Der dumme August ist der Monat, in dem man die meiste Zeit draußen verbringt.
Wenn ich so durch meine ausgedehnten Liegenschaften im grünen Süden Bochums flaniere und mir die dort lebenden Hobbits und Elfen fröhlich zuwinken, dann frage ich mich schon, ob die viele Sonne gut für mich ist. Meine Mütze wird im Sommer zu meinem privaten Hochofen und die Gedanken zu Eisenerzschlacke. Doch ich werde die Dampfhaube auch nicht abnehmen, denn dann fragen mich die Menschen immer, ob ich mir die Haare schwarz gefärbt habe. Dabei sind die einfach nur verbrannt.
So trage ich also meinen Hitzkopf durch das Auenland und denke mit Wehmut an mein klimatisiertes Gutshaus, in dem mich meine Bediensteten mit sehnsüchtigen Blicken zurückerwarten. Ich bin ein guter Lehnsherr und schicke nicht mehr als drei pro Tag in die Strafkammer. Die anderen kriegen was zu essen und im Sommer sogar Getränke.
Karpfen gegen Anti-Schuppen-Schampoo
Das klingt vielleicht hart, aber im Zuge der Demokratiemüdigkeit unterwerfen sich immer mehr Menschen freiwillig meiner tyrannischen Willkür, denn wenigstens exportiere ich keine Panzer. Außer Paul Panzer, den verkaufe ich demnächst an eine taiwanesische Fischfabrik. Als Karpfen.
Dabei hab ich gar keine Ahnung, wer dieser Paul Panzer eigentlich genau ist. Ich habe nämlich keinen Fernseher zu Hause. Im bin im Sinne des Höhlengleichnisses entrückt von der Welt. Wenn mir jemand sagt, dass das „Sommermädchen“ auf Pro7 nichts als komprimierte Dackelkacke ist, dann ahne ich nur die Bedeutung der Worte. Ich habe auch ehrlich nicht die geringste Ahnung, wer „Daniela Katzenberger“ ist und ob es diese Person wirklich gibt, oder ob sie der pervertierten Fieberfantasie einiger ehemaliger Freunde entsprungen ist. Aus Sicherheitsgründen rede ich jedenfalls nicht mehr mit denen.
Die Erde ist eine linke Kniescheibe
Und ich weiß auch nicht, ob das Programm schlechter geworden ist, denn ich hab schon lange keinen Fernseher mehr. Im letzten Dschungelcamp, das ich noch gesehen habe, waren Shir Khan, Mogli und Balu, der Bär. Ist lange her, aber ich glaube, Mogli wurde am Ende Dschungelkönig.
Es kommen natürlich Leute zu mir, die sagen, es gäbe schon ein, zwei interessante Sendungen auf Spartenkanälen. Zu denen sage ich immer: „Freunde“, sage ich, „ich heirate doch auch keine Frau, nur weil sie eine attraktive linke Kniescheibe hat. Denkt an meine Worte: Daniela Katzenberger hat eine attraktive linke Kniescheibe.“
Dann nicken alle verständnisvoll und leicht angewidert und keiner merkt, dass ich keine Ahnung habe, was ich da grade gesagt habe. Vermutlich hab ich einfach nicht alle Schnitzel in der Pfanne, aber ich sehe nicht ein, wieso ich Geld ausgeben sollte, damit mir jemand auf Knopfdruck ins Wohnzimmer kackt. Dafür habe ich schließlich die Strafkammer für Aufsässige in meinem Hofstaat. Und in meiner Strafkammer sieht es aus, wie im innersten Kreis der Hölle: Es gibt nichts außer einem riesigen Fernseher, einem teuflisch weichen Sofa und schüsselweise frittierter Nahrungsmittel. Trotzdem benehmen sich in letzter Zeit auffällig viele Bedienstete daneben. Keine Ahnung, was mit denen los ist.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Pilze für die Leiste
Sebastian23 zählt an: Dreiundzwanzig – die Video-Kolumne - Poetry 08/12
Die Kindheit ist kompostierbar
Sebastian23 zählt an: Zweiundzwanzig – die Video-Kolumne - Poetry 07/12
Rindfleisch ist die Dummheit der Seifenblase
Sebastian23 zählt an: Einundzwanzig – die Video-Kolumne – Poetry 06/12
14 Pfund Hack sind kein gutes Verlobungsgeschenk
Sebastian23 zählt an: Zwanzig - die Video-Kolumne - Poetry 05/12
Arme amputieren und Brüste anstarren
Sebastian23 zählt an: Neunzehn - die Video-Kolumne - Poetry 04/12
Alle Tiere im Zoo sind nackte Agnostiker
Sebastian23 zählt an: Achtzehn – die Video-Kolumne - Poetry 03/12
Gevatter Kot hat einen neuen Namen
Sebastian23 zählt an: Siebzehn – die Video-Kolumne - Poetry 02/12
Schwule Rehe, die obenrum feucht sind
Sebastian23 zählt an: Sechzehn – die Video-Kolumne – Poetry 01/12
Paarungsriten von Rentnerinnen und Aliens
Sebastian23 zählt an: Fünfzehn – die Video-Kolumne – Poetry 12/11
Hinter jedem Biber ein bisexueller Bär
Sebastian23 zählt an: Vierzehn – die Video-Kolumne –Poetry 11/11
Frauen, die im Stehen auf Delfine pinkeln
Sebastian23 zählt an: Dreizehn – die Video-Kolumne - Poetry 10/11
Eine Mischung aus Sommer und Herbst: Sombrst
Sebastian23 zählt an: Zwölf – die Video-Kolumne - Poetry 09/11
Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24