Berlin 13.5.90.
Lindenstraße 44
[…]
Hier giebt es für die nächsten Monate scharf zu arbeiten; abgesehen von dem Reichstagskrempel, bei dem etwas Vernünftiges natürlich nicht herauskommt – denn der zwischen zwei Stühlen sitzende Socialreformer auf dem Thron, kann weder uns ernsthafte Koncessionen machen noch den Gegnern fühlbar auf den Leib rücken – müssen wir die Sommermonate benutzen um die, bei Aufhören des Soc. Gesetzes nothwendig werdende, Neuorganisation der Partei vorzubereiten.
Ich habe dem Alten zugeredet, daß er nach hier kommt u. die Chefredaktion des „Volksblatt“ übernimmt, ebenso bin ich der Meinung daß Bebel nach Bln zieht; da unser Wasserkopf nun einmal zum Brennpunkt des öffentlichen Lebens in Deutschland geworden ist, ziemt es sich auch für uns „many“ zu sein, und außerdem sind wir in der „Höhle des Löwen“ am Besten aufgehoben.
Dazu kommt daß alle geistigen Hilfsmittel hier bei der Hand sind und da ich es für unsinnig halte, daß Bebel und Liebknecht ihre Zeit und Kraft in dem sächsischen Froschteich verpuffen, so giebt die Übersiedlung nach hier die beste Gelegenheit auch diesem Zustand ein Ende zu machen. Dann aber kommt auch namentlich in der ersten Zeit nach dem Fortfall des Soz. Gesetzes, viel darauf an, daß vernünftige Leute die Parteigeschäfte führen und da Berlin , nach Lage der Verhältnisse, Sitz des Parteivorstandes werden soll, es hier aber an nach allen Richtungen hin zweifelhaften Elementen nicht fehlt – die Schippel’schen auf der einen, und die Polizeifreunde auf der anderen Seite – ist es durchaus nothwendig, daß allen Aspirationen ein Riegel vorgeschoben wird dadurch daß die beiden Alten die Kaiserstadt durch ihre Anwesenheit verschönern.
[…]
Nun addio; leb wohl nimm für Dich, und Alles was zum Bau gehört die allerschönsten Grüße und laß mal ein Wort hören.
Treulichst Dein
Paul Singer
Paul Singer (1844-1911) war, wie Engels, Textilfabrikant. Neben Liebknecht und Bebel (den beiden „Alten“) war er einer der populärsten Sozialdemokraten des Kaiserreichs. Seinem Trauerzug am 5. Februar 1911 folgten rund eine Millionen Menschen. Bebel und Liebknecht lebten während des Sozialistengesetzes im sächsischen „Exil“, siedelten dann aber tatsächlich nach Berlin über.
Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 30, Berlin 2013, S. 303-304.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Dear Fred,
engelszungen 11/24
Lieber Freund Engels!
engelszungen 10/24
Lieber Engels
engelszungen 08/24
Lieber Friedrich
engelszungen 07/24
Dear Fred,
engelszungen 06/24
Lieber General!
engelszungen 05/24
Lieber Engels!
engelszungen 04/24
Lieber General!
engelszungen 03/24
Lieber Engels!
engelszungen 02/24
Lieber Friedrich
engelszungen 01/24
Hochgeehrter Genosse!
engelszungen 12/23
Lieber Engels!
engelszungen 11/23