[10.2.1866]
1 Modena Villas
Der Mohr läßt herzlich für den Wein u. das Geld danken. Beides kam sehr willkommen. Die Geschichte war dies mal wieder sehr schlimm. Der Carbuncel war nicht ganz so dick als der erste, weil weniger vernachlässigt, aber eben so schmerzhaft u. an einer sehr gefährlichen Stelle. Die Wunde ist sehr tief u. eitert besonders stark, ist aber in diesem Moment im Zuheilen begriffen. Das Schlimmste bei dieser Krankheit ist die gänzliche Schlaflosigkeit u. die nothwendig damit verbundene Aufregung, die dieses mal noch gesteigert war durch die Angst von Neuem in der Vollendung seines Buches unterbrochen zu sein. Dabei fängt der arme Mohr an ängstlich zu werden u. meint bei ihm sei eine völlige Decomposition des Blutes eingetreten.
Den Sommer über litt er wieder sehr an der Leber u. um sich zum Schreiben irgend wie fähig zu halten nahm er beständig Gumperts Medicin u. abführende Pillen, die ihm stets wieder für ein paar Wochen aufhalfen. Dabei magerte er aber zusehends ab; u. ich habe bemerkt, daß die Carbuncel jedes mal wieder aus brechen, wenn er das Leberleiden mit Gewalt unterdrückt hat. Da dieser letzte Ausbruch wieder sehr heftig war u. der Carbuncel, wie mir scheint, gut ausgeheilt ist, so hoffe ich, werden sich nicht mehrere zeigen. Ob jetzt hinterher nicht eine Eisenmedicin gut wäre? Der Mohr nimmt nicht gern das Eisen in Mr. Allen’s Form. Vielleicht könnte Gumpert das Recept für Eisenpillen schicken. Er brachte ein solches von Holland mit, diese Pillen enthielten aber neben dem Eisen noch gelinde abführende Ingredienzen. Wenn Sie mit Gumpert sprechen sollten u. ein Recept schicken, bitte, so thun Sie lieber als hätten Sie das aus eignem Antriebe gethan, nicht in Folge meines Briefes. Der Mohr ist so eigen darin. Es darf aber keine Arsenikcur sein. Gegen die ist er eingenommen, weil er fürchtet sich nicht strict genug dafür in der Diät u. Lebensweise zu halten.
Herzliche Grüße von Allen besonders von Jenny, die eben Ihren Brief erhalten hat.
In alter Freundschaft
Ihre Jenny Marx.
Jenny Marx (geborene v. Westphalen) und Karl Marx waren seit 1843 verheiratet. In vielen Briefen spielten die Krankheiten von Marx und deren Behandlung eine große Rolle. In medizinischen Fragen wurde der gemeinsame Freund Dr. Gumpert zu Rate gezogen. Die besonders herzlich grüßende Jenny ist die älteste Tochter von Jenny und Karl. Auffällig ist, dass Jenny Marx den besten Freund ihres Mannes auch nach Jahrzehnten noch mit „Herr Engels“ ansprach.
Quellenangabe: MEGA – Marx-Engels-Gesamtausgabe digital, Briefwechsel (megadigital.bbaw.de/briefe, Berlin [2020], Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Internationalen Marx-Engels-Stiftung; die Abbildung zeigt Jenny Marx und Tochter Jenny.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Dear Fred,
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Lieber Freund Engels!
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Lieber Engels
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Lieber Friedrich
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Dear Fred,
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber General!
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Lieber Engels!
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Lieber Friedrich
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Hochgeehrter Genosse!
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Lieber Engels!
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