Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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28.11.2005
Vordergründig eine Komödie, in der die junge Palästinenserin Rana binnen weniger Stunden einen Ehemann auftreiben und auch noch heiraten muss, offenbart sich beim Blick auf Ranas Gesicht, das oft in Großaufnahme zu sehen ist, die ganze Verzweiflung. Straßensperren und israelische Checkpoints bestimmen den Alltag und erschweren das Leben schon an normaleren Tagen als diesem.
Leider bleiben alle Figuren außer Rana recht blass. Auch über den Zukünftigen erfährt man nicht viel.
Der drei Jahre später ebenfalls von Hany Abu-Assad gedrehte Film "Paradise Now" über palästinensische Selbstmordattentäter nimmt sich mehr Zeit für seine Figuren und geht auch inhaltlich einen deutlichen Schritt weiter. Im Trio mit "Göttliche Intervention" von Elia Suleiman aus dem Jahr 2002 sind "Rana's Wedding" und "Paradise Now" drei interessante und ganz unterschiedliche Filme aus palästinensischer Sicht. Alle drei thematisieren das Leben im Schatten von Besatzung, Terror und Vergeltung.
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28.11.2005
In der Verpackung von absurden Szenen, britisch anmutenden Running-Gags und überdrehter Komik kommt Suleimans Film daher. Dabei ist er ebenso melancholisch wie surril.
Ein bisschen gewollt wirkt das. Viele Szenen sind zwar wirkungsvoll, aber auch arg plakativ. Das Schlussbild zum Beispiel: Da steht ein geschlossener Kochtopf unter Hochdruck und Dampf und droht zu explodieren.
Dieser Wunsch zu explodieren zieht sich durch den Film und hier und da bleibt es nicht beim Wunsch. Wobei die Szene mit dem gesprengten Panzer wirklich saukomisch ist.
Dass es auch ein wenig subtiler geht, zeigt die wunderschöne Szene, in der ein Luftballon mit dem Aufdruck von Arafats lächelndem Gesicht zunächst über den Checkpoint hinweg und dann über Jerusalem schwebt.
Natürlich ergreift "Göttliche Intervention" ganz klar Partei. Lakonisch wird eine absurde Situation beschrieben. Aber das ist allemal besser als reale Bomben.
Siehe auch -> "Rana's Wedding" und "Paradise Now"
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24.11.2005
Filme über große Familienzusammenkünfte oder (Fr-)Ess-Orgien beginnen ganz ähnlich, enden aber anders.
"Hippolytes Fest" ist ein Geniestreich. Melancholisch und witzig zugleich. Auch tiefgründig und rührend. Die perfekte filmische Umsetzung eines Abschieds, gedreht an einem einzigen Ort, einem französischen Restaurant.
Der Humor kommt nicht zu kurz, wenn sich Familienmitglieder, Freunde und Bekannte über billigen Wein ("Château plastic") unterhalten oder kurze Dialoge wie den folgenden an den Kopf werfen:
"Ich bin Lehrerin. Und du?"
"Ich kann es mir nicht leisten, herumzusitzen. Ich arbeite im Supermarkt."
Ein warmherziger Film, der es schafft, den Zuschauer für alle seine Figuren zu interessieren. Eine bittersüße Sinfonie mit glänzenden Schauspielern.
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24.11.2005
"Was lebst du?" bietet die seltene Chance, junge Menschen hinter ihrer supercoolen Fassade kennenzulernen und so ein paar Vorurteile abzubauen.
Ali, Kais und die anderen Jungs aus dem Kölner Jugendzentrum "Klingelpütz" kommen aus der Türkei, Albanien, Marokko und haben gewiss einen ganzen Haufen Probleme, die sie in ihren Rap-Texten verarbeiten. Aber allen gemein ist, dass sie etwas aus ihrem Leben machen wollen, dass sie Träume haben, die genauso einfach und banal sind wie die eines jeden anderen.
Die Filmemacherin begleitete die Jungs zwei Jahre und hatte die Möglichkeit, ohne die übliche Distanz von Kamera und Objekt(en) der Beobachtung sehr differenziert zu dokumentieren.
Die ganze Zeit über wartete ich darauf, dass sie in die zahlreichen Fallen tappt, die die Dokumentation des Lebens zwischen den Welten, Kulturen und letztlich allen Stühlen bereithält. Aber Bettina Braun begegnet Klischees, ohne neue aufzubauen. Sie schafft Sympathie, ohne in Sozialkitsch zu verfallen. Respekt!
Guckst du!
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11.11.2005
Ein Kinderfilm? Für Erwachsene ungeeignet? Was muss ich da lesen ... Na gut, dann bin ich eben nicht erwachsen.
Der neue "Wallace und Gromit" ist ja wohl möhrenstark. Stärker als Gemüsebrühe und karnickelgeprüft. Ich hatte mal wieder einen Heidenspaß, vor allem in der O-Ton-Version. Und was hier an optischem Aufwand und Liebe zum Detail getrieben wurde, das schlägt die meisten Realfilme um Längen!
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11.11.2005
Es ist zum Haare und sonstwas raufen: Da nimmt sich ein Kinofilm endlich mal eines interessanten und bislang unbeachteten Themas an, und dann kommt etwas so Ungares dabei heraus.
