Jaja, das Leben ist kein Ponyhof, und unser Bundesland keine Musical-Kulisse. Eine übergreifende „Popkultur in NRW“ oder „die Musikszene NRW“ gibt es nicht. Wer in Duisburg super vernetzt ist, steht in Dortmund allein auf weiter Flur. Was als Veranstaltungsformat in einer Stadt prima läuft, stolpert woanders vor sich hin. Hier fehlen Auftrittsorte, dort wird händeringend nach bühnengeilen Bands gesucht. Wie das Leben eben so ist. Aber muss das Leben so sein? Geht es nach Britta Maas und Dorette Gonschorek vom Musikbüro Bochum e.V., darf es bei aller lokalen Eigenständigkeit gern ein bisschen mehr Vernetzung sein. Sie nutzen ihr Projekt Lalla:Labor nicht nur, um junge Bands zu unterstützen. Sie gehen direkt zu den Leuten, die so etwas wie eine lokale Musikszene erst ermöglichen. Zu denen, die Gigs und Festivals organisieren, Veranstaltungsorte, Clubs und Tonstudios haben, Proberäume oder Jugendzentren öffnen. Denn hier, meist im Hintergrund, ob backstage oder in Büros, laufen die Fäden zusammen. Lalla:Labor knüpft daraus ein Netz.
„Gezielte und bedarfsgerechte MusikerInnen- und Veranstalterförderung“ heißt das dann; dafür werden aktiv Fördergelder eingeworben und zu fast 100 Prozent an Bands vermittelt. Die mit Landesmitteln finanzierten Kreativwirtschaftsförderer von ecce ermöglichten das Pilotprojekt. Das Besondere bei Lalla:Labor ist, dass es Multiplikatoren aus der Musikbranche sind, die Bands vorschlagen und als Jurymitglieder prämieren. Expertise und strategische Förderung statt dem x-ten Bandwettbewerb. Klar, dass auf diese Weise fruchtbare neue Allianzen entstehen.
Die ersten beiden Gewinnerbands Frère und die Freedes werden große Augen gemacht haben: 2.500 Euro bekommen und auch noch selbst bestimmen dürfen, was damit geschieht – das ist ja doch ein bisschen wie Traumfabrik. Im Gegensatz zu vielen anderen Förderprojekten ist hier ein reelles Vertrauen vorhanden, dass die Musiker selbst am besten wissen, was sie brauchen: Studiozeit, CD-Produktion, Videodreh, oder oder oder...
Genau diese Freiheit beflügelt nicht nur die Bands, sondern auch Britta Maas und Dorette Gonschorek. Das halbe Jahr Förderzeitraum ist vorbei, aber es soll weitergehen, die Kontakte sich vervielfachen und das Netz sich vergrößern. Neue Anträge sind in der Pipeline. „Nicht klagen, machen“ ist die Devise. Nicht nur, weil als nächstes die Konzerte der Gewinner anstehen. Nicht nur, weil so viel leidenschaftliches und zu großen Teilen ehrenamtliches Engagement belohnt gehört. Sondern weil die Musikszenen in NRW profitieren können. Proberäume retten, mit Stadtverwaltungen über Konzessionen für kleine Musikauftritte in Cafés reden, damit die nicht gleich die Welt kosten müssen, oder Veranstalter durchtelefonieren, wenn sich für diese neue Förderchancen auftun – das sind handfeste Initiativen, die wirklich etwas bringen. Um es mit den Worten einer Facebook-Kommentatorin zu sagen: „Mit wenig Ressourcen und was den zur Verfügung steht, tun die mehr, als manche Institutionen, die Taschen voll haben. Viel Erfolg!!! <3 <3 <3”
Lalla:Labor | www.lallalabor.de
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