Eigentlich gibt es nur eins, um das die Kölner die Düsseldorfer beneiden können: Roncalli‘s Apollo Varieté, eines der letzten und schönsten Zeugen einer vom Aussterben bedrohten (Klein-)Kunst. Diesmal führt der Musical-Darsteller Mariano Skroce („Phantom der Oper“) als Film-Pionier Mack Sennett durch ein musikalisch-artistisches Programm, das die großen Hollywood-Ikonen von Charlie Chaplin bis Indiana Jones wieder aufleben lässt. Da singt sich Katie Shepard stimmgewaltig mit dem Judy-Garland-Klassiker „Somewhere Over the Rainbow“ in unser Musical-Herz, um dann als Marilyn Monroe mit „Diamonds Are a Girl‘s Best Friend“ noch einen draufzulegen – assistiert vom bezaubernden „The Hollywood Babes“-Tanzquartett.
Sampion Roland Bouglione wagt zum „Money.Money“-Song ein Steptänzchen à la Fred Astaire und jongliert mit immer mehr Bällen, sodass man als Zuschauer mit dem Zählen nicht mehr nachkommt.
Charlie Chaplin reißt sich seinen Tramp-Anzug vom Leib und entpuppt sich als gertenschlanke Twirling-Tänzerin, die im roten Flamenco-Anzug über die Bühne wirbelt: Hinter dieser Majorette würde man gerne marschieren! Aber es gibt noch mehr zu bewundern: einen ganz ohne Glamour daherkommenden Zauberer (Daniel Craven), der selbst Skeptiker wieder an die Magie glauben lässt und eine Lasershow (Santiago Ruiz Retes), die wohl einmalig auf der Welt ist. Wie alle anderen Künstler dieser Show auch, sodass man beim Finale begeistert mit einstimmt: „Hooray for Hollywood“.
Nicht neidisch müssen die Kölner darauf sein, dass der 1. FC noch kein eigenes Musical hat, wie jetzt die Düsseldorfer Fortuna: „95 olé – Heimspiel“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus, seinem Mädchen- und Jungenchor und der Martin-Luther-King Gesamtschule in Ratingen. Regisseurin Ines Habich hat auf der Basis von Interviews mit den am Stück Beteiligten ein Musical geschrieben, das das Lebensgefühl der Kinder und Jugendlichen zwischen Fußball, Schule, Familie, Shoppen und erster Liebe beschreibt. Die hehren Botschaften vom interkulturellen Zusammenleben und zwischenmenschlicher Toleranz, halten wie ein roter Faden die einzelnen Szenen zusammen, die sich aber nie zu einem dramaturgischen Ganzen verdichten. Die Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Liedtexte schrecken vor keinem Klischee zurück („Wo die Leute Köln nicht mögen, denn da wohnen alle Blöden“) und die jugendlichen Darsteller (vor allem die weiblichen) spielen oft affektiert und rattern ihre Dialoge runter. Die Kinder wirken da noch am natürlichsten. Und bei den Choreographien denkt man unwillkürlich an Morgengymnastik-Appelle in einem Ferienlager. Das „Heimspiel“ endet als begeistert aufgenommenes „Family-und-Friends-Event“, das allerdings durch die künstlerische Betreuung des Schauspielhauses Erwartungen schürt, die es nicht einlöst.
Wer mal erleben will, wie man Kindern und Jugendlichen Tanzen, Singen und Spielen beibringt, sollte (leider nur) am 28.9. in ein UCI-Kino gehen und sich die Live-Übertragung des Londoner Musical-Hits „Billy Elliot“ von Elton John ansehen. Sensationell!
„Stars of Hollywood“ | 7x wöchentl. | Apollo Varieté | apollo-variete.com
„95 olé – Heimspiel“ | Mo 3.11. 19 Uhr | Düsseldorfer Schauspielhaus | 0211 36 99 11
„Billy Elliot“ | So 28.9. 14.45 Uhr | UCI-Kinos | uci-kinowelt.de
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