Während sich in Köln und Düsseldorf bereits eine beliebte Poetry Slam-Szene etablieren konnte, sah es in Wuppertal diesbezüglich lange Zeit weniger rosig aus. Hier und da gab es vereinzelte Veranstaltungen, doch größere Slam-Events schienen das Privileg der Großstädte zu sein. Das Wuppertaler Autoren-Duo André Wiesner und David Grashoff hat es sich zur Aufgabe gemacht, etwas daran zu ändern. 2009 initiierten sie den ersten Slam. In Kooperation mit der Wuppertaler Börse haben sie seitdem mit dem Wortex-Slam eine regelmäßig stattfindende Plattform für junge, talentierte Wortakrobaten etabliert. Eine Herzensangelegenheit der beiden Wortpiraten, die sich über das Schreiben kennenlernten und dieser Leidenschaft bis heute treu geblieben sind.
Die Resonanz ist gut: Nicht selten finden sich bis zu zweihundert Gäste in den Räumlichkeiten der Börse ein, um Newcomer live zu erleben. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich vor allem die Themen-Slams, wie beispielsweise der von Wiesner und Grashoff eigens kreierte „Porno Slam“, bei dem vorgetragen wird, was laut Grashoff „unter die Gürtellinie geht“.
Beim Wortex-Slam wollen an diesem Abend sechs Kontrahenten um die Gunst des Publikums dichten. Das Prinzip ist einfach: In drei Runden treten die Slammer jeweils fünfeinhalb Minuten gegeneinander an, die Zuhörer entscheiden anschließend über das Weiterkommen ihres Favoriten. Nicht per Handzeichen, sondern mittels Goldmünzen, die in namentlich gekennzeichnete Schatztruhen gesteckt werden. Dem Sieger winkt sowohl die Gunst des Publikums, wie auch der „Goldene Torsten“ in Form eines goldenen Totenkopfes. Dieser ist benannt nach dem Sieger des ersten Wortex-Slams, dem mittlerweille bekannten Kabarettisten, Slammer und Comedian Torsten Sträter.
Der erste Beitrag von Ria Pielhoff zeigt, dass es beim Poetry Slam nicht mehr nur darum geht, das Publikum zum Lachen zu bringen, sondern auch zum Nachdenken zu animieren. In ihrem Text „Der beste Tag meines Lebens“ kritisiert sie die moderne Gesellschaft und den Drang, immer schneller, besser und schöner als andere sein zu wollen, egal was es kostet. Ein ernsthafter Beitrag, vorgetragen mit starker Stimme.
Es sind und bleiben aber die witzigen Beiträge, die beliebt sind und die oft Banales behandeln. Alltägliches geht eben immer. Kombiniert mit einer charmanten und selbstbewussten Vortragsweise ist dies meistens ein Garant für den Sieg. Tobi Reinartz trifft genau diesen Nerv und slammte sich mit lustigen Anekdoten über seine Nachbarn und die BaföG-Sachbearbeiterin ins Finale. Humor schlägt bei diesem Wortex-Slam jede Gesellschaftskritik.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Macht des Denkens
Über die Sinnhaftigkeit des Lebens in seinen Zeitläuften – Prolog 12/17
Zelten am See mit Pottschnauzen
Zeltfestival Ruhr 2013 vom 16.8.-1.9. in Bochum
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24
Förderung von Sprechfreude
„Das kleine Häwas“ von Saskia Niechzial, Patricia Pomnitz und Marielle Rusche – Vorlesung 10/24
Frauen gegen Frauen
Maria Pourchets Roman „Alle außer dir“ – Textwelten 10/24
Wie geht Geld?
„Alles Money, oder was? – Von Aktien, Bitcoins und Zinsen“ von Christine Bortenlänger und Franz-Josef Leven – Vorlesung 09/24
Ein Quäntchen Zuversicht
Düstere, bedrohliche Welten mit kleinem Hoffnungsschimmer – ComicKultur 09/24
Zerstörung eines Paradieses
„Wie ein wilder Gott“ von Gianfranco Calligarich – Literatur 09/24
Lektüre für alle Tage
Lydia Davis‘ Geschichtensammlung „Unsere Fremden“ – Textwelten 09/24
Reise durchs Eismeer
„Auf der Suche nach der geheimnisvollen Riesenqualle“ von Chloe Savage – Vorlesung 09/24
Schluss mit normativen Körperbildern
„Groß“ von Vashti Harrison – Vorlesung 08/24
Weibliche Härte
„Ruths Geheimnis“ von Aroa Moreno Durán – Textwelten 08/24
Kunst leben, Kunst töten
(Auto-)Biografische Comics bleiben ein großer Trend – ComicKultur 08/24
Geschichte eines Vierbeiners
„Wie die Katze zu uns kam“ von Lena Zeise – Vorlesung 08/24
Mal angenommen, dies sei wahr
„Kälte“ von Szczepan Twardoch – Literatur 07/24
Von Pennsylvania in die Welt
„Taylor Swift“ von María Isabel Sánchez Vegara – Vorlesung 07/24