Ich freue mich, dass die Kölner Edelweißpiraten 60 Jahre nach Kriegsende mal in den Fokus gerückt werden. Eine Gegenbewegung zur HJ, der allein in Köln laut Off-Kommentar des ehemaligen Piraten Jean Jülich mehrere Tausend Jugendliche angehörten. Wer hat je von ihnen gehört?
Wenn auch der Widerstand nicht politisch motiviert war, so ist mir doch unverständlich, dass man so lange Zeit fast gar nichts über diese Gruppe erfahren hat.
In Ehrenfeld wurde 1986 eine eher unscheinbare Gedenktafel angebracht. Hier wurden in den letzten Kriegstagen noch Edelweißpiraten hingerichtet, was Ausgangspunkt für den Film und die Geschichte von Karl und seinem jüngeren Bruder Peter ist.
Warum also macht man einen Film, wenn man nicht das Geld dazu hat? Die "Edelweißpiraten" kranken an so vielen Ecken: Man sieht dem Film an, dass er nichts kosten durfte, die schauspielerischen Leistungen sind bis auf wenige Ausnahmen laien-, Drehbuch und Dramaturgie stellenweise zweifelhaft.
Dabei hatte man so viele Möglichkeiten: Einen Überlebenden (Jean Jülich), der seine eigene Edelweißpiraten-Geschichte noch erzählen kann, eine authentische Geschichte aus der Zeit des Dritten Reiches, in der Soldaten und KZs mal (fast) keine Rolle spielen. Der Fokus liegt auf der normalen Bevölkerung, die in einer komplett ausgebombten Stadt ein Dasein unter ungeheuerlichen Umständen fristet. Das wird gezeigt, ohne diese Menschen gleich zu "Opfern" zu machen.
Man erfährt nichts über die Motivation der einzelnen Jugendlichen, die als Edelweißpiraten durch die Trümmerwüste ziehen. Und die ständig abgefilmten gleichen drei Ecken (in Sankt Petersburg wurde aus Kostengründen gedreht) verstärken den Eindruck, dass überall gespart werden musste.
Und dann, als ich mich schon mindestens 85 Minuten über die vielen vertanen Chancen geärgert habe, überrascht mich der Film mit einer unglaublich beeindruckenden und unter die Haut gehenden Szene (öffentliche Erhängung der Jungendlichen) und fährt anschließend noch mal schauspielerisch und dramaturgisch groß auf. Da ist es leider schon zu spät und es bleibt ein mehr als schaler Eindruck.
www.edelweisspiraten.com (zum Film)
www.edelweisspiraten.de (Hintergründe)
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09.11.2005
Ganz großes Kino mit hübsch verschachtelt dargebotener, aber eigentlich gradliniger Story. Und die Musik von Joe Hisaishi ... ein Traum - sowas gibts im US- oder europäischen Kino schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
Melancholisch und voll roher Gewalt zugleich ist dieses Werk um ein seelisches Wrack im Polizeidienst. Es empfiehlt sich, die Inhaltsangabe vorher nicht zu lesen!
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09.11.2005
Ein nach heftigem Auftakt ruhiger, stellenweise sogar poetischer Film. Tykwers Variante von Schuld und Sühne in einer fantastisch inszenierten Landschaft um Montepulciano. Aber was soll das? Die Hälften passen nicht zusammen, der Wechsel vom Polizeidrama um Korruption und Rache hin zur unglaubwürdigen Liebesgeschichte ist mir zu krass. Der Wein aus der Region mundet deutlich besser und ist - ganz im Gegensatz zum Film - voller Wohlgeschmack.
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09.11.2005
... hab ich den Film im TV dann doch mal durchgehalten. Und festgestellt: Hätte ich im Kino nicht sehen müssen. Hab ich gottlob auch nicht. 93 Minuten zum Film hochstilisierte Depression. Das ist ziemlich öde.
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26.10.2005
Schön, der Film nimmt sich viel Zeit, seine Figuren in aller Ausführlichkeit zu zeichnen. Sogar solche, bei denen das gar nicht nötig gewesen wäre: Die beiden Killer, die Tom in seinem Kaffeeladen erschießt, zum Beispiel. Aber vielleicht braucht der durchschnittliche Moralapostel diese Bestätigung, dass Tom da wirklichen und echten Drecksäcken das Licht auspustet.
Die Familie wird zunächst in derartigem Rührkitsch gezeichnet, dass es weh tut: Hier noch ein Kuss und noch ein Schmatzer und da noch ein "Schatz" hier, "Schatz" da. Auch der intellektuell eher übersichtlich begabte Zuschauer hats dann irgendwann begriffen, will man meinen. Und endlich kann es los gehen. Denkste.
Die Story war zumindest in den ersten beiden Dritteln des Film duch den Trailer bekannt und barg keine Überraschungen mehr. Dafür einige nette Splatter-Einlagen und einen wirklich gut agierenden Viggo Mortensen.
Aber Anderes ist fürchterlich aufgesetzt: Autos, die bedrohlich inszeniert werden, weil böse Männer sie fahren, das Weichei, das irgendwann mit zehnfahcher Härte zurückschlägt, die Familie, Trutzburg und Keimzelle der Gesellschaft, die muffige Landidylle.
Und was tut der Gangster von heute so? Na, er wohnt natürlich in einem fetten Schloss mit vielen Bodyguards. Ohne Familie.
Ach ja: Nette vor sich hin plätschernde Musik (Howard Shore).
In den USA dürfte der Film wohl erst ab 25 freigegeben sein. Und das kaum wegen der Gewaltszenen ;-)
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