Ein Podium für Schriftsteller mit einem gesellschaftlich relevanten Leitthema: Das sollte die Wuppertaler Literatur Biennale sein, beschlossen ihre Gründer. Das fehlte nämlich noch in der Stadt an der Wupper, die seit langem für ihre Kunst-, Tanz- und Jazzszene bekannt ist: Eine bedeutsame Literaturveranstaltung. So ist es nach zwei Jahren intensiver Vorarbeitdem Netzwerk der Wuppertaler Literaturinstitutionen zu verdanken, dass vom 6. bis 16. Juni erstmalig das bisher größte Fest in der Stadt zu Ehren der Literatur ausgetragen wird. Namhafte Autoren werden zu Gast sein, zu den prominentesten dürfte die Literaturnobelpreisträgerin von 2009 Herta Müller zählen. Mit dem Leitthema „Freiheit“ greifen die Initiatoren ein Ideal dreier berühmter Wuppertaler Söhne und Töchter auf: Else Lasker-Schüler, Friedrich Engels und Armin T. Wegener.
Eine Vielfalt an Blickwinkeln
Das Programm bietet eine Vielfalt an Blickwinkeln: Arabische und polnische Autoren, Junge Literatur, ein Diskussionsforum zur verlegerischen und auktorialen Freiheit (14.6.), eine literarische Wanderung durch den Botanischen Garten (7.6.). Die Schriften aus der „Langen Nacht der kurzen Texte“ (9.6.) bilden die erste Ausgabe der Bergischen Zeitschrift für Literatur „Karussell“. Zeitgleich zur ersten Wuppertaler Literatur Biennale finden auch die NRW-Literaturtage 2012 statt, der Verband Deutscher Schriftsteller bietet dazu in Wuppertaler Schulen 50 kostenfreie Lesungen aller literarischen Spektren (15.6.).
Gelebte Auseinandersetzung mit der Freiheit
Stellvertretend für den arabischen Frühling lesen Autoren, deren Werke aus der direkten Auseinandersetzung stammen: Samar Yazbek aus Syrien und Abbas Khider aus dem Irak sind von Repressalien unmittelbar betroffen gewesen. Der Ägypter Chalid al-Chamissi hat sich als kritischer Journalist in seinem Land einen Namen gemacht. Der Eröffnungsabend am 6. Juni widmet dem arabischen Frühling eine Podiumsdiskussion. Wie steht es um die Literatur in Umbruchgesellschaften, welche Rolle nimmt sie dort ein vor dem Hintergrund politischer und sozialer Spannungen? Freiheit war auch das Thema polnischer Autoren vor der Wende: Drei in Polen geborene Schriftsteller berichten von der „Freiheit des Dichtens“ (10.6.).
Szenische Lesungen in ihrer Uraufführung
Ein besonderes Projekt ist die „Endstation Freiheit“: Junge Theaterautoren wurden zur Einsendung eines unveröffentlichten Stückes aufgefordert. Drei von über hundert Einsendungen werden nun in einer szenischen Lesung aufgeführt: Die Stücke von Michael Decar und Thomas Paulmann aus Deutschland und Miranda Huba aus Kanada werden von Studenten der Folkwang Universität der Künste Essen/Bochum rezitiert (11.6.). In einer weiteren Lesung wird der rassistische Alltag in Wuppertal unter dem Stichwort „Gute Menschen“ und der Debatte um neonazistische Taten beleuchtet (8.6).
Zuletzt kommen zwei große Damen der Literatur zu Wort: Die Lesungen der Niederländerin Margriet de Moor (15.6.) und Herta Müllers (16.6.). bilden den Abschluss der Biennale.
Wuppertaler Literatur Biennale I 6.-16.6. I Wuppertal, diverse Veranstaltungsorte | Infos: 0202 563 65 45 I Karten über www.wuppertal-live.de I www.wuppertaler-literatur-biennale.de
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