Die Hexen waren sicher wieder an allem schuld und die ehrgeizige Gattin sowieso. Dass sowas von sowas kommt, hätte der schottische Feldherr Macbeth natürlich wissen müssen. Vielleicht hätte er ja auch besser bei den alten Damen zuhören sollen – Meuchelmord und Krieg führen bis heute niemals zu seliger Ruh` auf Burg Dunsinane oder eben auch russischen Feudal-Landsitzen. Der wandelnde Wald ist überall und Agent Orange gab es damals ja noch nicht.
Wieder einmal inszeniert Marcus Lobbes ein Shakespeare-Stück am Schauspiel Wuppertal. Wie brachial er diesmal ins blutige Stück eingreift, bleibt abzuwarten, die Spannung steigt von Woche zu Woche. „Something wicked this way comes“. Da wird gebraut und ängstlich durch die Grotte geschaut. Als dieses Zitat der Hexen im vierten Akt den Meuchelmörder Macbeth verwirrt, indem sie ihn anschließendnur scheinbar beruhigen mit der Behauptung „solange nicht der Wald von Birnam zur Königsburg Dunsinane käme“, wäre alles geritzt, wird der Untergang des bösen Ehepaares langsam eingeläutet.
Was war überhaupt passiert in dieser Tragödie von WilliamShakespeare? Da ist der königliche Heerführer Macbeth nach siegreicher Schlacht mit den Norwegern auf dem Rückweg in die Heimat, wo schon mächtige neue Titel („Thane of Cawdor“)auf ihn warten. Schon blöd, dass sie durch die Heide reiten und dort die verrückten Schwestern treffen, die eben Spaß daran haben, bestehende Ordnungen ins Wanken zu bringen und dazu die menschliche Gier nach Macht und Einfluss nutzen. Ihre doch recht schwammige Prophezeiung nimmt der Feldherr – nachdenklich zwar – natürlich wörtlich. Hier hätte er bereits merken können, dass die zwei zentralen Aussagen, er werde König, aber sein Kumpel Banquo gleich Ahnvater einer ganzen Königslinie, nicht zusammenpassen. Doch zu Hause wartet ja noch Lady Macbeth, die, nachdem sie die schicke Hex-hex-Vision vom Game of Thrones erfahren hat, auch mal auf einem richtigen Thron sitzen möchte und deshalb die Dinge brachial und blutig ins Rollen bringt. Nun, die meisten werden die Geschichte aus dem, wie es in der Wuppertaler Ankündigung heißt, „gefährlichen Paralleluniversum von Raunen, Wirklichkeitsverzerrung, Möglichkeitsfantasien und Selbstermächtigung“ kennen. Interessant wird es werden, wenn und wieMarcus Lobbes im Opernhaus die Bezüge zur Gegenwart dramaturgisch implementiert. Denn auch heute streben Männer mit dem krankhaften Schlachthaus-Gen auf dem Planeten auf die Königsstühle dieser Welt, wollen Zar von Russland oder Kaiser von ganz China werden. Dumm nur, dass Bruce Willis immer nur eine Kunstfigur spielt, die die Welt rettet, sonst könnte man lässig in den Osten „Yippie Ya Yay Schweinebacke!“ rufen.
Nicht abschweifen, zurück zu Shakespeare und der Wuppertaler Premiere im September. Ob der Intendant Thomas Braus selbst den wirren Messerstecher spielt, bleibt abzuwarten, der Regisseur ist da ja für jede Überraschung gut. Und wie lang es wird und wie er den Wald von Birnam auf Macbeth loslässt, auch das bleibt (noch) sein Geheimnis. Doch die mächtige Bühne im Opernhaus lässt alle technischen Möglichkeiten zu und frische Weihnachtsbäume werden noch nicht rationiert. Momentan!
Macbeth | 10.9. (P) | Opernhaus Wuppertal | 0202 563 76 66
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