Mehr Sicherheit oder mehr Freiheit? Der Streit um diesen Gegensatz prägt die Politik. Wird Freiheit nicht begrenzt, so entsteht Unfreiheit, nämlich mindestens die Unfreiheit der Schwächeren. Um daher Freiheit zu begrenzen, braucht es Sicherheitsmaßnahmen, die wiederum neue Unsicherheit erzeugen, mindestens durch das Risiko, die Macht zu missbrauchen, die für Sicherheit sorgen soll. Die mutmaßlich vom altrömischen Satiriker Juvenal stammende Frage „Wer bewacht die Wächter?“ deutet an, wie ausweglos es ist, jenen Machtmissbrauch auszuschließen. Denn die Frage führt ins Endlose: „Wer bewacht die Wächter der Wächter …?“ Durch politische Skandale, Umsturzpläne verschwörerischer Zirkel oder fragwürdigen Gewalteinsatz geraten mit Verfassungsschutz, Bundeswehr oder Polizei ausgerechnet drei maßgebliche Sicherheitsinstanzen unter Verdacht, die öffentliche Sicherheit zu gefährden. Unser Monatsthema WER BEWACHT DIE WÄCHTER? geht dem nach.
Unsere Leitartikel zeichnen nach, wie der Verfassungsschutz den politischen Kampf gegen Rechtsextremismus geschwächt hat, warum die Politik mehr tun muss, um das demokratische Fundament der Bundeswehr zu sichern und warum viele Angehörige von Minderheiten der Polizei nicht trauen.
In Interviews diskutieren der Jurist Rolf Gössner, der rechtswidrig vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, ob die Behörde reformiert werden kann, der Militärexperte Thomas Wiegold, ob die Bundeswehr in der Lage ist, ihre Aufgaben wahrzunehmen und der Kriminologe Rafael Behr, wie die Polizei verlorenes Vertrauen zurückgewinnen kann.
Wir erfahren in Köln beim Grundrechtskomitee, warum es sich in Opposition zum ebenfalls in Köln ansässigen Bundesverfassungsschutz sieht, in Dortmund bei der Deutschen Friedensgesellschaft, was es bedeutet, sich heute für Pazifismus einzusetzen und an der Uni Wuppertal, wie Forschung zu einem besseren Verhältnis zwischen Stadtgesellschaft und Polizei beitragen kann.
Im April warnte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zur Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2022 vor Gefahren für die Demokratie durch politischen und religiösen Extremismus sowie Desinformationskampagnen aus dem Ausland – ein typischer Regierungsbefund. Die Demokratie ist aber nicht gefährdet, weil sie Gegner hat. Im Gegenteil, ihr Wert gründet nicht zuletzt darin, dass es Kräfte gibt, die sie abschaffen wollen. Gefährdet ist die Demokratie vielmehr, wenn mehr und mehr Menschen den Eindruck gewinnen, dass die gewählten Volksvertreter nicht willens oder fähig sind, ihre Probleme zu lösen, ob bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, einem Kitaplatz, zumutbarer Arbeit, einem Therapieplatz oder einer Perspektive für das Leben inmitten von Klimawandel und Artensterben. Regierungen, die dergleichen glaubhaft angingen, bräuchten sich um das Bekenntnis zur Demokratie einer überwältigenden Mehrheit sehr viel weniger zu sorgen.
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Wessen Freund und Helfer?
Teil 1: Leitartikel – Viele Menschen misstrauen der Polizei – aus guten Gründen!
„Polizeibeamte kommunizieren in der Regel in einem Herrschaftskontext“
Teil 1: Interview – Kriminologe Rafael Behr über die kritische Aufarbeitung von Polizeiarbeit
Vertrauen in die Polizei
Teil 1: Lokale Initiativen – Projekt EQAL erforscht das Verhältnis von Stadtgesellschaft und Polizei
Missratenes Kind des Kalten Krieges
Teil 2: Leitartikel – Die Sehschwäche des Verfassungsschutzes auf dem rechten Auge ist Legende
„Der Verfassungsschutz betreibt ideologische Gesinnungskontrolle“
Teil 2: Interview – Rolf Gössner über politische Tendenzen des Verfassungsschutzes
Politischen Streit zulassen
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Grundrechtekomitee und der Verfassungsschutz
Generalverdacht
Teil 3: Leitartikel – Die Bundeswehr und ihr demokratisches Fundament
„Man muss gesetzliche Möglichkeiten schaffen, mit Extremisten umzugehen“
Teil 3: Interview – Militärexperte Thomas Wiegold über Aufgaben und Kontrolle der Bundeswehr
Die Waffen nieder
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Landesverband Nordrhein-Westfalen der Deutschen Friedensgesellschaft
Menschenrecht gegen Polizeikontrolle
Die Allianz gegen Racial Profiling – Europa-Vorbild: Schweiz
Der Beverly Hüls Cop
Warum Gewaltenteilung, wenn es nur eine Gewalt braucht? – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich
Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen
Bloß kein Erbarmen
Intro – Digital unverbunden