Gestartet als eine Gefangenenhilfsorganisation, die politisch Verfolgte unterstützt, hat sich Amnesty International zu einer weltweit agierenden und unabhängigen Organisation entwickelt. Auch in Wuppertal gibt es Gruppen, die diesen Einsatz für die Menschenrechte weiterverfolgen. Und das bereits seit den 1960er Jahren, kurz nach dem Aufkommen der Initiative zur Gründung von Amnesty International.
Gegen das Vergessen
Bekannt sind die Eilaktionen: Verletzen Regierungen oder Machthaber individuelle Menschenrechte, dann ruft Amnesty dazu auf, Briefe an die Verantwortlichen zu schreiben. Ähnlich gelagert ist es mit den Briefen gegen das Vergessen: Sie machen auf zum Teil seit Jahren im Gefängnis sitzende Dissident:innen aufmerksam, um auf die Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen und Inhaftierten sowie Angehörigen zu helfen. Die Masse macht’s, ebenso die Ausdauer: „Wir versuchen, bei allem sehr beharrlich zu sein“, sagt Robert Michael Klein, Bezirkssprecher der Gruppe 1126. Wie im Fall eines Gewerkschaftsführers der Lehrer: Esmail Abdi sitzt im Iran wegen seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten und seinen freiheitlichen Überzeugungen seit mehreren Jahren im Gefängnis. Unter dem Motto „Unser Fall“ fordert die Wuppertaler Amnesty-Gruppe seine Freilassung und rückt damit zugleich das Thema Gewerkschaftsfreiheit in den Fokus.
International und lokal
Dass die lokalen Gruppen zu den internationalen Zielen der Organisation beitragen können, davon ist Klein überzeugt: „Natürlich war es in der Coronazeit nicht so einfach, denn wir leben von der Öffentlichkeit.“ Anlässe, zu denen die Menschen ins Gespräch kommen können, sind ein wichtiger Pfeiler ihrer Arbeit, das Thema der Menschenrechte soll im öffentlichen Gespräch, das nicht zuletzt Grundlage der Demokratie ist, präsenter werden. Dafür sorgt die Wuppertaler Gruppe durch Infostände auf Stadtfesten, diverse Aktionen und nicht zuletzt auch durch Veranstaltungen wie im Juni, als mit Dan Yirga Haile der Preisträger des Amnesty Menschenrechtspreises 2022 in seiner Funktion als Generalsekretär der äthiopischen Menschenrechtsorganisation EHRCO in Wuppertal zu Besuch war. Eine lebhafte Diskussion zwischen Befürworter:innen und Kritiker:innen der Organisation entstand – für Klein ein Erfolg: „Wichtig ist, dass ein Dialog entsteht – und weitergeführt wird!“
Zwei Schritte vor, einer zurück
Trotzdem: der Kampf für die Menschenrechte sei häufig eine Geschichte von zwei Schritten vor und einem Schritt zurück. „Es ist wichtig, dabei zu bleiben, sich immer weiter zu engagieren“, sagt Klein, auch wenn sich die Weltlage zu verschlechtern scheint und es so viele Krisenherde gibt. Ukraine, Afghanistan, Iran, Geflüchtete aus Belarus, die immer noch an der polnischen Grenze ausharren – Amnesty International Wuppertal versucht, vielseitig zu reagieren. Lara Textores, Referentin für Pressearbeit im Bezirk Bergisches Land und Mitglied in Wuppertals Amnesty International-Hochschulgruppe, beschreibt ihre Erfahrungen:
„Das Spannende an unserer Arbeit ist, dass immer die Menschenrechte im Fokus stehen, aber jedes Mitglied eigene Interessen und Facetten mit einbringen kann“.
FREMDE BRÄUCHE - Aktiv im Thema
experiment-ev.de | Deutschlands älteste gemeinnützige Organisation für interkulturellen Austausch“ vermittelt Gastfamilienaufenthalte für Schüler, Studenten und Erwachsene.
via-bund.de | Der Verband für interkulturelle Arbeit e.V. versammelt bundesweit über 100 Organisationen, die in der Migrations- und Flüchtlingsarbeit aktiv sind.
ifa.de/foerderungen/elisabeth-selbert-initiative/ | Die 2020 gegründete Elisabeth-Selbert-Initiative, benannt nach einer der „Mütter“ des Grundgesetzes „bietet gefährdeten Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern einen sicheren Ort“.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Rätselhafte Privilegien
Intro – Fremde Bräuche
1 Drama in x Akten
Mit Ideen die Welt retten? – Teil 1: Leitartikel
„Bei uns leben Kinder in einer Scheinwelt“
Entwicklungspsychologin Heidi Keller über Erziehung – Teil 1: Interview
Kommerz Alaaf!
Rebellische Anfänge, affirmative Gegenwart im Karneval – Teil 2: Leitartikel
„Fest und Protest sind sich sehr nah“
Kulturanthropologin Regina Bendix über die Bedeutung öffentlichen Feierns – Teil 2: Interview
Im Bann der Vielfalt
Kölns Mülheimer Kulturbunker – Teil 2: Lokale Initiativen
Typisch Welt
Warum Kultur niemandem gehört – Teil 3: Leitartikel
„Mode ist unser mobiler Schutzraum“
Designerin Bisrat Negassi über Mode als Kultur und Geschäft – Teil 3: Interview
Spielerisch sich selbst erkunden
Das Transformationscafé in Duisburg und Düsseldorf – Teil 3: Lokale Initiativen
Indigenes Recht vs. erneuerbare Energien
Der Kampf der norwegischen Samen gegen Energieparks – Europa-Vorbild: Norwegen
Die weise Frau mit den Gurken
Praktische Lektionen in Sachen Kultur – Glosse
Zusammen und gegeneinander
Teil 1: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
Immer in Bewegung
Teil 3: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Verbunden über Grenzen
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertal und seine europäischen Partnerstädte
Zu Gast in Europas Hauptstadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Die europäische Idee in Studium und Forschung an der Kölner Universität
Europa verstehen
Teil 3: Lokale Initiativen – Initiative Ruhrpott für Europa spricht mit Jugendlichen über Politik
Wasser für Generationen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wupperverband vernetzt Maßnahmen und Akteure für den Hochwasserschutz
Was keiner haben will
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Unternehmen Plastic Fischer entsorgt Plastik aus Flüssen
Korallensterben hautnah
Teil 3: Lokale Initiativen – Meeresschutz im Tierpark und Fossilium Bochum
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 1: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei
Orientierung im Hilfesystem
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum
Ein neues Zuhause
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wuppertaler Tierschutzverein Pechpfoten
Forschung muss nicht quälen
Teil 2: Lokale Initiativen – Ärzte gegen Tierversuche e.V. argumentiert wissenschaftlich gegen Tierversuche