zahlreichen Unwahrscheinlichkeiten -gleichzeitig zu ambitioniert und zu hausbacken, die Figuren sind nicht selten zu Karikaturen degradiert. Und was soll bitte schön der eingestreute Witz (z.B. mit dem Briefträger und dem Kies) bei einer Thematik, die damit aber auch nicht das geringste zu tun hat? Zudem nervt das Kriegsgeballere, das in einer Anfangsszene seine Berechtigung haben kann, als ständig wiederkehrendes Moment in den 2 Stunden Film einem doch ganz schön auf den Senkel geht. Jeunet wollte einfach zuviel, der Film lässt einen unzufrieden zurück.
Magie
otello7788 (554), 27.01.2005
Ein Film der da trifft, wo es am stärksten schmerzt, aber auch am schönsten ist. Ein Film, nach dem ich mich im Rewe , wo ich im Anschluß noch einkaufen mußte, orientierungslos und verloren gefühlt habe und der noch lange in mir nachspielen wird.
Jeunet ist ein Magier der mit Audrey Tautou sein Medium gefunden hat. Sie ist für mich Sinnbild verlorengegangener Weiblichkeit. Eine Frau, die ihre Stärke aus der Intuition holt, die Ihrem Gefühl folgt und trotz Ihres Dramas nicht "männlich" reagiert.
Zutiefst bewegend und überwältigend gefilmt, aber keine leichte Kost und keine Amelie 2.
www.das-positiv.de
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